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Slide - Durch die Augen eines Mörders

Slide - Durch die Augen eines Mörders

Titel: Slide - Durch die Augen eines Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Hathaway
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flüstere ich. Wir sitzen lange da, und ein elektrischer Strom fließt von seinen Fingern in meine und wieder zurück.
    Als es klopft, zucken wir beide zusammen. Mein Dad sagt in seltsamem Ton: »Vee? Du hast noch einen Besucher.«
    Ich ziehe die Hände weg und stehe auf.
    Zane tritt ins Zimmer und sieht uns verwirrt an. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, obwohl ich nichts getan habe.
    »Hallo«, sage ich zu laut. »Hm, Rollins, ich glaube, du kennst Zane noch nicht. Zane, das ist mein bester Freund Rollins.«
    Rollins steht auf. Die beiden beäugen einander misstrauisch. Schließlich streckt Zane die Hand aus, die Rollins widerwillig ergreift.
    »Rollins wollte gerade gehen«, sage ich unvermittelt und begreife erst dann, wie unhöflich es klingt. Ich will meine Worte zurücknehmen und ihn bitten zu bleiben, aber er geht schon zur Tür. Er hält inne und bleibt vor Zane stehen.
    »Sei nett zu ihr«, sagt er mit einer leisen Drohung in der Stimme. Er ist verschwunden, bevor Zane antworten kann. Traurigkeit breitet sich in mir aus. Ich bin mir nicht sicher, ob es zwischen uns jemals wieder so sein kann wie früher – jedenfalls nicht so lange Zane dabei ist.
    »Sorry«, sage ich zu Zane, ohne zu wissen, wofür ich mich eigentlich entschuldige. Vermutlich hat unser Zusammensein etwas verdächtig ausgesehen, und er soll nicht glauben, ich empfände irgendwelche romantischen Gefühle für Rollins. Er ist nur mein Freund. Mein bester Freund auf der ganzen Welt.
    »Keine Sorge«, sagt Zane, legt die Arme um meine Taille und vergräbt den Kopf in meinem Haar. »Er will dich beschützen, das habe ich schon verstanden. Das würde ich auch tun.«
    Seine Lippen berühren meine.
    »Eine Sekunde«, sage ich und hebe warnend den Finger. Dann stoße ich die Tür zu und schmelze in seinen Armen dahin.
     
    Ich schaue auf den Wecker, es ist fast sechs. Stöhnend erinnere ich mich, dass Samantha Phillips uns in einer Stunde abholen kommt. Die Vorstellung, nach so langer Zeit auf eine Cheerleader-Party zu gehen, ist geradezu lächerlich.
    Zane berührt meine Lippen. »Was ist los?«
    »Ach, ich muss heute Abend auf diese Party gehen. Mit meiner Schwester. Sie hat Geburtstag.«
    Ein Schatten huscht über sein Gesicht. »Ich dachte, du machst dir Sorgen um Mattie. Wir wollten doch zu Hause bleiben und Filme ansehen.«
    »Ich weiß, aber es ist besser so. Sie muss mal aus dem Haus raus. Ich bin ja bei ihr, da kann nichts passieren. Wenn du möchtest, kannst du mitkommen.«
    Er hält kurz inne. »Gut, ich bin dabei. Aber könntest du zuerst bei mir vorbeikommen? Ich möchte dir etwas zeigen.«
    »Du kannst es mir auch jetzt zeigen«, sage ich im Scherz, doch er bleibt ernst. »Natürlich komme ich rüber. Samantha kann mich absetzen. Dann fahren wir mit deinem Auto zur Party.«
    Zane lächelt breit, beugt sich vor und drückt seine Lippen auf meine. Ich sinke in mein Kopfkissen, verliere mich ganz im Augenblick.
    Da fliegt die Tür auf. Verblüfft rücken wir voneinander weg. Mein Vater steht in der Tür, verlegen, aber auch ziemlich sauer. Er räuspert sich.
    »Sylvia, dein Freund sollte jetzt nach Hause gehen.«
    »Mein Gott, Dad, könntest du nächstes Mal vielleicht anklopfen?« Ich schiebe mir das Haar hinters Ohr und werfe Zane einen entschuldigenden Blick zu.
    »Schon in Ordnung«, sagt er und streicht seine Kleider glatt. »Ich muss ohnehin los.« Er nickt meinem Vater zu, murmelt etwas von wegen sehr erfreut und eilt aus dem Zimmer. »Bis heute Abend, Vee.«
    Mein Vater sieht mich streng an. »In fünf Minuten unten.«
    Ich stöhne.
    Als ich aufstehe, bemerke ich einen roten Fleck auf dem Teppich neben meinem Bett. Ich knie mich hin und untersuche ihn. Ich kann ihn nicht wegreiben, es ist Farbe. Rote Farbe.
    Sehr merkwürdig.
    Bevor ich zu meinem Vater gehe, reibe ich mit einem nassen Waschlappen an der Farbe herum. Der Fleck will einfach nicht verschwinden. Vanessa wird einen Tobsuchtsanfall bekommen.
     
    Wann immer es Probleme gibt, bestellt mich mein Vater in sein Arbeitszimmer. Vielleicht meint er, es sei ein psychologischer Vorteil, weil wir uns in seinem Revier befinden.
    Ich bleibe auf der Schwelle stehen, während er zu Ende tippt. Er lässt mich ein bisschen warten, bevor er meine Gegenwart zur Kenntnis nimmt. Dann deutet er auf einen Stuhl.
    »Ich habe nie Regeln aufgestellt, was Jungen in deinem Zimmer betrifft«, sagt er nach einer langen Pause. »Bis heute war es auch nicht nötig.«
    »Bei Rollins war es nie ein

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