Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
Vom Netzwerk:
förmlich spüren, wie sich der bohrende Blick des Alten von ihm löste und zu Alex hinüberwanderte.
    Sein Ziehbruder zog einen zerknüllten Fünfzigeuroschein aus der Tasche und hielt ihn sich vor das Gesicht. Der Alte kniff die Augen zusammen und machte keine Anstalten, das Geld zu nehmen. Während Tom die Angst in seinem Innern spürte, hielt Alex dem misstrauischen Blick stand. Schließlich nahm der Alte den Geldschein, strich ihn beinahe liebevoll glatt und legte ihn dann auf den Stapel zu dem restlichen Geld.
    »Fünfhundertfünfzig«, gluckste er sichtlich zufrieden. »Gute Arbeit, Jungs. Mutter hat lecker gekocht. Esst was, ihr habt einen Teller verdient.«
    Anders als Benny, schoss es Tom durch den Kopf, aber er sagte nichts, sondern nickte nur und tappte hinter Alex zum Herd. Dort standen zwei riesige Töpfe, einer mit Kartoffeln und einer mit Spinat. Die Pfanne daneben, in der noch das Fett stand, war leer; nur noch einige Reste zeugten von Spiegeleiern und Speck, die in ihr gebrutzelt hatten. Vermutlich hatte der Alte das allein gegessen.
    Alex nahm sich einen Teller aus dem Schrank und reichte Tom auch einen. Sie luden sich Kartoffeln und Spinat auf, dann schnappte sich jeder eine Gabel, und sie setzten sich an den Küchentisch.
    Als der Alte aufstand und die Beute des Tages einsteckte, spürte Tom Erleichterung in sich aufsteigen. Das Eis in seinem Magen schmolz und machte einem gewaltigen Hunger Platz.
    Er hielt den Kopf gesenkt und aß, beobachtete aber, wie der Alte beschwingten Schrittes aus der Küche ging, den kurzen Flur durchquerte und mit seinem Schlüssel die massive Tür zu seinen Zimmern aufschloss. Es war die einzige Tür im Haus, an der es ein richtiges Schloss gab, und die beiden Räume dahinter waren für den Rest der Bewohner absolut tabu. Nur sehr selten wurde jemand dorthin gerufen, und der Grund war immer besonders unerfreulich.
    Für Tom wirkten die beiden Zimmer wie der Vorhof zur Hölle und ihr Bewohner wie ein Teufel. Er erhaschte einen Blick auf die dunklen Holzschränke, dann verschwand der Alte in seinem Refugium und schloss die Tür.
    »Das war ja easy«, stellte Alex kauend fest und grinste breit.
    »Sei ruhig, Mann«, zischte Tom leise, den Kopf immer noch gesenkt. Obwohl jetzt die dicke Tür und der Flur zwischen ihnen lagen, befürchtete er noch immer, dass der Alte sie hören konnte.
    »Schon gut«, erwiderte Alex, nun aber deutlich leiser. »Er hat’s geschluckt.«
    Tom nickte nur und schlang sein Essen hinunter. Er wollte einfach nur so schnell wie möglich aus der Küche verschwinden und nach oben in ihr Zimmer gehen. Nicht, dass der Alte nicht auch dort plötzlich auftauchen konnte wie ein hageres Gespenst in der Dunkelheit, aber das Erdgeschoss war sein Reich, und der erste Stock bot zumindest eine gewisse Sicherheit, die Tom hier unten niemals empfand.
    »Ich bin heute mit Spülen dran«, erklärte Alex, als Tom den Teller von sich schob und aufstand. Der Ältere begann, das Geschirr vom Tisch zu räumen und es achtlos neben der Spüle zu stapeln.
    »Soll ich dir helfen?«, fragte Tom ohne große Begeisterung.
    »Ach was. Sieh zu, dass du ins Bett kommst.«
    Da ihm der ganze blöde Tag noch in den Knochen steckte, nickte Tom nur und ging durch den Flur, öffnete die Wohnungstür so leise wie möglich und humpelte die Treppe hinauf. Teils war das unnötig – der Alte wusste ja bereits, dass sie zu Hause waren –, aber Tom wollte nicht, dass er auf seine Schritte lauschte und merkte, dass er nicht richtig auftreten konnte. Das hätte bloß zu neuen Fragen geführt, und Fragen waren nie gut.
    Im ersten Stock waren alle vier Türen, die vom Flur abgingen, geschlossen, aber unter zweien davon drang noch Licht hindurch. Im Zimmer der Mädchen war es dunkel. Vor ihrer Tür lag ein Paar kleiner, schlammbedeckter Turnschuhe auf altem Zeitungspapier. Tom musste bei dem Anblick grinsen. Offenbar hatte das schlechte Wetter Karo nicht vom Kicken abgehalten. Er hoffte, dass die Kleine schon zu Hause war und nicht noch draußen unterwegs.
    Tom schlich zur letzten Tür am Ende des Flurs, schlüpfte hinein und schloss sie lautlos. Er ging im Dunkeln zu seinem Bett, fand den vertrauten Weg, auch ohne ihn sehen zu müssen, und ließ sich mit einem Seufzen auf die Matratze fallen.
    Nun endlich hätte er sich sicher fühlen sollen, aber stattdessen spürte er, wie sich ihm die Kehle wieder zuschnürte. Seine Fäuste ballten sich unbewusst, als vor seinem inneren Auge die Erlebnisse

Weitere Kostenlose Bücher