Smaragdjungfer
vor.«
»Ja. Aber es gibt Dinge, die sind sehr viel schlimmer als Einsamkeit. Für mich zumindest.«
»Ich glaube, ich weiß, was du meinst.«
»Mit Sicherheit. Nach allem, was du durchgemacht hast, weil du gegen deinen Kollegen ausgesagt hast. Und, Lukas, was ich dir von Anfang an hätte sagen sollen: Du hast meinen vollsten Respekt dafür, dass du den Kollegen nicht hast davonkommen lassen. Hätte ich genauso gemacht.«
Er blickte sie nachdenklich an. »Wie es aussieht, hat man wohl versucht, uns gegeneinander auszuspielen. Vielmehr aufzuhetzen.«
»In der Tat. Sigurd hat vorgeschlagen, dass wir gerade deshalb zusammenhalten und uns gegen den Rest der Welt verbünden sollten.«
»Klingt nach einer guten Idee.«
»Na, dann setzen wir sie mal in die Tat um und rücken Kastor gemeinsam auf den Pelz.«
Sie stiegen aus dem Wagen und gingen zur Wohnung des Nachtclubbesitzers. Paula klingelte Sturm. Kastor riss wütend die Tür auf, verkniff sich aber, was er hatte sagen wollen, als er erkannte, wer vor ihm stand.
»Sie schon wieder. Und diesmal mit Verstärkung. Haben Sie Angst vor mir, Frau Kommissarin?«
»Hätte ich Grund dazu?«
»Haben Sie?« Er grinste überheblich.
»Wie Ihnen Ihr Handlanger hoffentlich mitgeteilt hat, ist Ihr Einschüchterungsversuch glatt in die Hose gegangen. Ihre anonyme Drohung hat das genaue Gegenteil bewirkt. Ich habe Sie noch gründlicher unter die Lupe genommen. Und es dürfte Sie kaum überraschen, dass ich dabei festgestellt habe, dass Sie gar nicht existieren. Ihr Name und Ihr ganzer Lebenslauf sind von vorne bis hinten erfunden. Sorgfältig genug, dass sie jeder oberflächlichen und auch der einen oder anderen tieferen Überprüfung standhalten, aber nicht sorgfältig genug. Und wer Sie wirklich sind, kriege ich auch noch raus.«
Kastors Überheblichkeit verschwand. »Sie machen einen großen Fehler, Frau Rauwolf.«
Paula sah Lukas an. »Klang das für dich nicht auch gerade wie eine Drohung?«
»Unbedingt. Herr Kastor, ich wäre an Ihrer Stelle sehr vorsichtig damit, Beamten in dieser Form zu drohen.«
»Das war keine Drohung, sondern eine gut gemeinte Warnung. Sie haben keine Ahnung, womit Sie es hier zu tun haben.«
Paula trat aggressiv einen Schritt auf ihn zu. »Mit einem Mörder, der eine Menge zu verbergen hat. Und glauben Sie mir, Kastor, ich kriege Sie. Und wenn es das Letzte ist, was ich tue.« Sie trat zurück und ließ ihm keine Zeit zu antworten. »Falls es noch etwas gibt, das wir Ihrer Meinung nach wissen sollten – zum Beispiel ein Geständnis – wir sind ganz Ohr.«
»Ich habe Ihnen nichts zu sagen. In Abwesenheit meines Anwalts schon gar nicht.«
»Wie Sie wollen. Wir sehen uns, Herr Kastor. Spätestens, wenn wir Ihre wahre Identität kennen. Bis dahin wünsche ich Ihnen eine schöne Zeit – bis zur lebenslangen Freiheitsstrafe.«
Paula und Lukas warteten eine Antwort nicht ab und kehrten zu ihrem Wagen zurück
»Dem Kerl ist zumindest vorübergehend das Grinsen vergangen.« Lukas klang sehr zufrieden, beinahe schadenfroh. Offenbar ärgerte er sich genauso über Kastors Überheblichkeit wie Paula. »Was tun wir als Nächstes?«
»Wir besuchen Herrn Sören Kronenberg und befragen ihn zur Kameliendame und zweimal Französisch plus Extras.«
Kastor schloss die Tür hinter den Beamten und griff zum Handy.
»Die Kommissarin wird langsam zu einem wirklich großen Problem«, teilte er dem Chef mit. »Sie hat rausgefunden, dass meine Identität nicht stimmt. Zwar hat sie noch keinen Anhaltspunkt für die echte, aber so, wie ich sie mittlerweile einschätze, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie die aufdeckt.«
»Verdammter Mist! Wie ist sie dahintergekommen?«
»Ich habe nicht die geringste Ahnung. Bisher dachte ich, meine Vita wäre wasserdicht. Aber die Frau hat leider einen phänomenalen Blick fürs Detail. Irgendwas muss ihr aufgefallen sein, das wir übersehen haben.«
Ein gereiztes Knurren. »Du weißt, dass wir nicht jedes Detail glaubhaft fälschen können. Trotzdem hätte deine Legende funktionieren müssen.«
»Hat sie auch. Zwei Jahre lang. Aber dann kam Kommissarin Paula Rauwolf. Ich sehe nur noch eine Möglichkeit, sie uns vom Hals zu schaffen.«
»Ich auch. Nachdem die weiche Tour offensichtlich nicht wirkt, bleibt uns nur noch die harte, bevor die Sache eskaliert. Und das ausgerechnet jetzt, wo der große Deal unmittelbar bevorsteht. Ist damit wenigstens alles in Ordnung?«
»Bis jetzt läuft alles nach Plan.«
»Was
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