Slant
Tränen in den Augen und schüttelt den Kopf. »Ich weiß es nicht, Schatz. Sag du es mir.« Er hält sie weiterhin fest, als er sich zurückbeugt und dabei fast umgekippt wäre, dann tastet er mit einer Hand in seiner Kleidung nach seinem Pad. Er drückt den Notrufknopf und lässt das Pad alles weitere erledigen.
Penelope und Hiram stehen im Türrahmen, mit verschlafenen Augen und bestürzten Gesichtern.
»Eure Mutter ist krank«, sagt er. Er steht auf, in der einen Hand das Pad, mit der anderen hält er sich die Hose vor den Unterleib. »Ich habe schon die Medos gerufen.«
Chloe kneift die Augen fest zusammen. »Ich kann einfach nicht entfliehen«, sagt sie.
»Wovor?«, fragt Jonathan und kniet sich neben sie. Er hebt ihren Oberkörper und stützt ihn mit den Beinen ab. Dabei fällt ihr Kopf haltlos zurück. Sie schwitzt heftig.
»Vor mir! Ich kann mir einfach nicht entfliehen«, sagt sie.
Penelope kommt mit Waschlappen aus dem Bad zurück. Selbst mit fünfzehn Jahren ist sie in diesem Moment viel ruhiger und gefasster als Jonathan oder Hiram. Sie tupft ihre Mutter ab und gibt leise, tröstende Laute von sich.
»Die Toilette«, sagt Chloe. »Vielleicht weiß sie, was los ist.«
»Psst, Mutter«, sagt Penelope mit ihrer jungen, puddingweichen Stimme. Dann sind die Medo-Arbeiter des Wohnviertels im Haus und im Wohnzimmer. Sie zwängen Chloe sofort in verschiedene diagnostische Gürtel, die sich wie Tentakel um sie winden. Jonathan kann nichts mehr tun, außer sich anzukleiden. Er zieht sich die Hose an.
Hiram wirkt völlig benommen, als wäre er aus einem bösen Traum in einem viel schlimmeren Alptraum erwacht.
Als einige Minuten später die Ambulanz eintrifft, ist Jonathan angezogen. Penelope ist es irgendwie gelungen, ihrer Mutter die Hose überzustreifen, obwohl sie fast völlig von den vielen Armen und Schläuchen der Arbeiter eingedeckt ist.
Die Sanitäterin, eine Schwarze mit kurzgeschorenem rötlichem Haar, teilt Jonathan mit, dass die Arbeiter seiner Frau bereits schnell wirkende Ataraktika verabreicht haben. Sie konnten keine physischen Probleme feststellen, erklärt sie. »Vielleicht hat sie eine Droge nicht vertragen – möglicherweise ein Beschleuniger.«
»Sie hat keine Drogen genommen«, sagt Penelope wütend. Sie steht ein Stück abseits mit fest verschränkten Armen da, als sie ihre Mutter verteidigt.
»Keine Drogen«, bestätigt Jonathan, doch er muss an ihre aggressive Verführung denken.
»Wir haben auch keine Spuren gefunden«, räumt die Frau ein, als Chloe auf eine Trage gehoben wird. Die Arbeiter umschwirren sie, während sie nach draußen gebracht wird. »Am besten in die Klinik. Dort wird man mehr herausfinden.«
»Penelope, du hast jetzt hier das Kommando«, sagt Jonathan im Gehen.
»Ruf uns an, sobald du mehr weißt«, verlangt Penelope. Ihr Gesicht wirkt so bleich und zerbrechlich wie Knochen-Porzellan.
»Sie sind Familienangehörige«, sagt die Sanitäterin, während sie ihr Ende der Bahre an einen uniformierten Mann abgibt. »Hier ist die Notfallnummer Ihrer Mutter.
Sie können sie in der Klinik mit Ihrem Privatcode über Fibe erreichen.«
Chloe öffnet die Augen, als ihr Regentropfen aufs Gesicht fallen. Jonathan ist neben ihr, er wird sie in der Ambulanz begleiten.
»Mein Gott«, sagt Chloe. »Ich hatte es vergessen. Jetzt ist es zurück.«
»Was ist zurück?«, fragt Jonathan. Er kriecht in das Fahrzeug, rempelt einen Sanitäter an, der nur grinst und ihm auf der Rückbank Platz macht.
»Das schwarze Pferd«, sagt Chloe. »Das schwarze Pferd mit den kranken Augen.«
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INSELN
Man kann seine Nase nicht zweimal auf dieselbe Stelle eines Mühlsteins legen. Und es gibt keine Veränderung außer dem Mahlen des Steines. Das wusste mein Großvater. Er lebte von der Veränderung. Für ihn bedeutete sie eine Herausforderung, und die Herausforderung bedeutete Macht.
- Theresa Gates, Die Welt meines Großvaters
1 /
Um drei Uhr morgens taucht Jill wieder auf und beginnt damit, die eingegangenen Anfragen und Befehle abzuarbeiten. Sie ignoriert die Befehle, deren Bedingungen nicht mehr zutreffen,
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