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Small World (German Edition)

Small World (German Edition)

Titel: Small World (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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und ins Bett zu legen, brachte ihm Tee, blieb bei ihm, bis er wieder eingeschlafen war, und ging ins Stationszimmer an den Monitor zurück. Bis zum nächsten Mal.
    Was Dr. Kundert bei der Auswertung der Aufzeichnungen dieser Nacht beunruhigte, war die Tatsache, daß Konrads Englisch schlechter geworden war. Er suchte lange nach den Wörtern und vermischte es mit Französisch und etwas Spanisch.
    Auch daß er ins Bett gemacht hatte, war kein gutes Zeichen. Konrad Langs gelegentliche Inkontinenzprobleme hatten bisher mit seiner Apraxie zusammengehangen, der Unfähigkeit von Alzheimerpatienten in einem fortgeschrittenen Stadium, komplexe Handlungsabläufe durchzuführen. Aber mit der Unterstützung des Pflegepersonals hatte ihm das bisher keine größeren Schwierigkeiten bereitet.
    Jetzt stand zu befürchten, daß sein Gehirn die Kontrolle über seine Körperfunktionen zu verlieren begann.
    Dr. Kundert rechnete damit, daß sich der Zustand des Patienten verschlechterte. Als an diesem Nachmittag zur gewohnten Zeit Simone ihre Fotositzung mit Konrad hatte, sah er besonders gespannt am Monitor dabei zu.
    Nach ein paar Minuten wußte er, daß sich seine Befürchtungen bestätigt hatten. Konrad Lang interessierte sich zwar für die Fotos, die ihm Simone zeigte, aber wie jemand, der sie zum ersten Mal sah. Kaum eine der Standardfragen konnte er beantworten, und kaum eine seiner Standarderklärungen kam vor. Immer wieder mußte Simone die für diesen Fall vereinbarten Hilfestellungen bieten. Und immer häufiger schickte Simone einen ratlosen Blick zum versteckten Objektiv hinauf.
    Als sie zu dem Foto mit dem Kabriolett kam, hielt es Kundert nicht mehr auf seinem Stuhl aus. Er stand auf und stellte sich so dicht wie möglich vor den Monitor.
    Sie stellte ihre gewohnte Frage: »Und das hier ist Elvira?«
    Konrad zögerte wie jedes Mal. Aber diesmal offensichtlich nicht, um Simone zappeln zu lassen, sondern weil er es sich tatsächlich überlegen mußte.
    Doch dann nickte er und schmunzelte. Simone schmunzelte erleichtert mit und Kundert vor dem Monitor auch.
    Konrad Lang zeigte auf Konis Haarbüschel hinter dem linken Kotflügel und sagte: »Tomikoni.«
    Dann zeigte er auf Tomi in der Lücke zwischen dem linken Scheinwerfer am vorderen Kotflügel und dem Kühler und grinste. »Konitomi.«
    Simone improvisierte. Sie zeigte auf den versteckten Buben, den ihr Konrad bisher immer als »Koni« erklärt hatte, und fragte: »Koni?«
    Konrad schüttelte amüsiert den Kopf und prägte ihr ein: »Tomi.«
    »Und wie schnell fährt der Mercedes?« fragte sie.
    »Keine Ahnung.«
    Kundert und Simone schauten sich zusammen die Fotos an. »Als Sie auf Koni zeigten, sagte er ›Tomikoni‹?«
    »Und als ich auf Tomi zeigte, ›Konitomi‹«, ergänzte Simone.
    »Er wollte vertuschen, daß er nicht mehr wußte, welcher der beiden sich wo versteckt.«
    »Und weshalb hat er dann die Namen vertauscht, als ich nachhakte?«
    »Da hatte er den Trick mit Tomikoni und Konitomi bereits vergessen.«
    Simone war entmutigt. »Heißt das, die Behandlung wirkt nicht?«
    »Sie kann noch nicht gewirkt haben. Es bedeutet nur, daß die Krankheit ihren Lauf nimmt. Aber über POM 55 sagt es nichts aus. Es bedeutet, daß eine weitere Verbindung von Nervenzelle zu Nervenzelle gekappt worden ist, bevor das Mittel wirken konnte. Wir haben einfach Pech gehabt.«
    »Vor allem Konrad.«
    »Vor allem er.«
    Beide schwiegen. Dann sagte Simone: »Stellen Sie sich vor, es wirkt und es ist nichts mehr da.«
    Die Vorstellung war Kundert nicht fremd.
    Koni sah alle Gesichter im Zimmer. Sie schauten ihn von der Tapete aus an und von den Vorhängen. Die meisten waren böse. Einige waren lieb und böse. Ganz wenige waren nur lieb.
    Wenn er sich nicht bewegte, sahen sie ihn nicht und konnten ihm nichts tun.
    Das Licht löschen nützte nichts. Dann kamen andere Gesichter. Solche, die Grimassen schnitten mit dem Wind. Und auch Tiere kamen dann, die auf dem Stuhl lauerten. Deswegen war es besser, das Licht nicht zu löschen. So konnte man die Gesichter im Auge behalten. Und so lagen auf dem Stuhl nur seine Kleider.
    Die Hoffnung, daß es sich bei Konrads Veränderung nur um ein vorübergehendes Tief gehandelt hatte, zerschlug sich in den nächsten Tagen.
    Dr. Kunderts Tests ergaben eine deutliche Verschlechterung praktisch aller gemessenen Hirnwerte. Und auch physiologisch hatte ein Rückschritt stattgefunden. Eine Diagnose, die ihm auch der Physiotherapeut bestätigte.
    Der Bericht

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