Smaragdjungfer
endlich gelungen ist, die Passwörter von dem Ding zu knacken, habe ich einen verborgenen Dateiordner mit der Bezeichnung ›Smaragdjungfer‹ gefunden. Als ich versucht habe, den zu öffnen, verlangte er die Eingabe eines Passworts innerhalb von zehn Sekunden, sonst würde er sich löschen.«
»Und das kanntest du nicht.«
Linda zuckte mit den Schultern. »Woher auch? Jemand der allein schon drei verschiedene Hochsicherheitspasswörter fürs BIOS und den Desktop benutzt, nimmt garantiert ein viertes für so eine offensichtlich wichtige Datei. Ich habe natürlich das erste Passwort eingegeben, das sich als falsch erwies. Da verlangte das System in nur noch fünf Sekunden das richtige. Ich habe versucht, den Vorgang abzubrechen, aber daraufhin löschte sich der gesamte Ordner. Und bei einem Laptop nützt es leider nichts, den Stecker zu ziehen, solange der Akku noch aufgeladen ist.« Sie schüttelte bedrückt den Kopf. »Für eine Hostess hatte Frau Stojanovic entschieden zu viel und zu fundierte Computerkenntnisse. Einen solchen Mechanismus zu programmieren, schafft nur ein Profi, aber nicht Ottilie Normal-PC-Userin. Das passt zu der falschen Identität. In jedem Fall müssen sich in diesem ›Smaragdjungfer‹-Ordner Informationen befunden haben, von denen sie nicht wollte, dass irgendjemand außer ihr darauf zugreifen kann.«
Fischer seufzte frustriert. »Und die sind jetzt vollständig zerstört?«
Linda nickte. »Ich habe versucht, sie zu rekonstruieren, aber dieser Sicherheitsvirus hat in Windeseile die gesamte Festplatte formatiert und auf keinen Befehl mehr reagiert. Da war nicht mal mehr der Geist einer Datei übrig.«
»Scheiße.«
»Du sagst es. Ich vermute, dass nicht nur dieser eine Dateiordner brisante Infos enthielt, sondern auch einige andere. Sonst wäre es nicht nötig gewesen, gleich die ganze Festplatte zu formatieren.«
»Vielleicht gibt es eine Sicherungskopie«, überlegte Paula. »Höchstwahrscheinlich sogar. Niemand, der so extrem wichtige Daten auf seinem PC hat, fertigt davon keine Sicherungskopie an. Allein schon, falls das System abstürzt oder der Laptop geklaut wird. Ich bin mir sicher, dass es irgendwo eine gibt. Auf CD-ROM, USB-Stick, Minidisk, SD-Karte oder was auch immer.«
»Das denke ich auch«, stimmte Linda ihr zu. »Aber bisher haben Majas Leute nichts gefunden.«
Maja schüttelte den Kopf. »Wir werden morgen noch mal gezielt danach suchen. Wahrscheinlich ist sie extrem gut versteckt. Ansonsten hat die bisherige Auswertung der Spuren keine neuen Ergebnisse gebracht. Bis auf das Collier und die angebliche Leihquittung. Wir haben sie gründlich untersucht. Das Collier, das die Tote auf ihren Bewerbungsfotos bei Severin trägt, ist dasselbe wie auf Kastors Kaufquittung, die aber auf ein halbes Jahr später datiert und demnach gefälscht ist. Das ist auch die Unterschrift der Toten auf der angeblichen Leihquittung. Und zwar ohne jeden Zweifel.«
Bevor noch jemand etwas sagen konnte, klingelte Roemers Handy. Er warf einen Blick auf das Display und zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Herr Breitenbach. Was kann ich für Sie tun?« Er lauschte einen Moment. »Augenblick bitte. Wir sind gerade bei der Besprechung. Ich schalte Sie auf Lautsprecher.«
»Ich verlange eine Erklärung, warum trotz meiner gegenteiligen Anordnung immer noch gegen Kastor ermittelt wird«, ertönte Sekunden später Breitenbachs Stimme. Der Staatsanwalt war äußerst ungehalten. »Er hat Beschwerde dagegen eingereicht, dass Frau Rauwolf ihn schon wieder belästigt hat. Wenn Sie sich nicht ab sofort strikt an meine Anweisungen halten –«
»Ich habe die weitere Ermittlung angeordnet«, unterbrach ihn Roemer. »Und zwar weil sich herausgestellt hat, dass Herr Kastor eine falsche Identität benutzt. Außerdem steht er immer noch unter Mordverdacht.«
»Haben Sie dafür Beweise? Was ist mit der zweiten Person am Tatort, die Sie in Ihrem Bericht erwähnen?«
»Für uns, Herr Breitenbach, sind die Indizien gegen Herrn Kastor – oder wie immer er heißt – nach wie vor hinreichend für einen begründeten Tatverdacht, zumindest als Tatbeteiligter. Wir haben zwar Fingerabdrücke und auch Blutspuren einer weiteren Person gefunden, die aber nicht in unserer Datenbank ist. Dass die Tatwaffe noch nicht gefunden wurde, entlastet Herrn Kastor keineswegs.«
»Trotzdem werden Sie nicht gegen ihn ermitteln. Das ist eine offizielle Anordnung. Haben Sie das endlich verstanden?«
Roemer atmete tief durch. »Sie
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