Smaragdjungfer
ist mit den Daten?«
»In Jasmins Wohnung konnte ich noch nicht nachsehen, da ist immer noch die Polizei zugange. Und sie hatte keine Zeit, die an einem anderen Ort zu verstecken.«
»Wir müssen die Daten haben. Unter allen Umständen. Durchsuch die Wohnung noch heute.«
»Wäre es nicht besser, damit bis nach dem Deal zu warten?«
»Nein. Die Daten sind wichtiger. Heute. Du weißt, was du zu tun hast.«
»Vollkommen.«
Und danach würde Paula Rauwolf kein Problem mehr sein.
Die Befragung von Sören Kronenberg – dem einzigen männlichen Kronenberg in Wilhelmshaven, dessen Vorname mit S begann – führte zu nichts. Zwar gab der Mann zu, Kunde bei Severins Escort Service zu sein, bestritt aber vehement, jemals eine andere Dienstleistung als eine harmlose Begleitung der Kameliendame in Anspruch genommen zu haben. Er ließ sich auch nicht durch die Notiz von Jasmin Stojanovic davon abbringen. Ja, er habe an dem Tag die Kameliendame für eine Begleitung gebucht. Und nein, mehr sei da nicht gewesen. Das Gegenteil konnte man ihm ohne eine Aussage der Kameliendame nicht beweisen. Selbst dann hätte Aussage gegen Aussage gestanden.
Paula und Lukas kehrten zur Dienststelle zurück. Roemer hatte eine zusätzliche Dienstbesprechung anberaumt, obwohl es schon halb acht war. Die Stimmung im Besprechungsraum war mehr als gedrückt.
»Fehlanzeige!«, meldete Oliver Siebert. Man hörte ihm an, wie enttäuscht und wütend er war. »Auf der ganzen Linie. Severin ist mal wieder so sauber wie ein frisch gewaschener Kinderpopo. Keine Kasse im Tresor, keine belastenden Abrechnungen – nichts. Dafür konnte er eine auf den 24. datierte fristlose Kündigung für Swetlana Wrzolek alias Kameliendame vorweisen, weil sie mehreren Kunden Sex angeboten und dafür abkassiert hat. Auch der Timecode des Schreibens in seinem Computer stimmt mit dem Datum überein. Aber das lässt sich ja kinderleicht fälschen. Ansonsten haben wir mal wieder nix gefunden. Absolut rein gar nichts.« Er zuckte mit den Schultern. »Natürlich müssen die sichergestellten Unterlagen noch gründlich geprüft werden, aber wenn ihr mich fragt, ist das reine Zeitverschwendung und wird zum üblichen Ergebnis führen.« Er blickte Paula an. »Habt ihr wenigstens was bei Kronenberg erreicht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Er gibt nur zu, die Kameliendame als Begleitung gebucht zu haben und leugnet alles andere. Wundert mich nicht, denn er ist Lehrer an einer katholischen Schule.«
»Da sollte er aber das achte Gebot kennen: Du sollst nicht lügen.«
»Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten«, korrigierte Fischer.
»Ist doch quasi dasselbe. Verdammt, wann werden wir endlich mal was gegen Severin in die Hand bekommen?«
»Eines Tages«, war Paula überzeugt. »Dafür sind wir uns jetzt aber hundertprozentig sicher, dass Kastor nicht der ist, der er vorgibt zu sein.«
»Soll heißen?«, fragte Roemer.
»Dass er eine falsche Identität benutzt. Die echte haben wir noch nicht aufdecken können, aber sein gesamter Hintergrund ist von der Geburtsurkunde bis zu den Arbeitszeugnissen so falsch wie der von Jasmin Stojanovic. Wir sind der Überzeugung, dass es da einen Zusammenhang gibt und dass möglicherweise das Mordmotiv damit zu tun hat. Beide sind gezielt nach Wilhelmshaven gezogen, wenn auch – scheinbar – unabhängig voneinander. Aber sie kannten sich offenbar schon lange bevor sie sich angeblich über die Escort-Agentur kennengelernt haben wollen. Außerdem, wie Kastors fast überall in der Wohnung verteilte Fingerabdrücke beweisen, waren er und die Tote wohl weit mehr als nur Dienstleisterin und Kunde. Und beide haben intensiven Kontakt zu Witold Graf. Nehmen wir dazu noch die Tatsache, dass Kastor in der Wohnung irgendwas Wichtiges gesucht hat – Collier oder nicht –, drängt sich zumindest mir der Verdacht auf, dass die zwei wahrscheinlich zusammengearbeitet haben und diese Arbeit was mit Graf zu tun haben könnte.«
»Du siehst Gespenster, Rauwolf«, höhnte Hansen. »Wohl ein paar Psychopillen zu viel geschluckt, wie?«
»Noch ein Wort, Ture, und du kriegst es mit mir zu tun«, drohte Roemer. Er fixierte ihn mehrere Sekunden lang mit einem kalten Blick, ehe er sich an Paula wandte. »Die Theorie ist zwar etwas gewagt, aber wir werden ihr nachgehen.«
»Das mit den falschen Identitäten passt zu dem Desaster, das mir mit dem Laptop passiert ist«, meldete sich Linda Schubert zu Wort. Sie klang zerknirscht. »Nachdem es mir
Weitere Kostenlose Bücher