Smaragdjungfer
entfernt, wo gerade ein Parkplatz frei geworden war. Es war ein paar Minuten nach acht. Sie wollte sich auf die Schnelle noch etwas zu essen und einen starken Kaffee genehmigen. Möglicherweise würde die Suche nach der Sicherungskopie Stunden dauern, da konnte sie sich Müdigkeit nicht leisten.
Sie schloss den Wagen ab und zog ihre Jacke fester um sich. Es war längst dunkel. Vom Meer wehte eine kalte Brise und rauschte in den Bäumen. Der Himmel war sternenklar. Paula erkannte den Großen Bären und den Polarstern. Die Zeit der Sternschnuppen war leider vorüber. Selbst wenn jetzt noch eine gefallen wäre, Paula hätte nicht gewusst, was sie sich wünschen sollte. Soweit es persönliche Wünsche betraf. Beruflich wünschte sie sich, Jasmin Stojanovics Mörder zur Strecke zu bringen. Möglichst vorgestern.
Das Klappen mehrerer Autotüren lenkte ihren Blick zur Seite. Drei Männer waren aus einem dunkelroten Toyota gestiegen und kamen auf sie zu. Einer hielt einen Baseballschläger in der Hand. Aber auch ohne dieses Accessoire war ihr klar, was die Typen vorhatten.
Ihr reflexartiger Griff zum Gürtel, wo sie normalerweise ihre Dienstwaffe trug, erinnerte sie daran, dass sie die abgenommen und in ihre Schultertasche gesteckt hatte, um sie ohne Aufsehen mitnehmen zu können. Normalerweise nahm sie die Waffe nicht mit nach Hause, sondern schloss sie in der Dienststelle in einem Sicherheitsfach ein. Bis sie sie jetzt aus der Tasche geholt und in Anschlag gebracht hätte, wären die drei Kerle schon über ihr. Erst recht blieb ihr keine Zeit, den Schlüssel aus der Jackentasche zu ziehen, die Haustür aufzuschließen und ins Haus zu flüchten.
Scheiße!
Paula fühlte, wie sich ihr Magen in den vertrauten Eisklumpen aus Angst verwandelte und ihr Mund trocken wurde. Ihre Hände begannen zu zittern. Verdammt! Eine Panikattacke konnte sie sich jetzt nicht leisten. Sie rannte zur Haustür und presste die flache Hand auf jeden Klingelknopf, den sie erreichen konnte.
»Feuer! Polizei! Hilfe! Feuer«, brüllte sie.
Wenn man nur »Hilfe« ruft, reagieren die Leute meistens nicht, entweder aus Angst oder weil sie das nicht ernst nehmen. Aber bei »Feuer« hat man sofort die Aufmerksamkeit aller.
Leider reagierten darauf auch die drei Männer. Als Paula losgelaufen war, hatten auch sie ihre Schritte deutlich beschleunigt und sie erreicht, als sie auf die Klingeln drückte. Sie schlugen sofort zu.
Eine Faust traf sie ins Gesicht. Paula schrie. Nicht nur vor Schmerz, sondern auch, weil das ihre Bauchmuskeln anspannte und die schlimmste Wirkung des Magenhakens milderte, zu dem der zweite Mann ausholte und eine Sekunde später traf. Der Dritte holte mit dem Baseballschläger aus. Sie duckte sich, so tief es ging. Der Schläger krachte eine Handbreit über ihrem Kopf gegen die Mauer.
Weitere Schläge trafen sie. Paula versuchte auszuweichen, hatte aber nicht genug Raum dafür, weil die drei Angreifer sie nicht aus dem Hauseingang herausließen. Sie schützte ihren Kopf mit den Händen und fühlte nur noch Panik, weil sie nicht entkommen konnte und auch nicht zur Gegenwehr fähig war, ohne sich eine möglicherweise tödliche Blöße zu geben.
Fenster wurden aufgerissen und sie hörte undeutlich die Stimmen ihrer Nachbarn. Der Mann mit dem Baseballschläger holte zum nächsten Schlag aus. Diesmal würde er treffen und ihr die Knochen brechen. Oder den Schädel zertrümmern.
»Sie hätten die Warnung beherzigen und Kastor in Ruhe lassen sollen.«
Sie verstand den Satz kaum, weil eine Faust ihr Ohr traf. Der Schmerz war so heftig, dass sie für einen Moment nichts sehen konnte. Undeutlich nahm sie wahr, dass einer der Schläger plötzlich zu ihren Füßen lag und sich vor Schmerzen krümmte. Auch der erwartete Schlag mit dem Knüppel blieb aus. Dafür hörte sie ein wütendes Knurren und die Schmerzensschreie ihres Angreifers.
Als sich ihre Sicht klärte, sah sie einen Rottweiler, der sich in den Arm des Typen verbissen hatte, der sie mit dem Baseballschläger attackiert hatte, und wütend seinen Kopf hin und her ruckte, ohne den Arm des Mannes loszulassen. Der brüllte gepeinigt, als Muskeln und Sehnen nacheinander zerfetzt wurden.
Ein Mann im dunkelblauen Trainingsanzug machte gekonnt den dritten Kerl fertig, der so dumm gewesen war, den Baseballschläger aufzuheben, den sein Kumpel hatte fallen lassen. Ihr Retter entwand ihm den mit Leichtigkeit und schlug ohne zu zögern zu. Der Angreifer schrie auf, als er reflexartig den
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