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Slide - Durch die Augen eines Mörders

Slide - Durch die Augen eines Mörders

Titel: Slide - Durch die Augen eines Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Hathaway
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entgegen und schaut Zane länger an, doch er beachtet sie gar nicht. Seine Augen sind auf mich fixiert.
    »Als ich klein war, habe ich hier gewohnt. Dann ist mein Vater gestorben, und wir sind zu meiner Großmutter nach Chicago gezogen.«
    Unangenehm. Es ist immer so
unangenehm
, wenn jemand den Tod erwähnt, vor allem wenn man denjenigen nicht gut kennt. Fremde sagen immer, es tue ihnen sooo furchtbar leid, dass meine Mutter gestorben ist. Aber es ist falsch zu denken, dass der Tod nur ein Verlust ist. Er ist auch etwas, an dem man wächst. Der Tod ist immer da und flüstert einem ins Ohr. Er lebt überall; in deinen Erinnerungen, in allem, was du denkst und sagst und fühlst und wünschst. Er ist immer da.
    Ich weiß, es gibt keine Worte, die den Tod angenehm erscheinen lassen. Er ist, wie er ist.
    »Das ist Mist«, sage ich.
    Er nickt schweigend.
    Wir stehen vor der Tür von Mr Goldens Klassenzimmer.
    »Da wären wir.«
    »Du kannst dich ja kaum noch beherrschen vor Aufregung«, sagt er lächelnd und macht die Tür auf.
    Das Zimmer sieht eher aus wie ein Wohnzimmer als wie ein Klassenzimmer. Mr Golden rettet und renoviert alte Sofas, auf denen wir dann bei unseren Diskussionen sitzen können. Die Wände sind mit allem Möglichen dekoriert. Poster von Freud und Diagramme des menschlichen Gehirns wechseln sich ab mit alten Konzertplakaten von
Jimi Hendrix
und
The Doors
. Er hat sogar eine Schwarzlichtlampe, die er bei besonderen Gelegenheiten einschaltet. In einer Ecke lauert eine riesige grüne Pflanze, die aussieht, als könnte sie mich mit Haut und Haaren verschlingen.
    »Scheint, als hätten wir einen Neuen«, dröhnt Mr Golden. »Such dir einen Platz aus. Sitzordnungen sind nicht mein Ding.«
    Zane lässt sich auf einen Sitzsack fallen. Er ist so groß, dass seine Knie fast das Kinn berühren. Die Mädchen glotzen heimlich oder ganz offen. Ich spüre ein leises Vergnügen, als er mich anschaut und grinst.
    Rollins hockt auf einem orangen Sofa in der Ecke und kritzelt in seinem Buch. Ich setzte mich neben ihn und hole meinen Notizblock heraus. Mr Golden lässt uns zwar sitzen, wo wir wollen, aber bei den Klausuren fragt er viel aus seinen Vorträgen ab. In der letzten hatte ich nur eine Drei, also sollte ich besser zuhören, was er über klassische Konditionierung zu sagen hat.
    »Wer ist das?«, fragt Rollins leise und nickt zu Zane hinüber. Er braucht sich keine Notizen zu machen, weil er eine Art fotografisches Gedächtnis hat. Er erinnert sich nicht nur daran, was er gesehen, sondern auch was er gelesen, gehört und sogar gerochen hat. Wenn man ihn fragt, was es letzten Dienstag zu Mittag gab, weiß er noch genau, wie eklig der verbrannte Hackbraten gerochen hat.
    »Zane Huxley«, flüstere ich, als Mr Golden sich die Nase putzt. »Er ist neu. Hab ihn bei der Krankenschwester getroffen. Hatte mir das Knie aufgeschnitten.«
    Rollins schaut sofort zu meinem Bein. »Alles in Ordnung?«
    »Ja, schon gut. Hab mich unter der Tribüne auf eine kaputte Bierflasche gekniet. Nicht so wild. Wo warst du eigentlich in der Mittagspause?«
    Rollins lässt sich Zeit mit der Antwort. Er weiß, dass mehr hinter meiner Geschichte steckt, aber ich will das Gespräch, das ich mitgehört habe, nicht wiederholen. Es ist zu deprimierend.
    Er zupft an seinem Lippenpiercing. »Ich habe gerade die letzte Ausgabe von
Angst und Schrecken in der Highschool
gedruckt. Meine beste Arbeit, wenn ich das sagen darf.« Der Stolz in seiner Stimme ist nicht zu überhören. Rollins gibt ein eigenes Magazin heraus, in dem er Konzerte bespricht und über das grauenvolle Leben an der Highschool berichtet. Es ist komplett selbstgemacht, quasi eine Collage aus seinen Tagebüchern und Zeichnungen.
    »Ooooh, kann ich eins haben?«
    »Ich hab sie im Spind. Ich gebe dir nachher eins.«
    Mr Golden stürzt sich wieder in seinen Vortrag. Am Ende der Stunde habe ich eine ganze Seite vollgeschrieben.
    Als es klingelt, spricht er lauter: »Denkt bitte daran, den Abschnitt über die verschiedenen Motivationstheorien zu lesen. Am Montag könnte es unter Umständen einen Test dazu geben.«
    Ich stopfe gerade meinen Notizblock in den Rucksack, als Mr Golden mich anspricht.
    »Sylvia, könnte ich kurz mit dir reden?«
    Rollins piekt mich in den Rücken. »Bis später.«
    Als wir allein sind, hockt sich Mr Golden auf ein Sofa und verschränkt die Arme. Ich bleibe mitten im Zimmer stehen und frage mich, was er von mir will. Insgesamt stehe ich auf einer Zwei

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