Slide - Durch die Augen eines Mörders
saßen, hat Zane meine Theorie, sie sei ermordet worden, abgetan. Hatte er Angst, ich könnte die Wahrheit herausfinden?
Der rote Fleck auf meinem Teppich. Hat er Matties Spind verwüstet? Er hatte jede Menge Zeit dafür, während ich bei Mr Golden im Zimmer war. Die blutrote Farbe war kein Scherz – das war eine Drohung.
Die ganze Zeit über wollte ich unbedingt glauben, dass ein Junge wie Zane mich nett finden könnte. Mal ehrlich, er ist richtig heiß. Könnte jedes Mädchen haben. Und doch hat er
mich
ausgewählt. War ich zu blind, um den wahren Grund zu erkennen? Dass er mich die ganze Zeit nur benutzt hat, um an Mattie heranzukommen?
Er hat ihren Geburtstag
rot eingekreist. Genau wie den von Sophie.
»O Scheiße.«
Mein Freund ist ein irrer Serienmörder, der Cheerleaderinnen tötet und vermutlich gerade unterwegs zu Samantha ist. Ich muss ihm zuvorkommen. Ich muss Mattie finden. Das einzige Problem ist, dass Samantha am anderen Ende der Stadt wohnt. Das werde ich nie rechtzeitig schaffen.
Ich hole mein Handy aus der Tasche und rufe den einzigen Menschen an, auf den ich mich jetzt verlassen kann. Rollins meldet sich beim zweiten Klingeln.
»Hey Vee, alles klar?«
»Rollins.« Ich kann kaum reden, weil meine Kehle wie zugeschnürt ist. »Rollins, du musst mir helfen.«
»Was ist denn?«
»Kannst du mich abholen? Ich bin bei Zane in der Arbor Lane. Mach schnell, bitte. Sonst passiert etwas Furchtbares.« Ich gehe rückwärts aus der Küche. Wenn ich noch länger auf den blöden Kalender starre, muss ich kotzen.
»Geht es dir gut? Ich komme.«
»Beeil dich. Ich stehe vor dem Haus.«
»Bis gleich.«
Ich versuche wieder und wieder, Mattie anzurufen, aber keiner meldet sich. Ich gehe auf und ab, warte auf Rollins, hoffe, dass die Musik auf der Party nur zu laut ist, um das Handy zu hören. Über die Alternative darf ich gar nicht nachdenken.
Bitte. Bitte lass es nicht zu spät sein.
»So, worum geht es eigentlich?«, fragt Rollins, als ich bei ihm im Auto sitze und er quer durch die Stadt zu Samantha fährt.
Ich denke an die letzte Woche und überlege, wie ich das alles in einem Satz zusammenfassen kann, der für ihn einen Sinn ergibt. Mein Gehirn ist wie taub. Es will einfach nicht richtig arbeiten. »Ich mache mir nur Sorgen um Mattie. Ich hätte sie nicht allein auf die Party lassen dürfen.«
Als wir in die Straße einbiegen, in der Samantha wohnt, ist alles von Autos blockiert.
Rollins knurrt genervt und sieht sich nach einem Parkplatz um. Ich klammere mich an den Türgriff.
»Lass mich einfach hier raus. Wir treffen uns drinnen.«
»Sicher?« Rollins klingt skeptisch, doch statt zu antworten reiße ich die Tür auf und springe aus dem Auto. Dann laufe ich zum Haus. Selbst wenn ich noch nie hier gewesen wäre – und das war ich in einem früheren Leben tausendmal –, würde ich ihr Haus mühelos erkennen. Alle Lampen brennen, Musik dröhnt heraus. Ein paar ältere Jungs stehen auf der Veranda und trinken Bier.
»Hey, Pinky«, nuschelt einer im Footballtrikot. »Bier gefällig?«
»Habt ihr meine Schwester gesehen?«
Er grinst. »Deine Schwester? Ist die genauso süß wie du?« Er greift nach meiner Schulter. Ich gucke böse, und er nimmt die Hand wieder weg. »Schon gut, schon gut.«
Ich dränge mich an ihnen vorbei ins Haus. Die Musik lässt die Wände erzittern, es ist mehr ein Gefühl als ein Geräusch. Ich rieche Zigaretten und Gras, schales Bier und Schweiß.
In der Diele drängen sich betrunkene Jugendliche. Ich halte Ausschau nach Mattie, aber sie ist nirgendwo zu sehen. Besorgt zwänge ich mich an Cheerleaderinnen und Sportlern vorbei, die sich den Alkohol gegenseitig von den Körpern lecken. In der Küche saufen ein paar Idioten aus einer Bierbong.
Durch die Glastür, die auf die Terrasse führt, sehe ich ein weißes T-Shirt hinter einem Baum verschwinden. Angestrengt schaue ich in die Dunkelheit. Eine Gestalt schießt hervor und läuft durch den Lichtstrahl, der aus einem Zimmer im ersten Stock fällt. In diesem Sekundenbruchteil erkenne ich ihn.
Zane.
Und er trägt etwas bei sich.
Ich öffne die Tür und trete in den kühlen Abend. Der Wind raschelt in Bäumen und Büschen. Zane ist verschwunden. Langsam gehe ich über die Terrasse und schaue hinunter.
»Zane?«, rufe ich unsicher. »Komm heraus, damit ich dich sehen kann.«
Eine Gestalt tritt hinter einem Baum hervor. Es ist Zane, sein Gesicht wird vom Lichtschein erleuchtet. Er sieht bestürzt aus. »Was
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