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SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast

SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast

Titel: SLEEP - Ich weiss, was du letzte Nacht getraeumt hast Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa McMann
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total egal, stimmt’s? Du treibst dich immer nur mit diesem Jungen herum.«
    Janie weicht erschrocken zurück, weniger vor der rekordverdächtigen Anzahl an Worten, die ihre Mutter an einem einzigen Tag hervorbringt, sondern vielmehr vor ihrem Tonfall.
    »Oh mein Gott.«
    »Und widersprich mir gefälligst nicht!« Mit zitternden Händen reißt Dorothea ihre Plastikhandtasche auf und durchsucht den Inhalt, wirft Bonbonpapier und Taschentücher auf die Stühle. Es wird schnell klar, dass das, was sie sucht, nicht da ist. Dorothea gibt auf und lässt sich auf einen Stuhl sinken.
    Janie bleibt stehen und beobachtet sie.
    Auch sie zittert ein wenig.
    Sie fragt sich, wie sie damit umgehen soll. Und warum sie das tun sollte. Hast du mir nicht schon genug aufgehalst? , beschwert sie sich bei niemandem. Oder vielleicht bei Gott. Sie weiß es nicht. Aber eines weiß sie mit Sicherheit. Sie ist froh, wenn sie von alldem wegkommt.
    Sie hebt die einzelnen Sachen vom Fußboden auf, steckt sie wieder in die Tasche und nimmt ihre Mutter am Arm.
    »Komm. Du hast doch noch etwas zu Hause, oder?«
    Janie zieht ihre Mutter hoch. »Komm, habe ich gesagt. Wir müssen den Bus kriegen.«
    »Was ist mit deinem Auto?«, fragt Dorothea. »Das hat diese Mädchen gefahren.«
    Janie blinzelt und sieht ihre Mutter an, während sie sie zum Aufzug bringt. »Ja, Mum. Das habe ich ihr doch schon vor Monaten verkauft, erinnerst du dich?«
    »Du sagst mir nie etwas …«
    »Los …« Janie kocht. Ich sage dir nichts? Oder bist du zu betrunken, um dich daran zu erinnern? Sie holt Luft und stößt sie langsam wieder aus. »Komm einfach. Und blamiere mich nicht.«
    »Ja, du mich auch nicht!«
    »Wie auch immer.«
    Janie wirft noch einen flüchtigen Blick über die Schulter zurück in den Gang, wo angeblich ihr Vater liegt, tot oder lebendig. Sie weiß es nicht.
    Es ist ihr auch egal.
    Sie hofft, dass er sich beeilt und stirbt, damit sie sich niemals mit ihm auseinandersetzen muss. Denn soweit sie weiß, machen Eltern nichts als Ärger.

02:10 Uhr
    Auf dem ganzen Heimweg zappelt Dorothea herum wie ein Junkie. Müde wehrt Janie den Traum eines obdachlosen Mitfahrers ab und ist froh, dass es nur eine kurze Fahrt ist.
    Zu Hause steht ihr Koffer vor der Tür.
    »Oh Mann, Carl«, murmelt sie. »Warum musst du immer so verdammt aufmerksam sein?«
    Janies Mutter taumelt in die Küche, kramt eine Flasche Wodka unter der Spüle hervor und wankt wortlos in ihr Zimmer. Janie lässt sie gehen. Morgen, wenn Dorothea in ihrem üblichen Zustand und halbwegs bei Verstand ist, ist noch genug Zeit, um herauszufinden, was es mit diesem Henry auf sich hat.
    Während Janie in ihr Zimmer geht, schreibt sie Carl eine SMS .
    Zu Hause.
    Ohne zu zögern und trotz der späten Stunde antwortet Carl augenblicklich.
    Danke Baby. Liebe dich. Sehen wir uns morgen?
    Sie stellt das Telefon aus.
    »Ja, was das betrifft …«, flüstert sie.
    Sie seufzt, legt das Telefon auf den Nachttisch, stellt den Koffer daneben und lässt sich auf das Bett fallen.

04:24 Uhr
    Janie träumt.
    Ihr Zimmerfußboden ist voller Steine, auf ihrem Bett liegt ein Koffer. Auf jedem Stein steht etwas geschrieben, das Janie aber nur lesen kann, wenn sie den Stein hochhebt.
    Sie nimmt einen. »Hilf mir« steht darauf, auf einem anderen »Carl«.
    »Dorothea. Verkrüppelt. Geheim. Blind.«
    Wenn sie die Steine wieder auf den Boden legt, werden sie größer und schwerer. Bald wird sie auf dem Boden keinen Platz mehr dafür haben, aber sie muss sie trotzdem weiter aufheben und lesen. Auf dem Boden wird es eng und Janie kann kaum noch atmen. Die Steine saugen die Luft aus dem Raum.
    Schließlich legt Janie einen Stein in den Koffer. Er wird so klein wie ein Kiesel.
    Langsam und methodisch nimmt Janie einen Stein nach dem anderen und legt ihn in den Koffer. Es scheint eine endlose Aufgabe. Schließlich kommt sie zum letzten, auf dem steht: »Isolieren.« Sie legt ihn zu den anderen. Er wird zu einem Kiesel, und alle anderen Steine verschwinden.
    Janie starrt den Koffer an. Sie weiß, was sie tun muss.
    Sie verschließt ihn.
    Nimmt ihn.
    Und geht hinaus.

Freitag
4. August 2006, 09:15 Uhr
    Janie liegt im Bett und starrt an die Decke. Sie muss über alles nachdenken. Und über noch eine Sache. Das grüne Tagebuch, die Anhörung, die Gerüchte, das College, ihre Mutter und jetzt auch noch über diesen Henry. Was kommt wohl als Nächstes? Es ist sowieso schon zu viel. Eine vertraute Panikwelle überflutet sie, packt sie an

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