Smart Magic
Gräsermeer verborgen, alle Sinne geschärft.
Um das Lager herum war ein großer Bereich von jeglicher Vegetation befreit worden, und als Matani die Grenze der Gräser erreichte, sah und roch sie verbrannte Erde. Der scharfe Geruch war hier noch schlimmer, und beinahe hätte sie gehustet. Vermutlich wäre das nicht gefährlich gewesen, denn so nah an dem Lager war es laut, aber sie unterdrückte den Reflex dennoch. In dem Lärm, der aus den Hütten hervordrang, konnte sie Stimmen wahrnehmen, laut gerufene Befehle, aber sie konnte keine einzelnen Worte verstehen.
Zweifelnd besah sie die freie Fläche zwischen ihr und der nächsten Hütte. Es gab keine Deckung, und das unstete Licht aus dem Lager fiel hier immer wieder auf die nackte Erde. Diese Stelle zu überqueren war sehr gefährlich, aber dennoch machte Matani sich bereit. Ihr Körper spann te sich an, und sie stimmte sich auf ihre Umgebung ein.
Unvermittelt bellte die Füchsin erneut. Es war ein heiseres Geräusch, fast ein Keuchen – eine Warnung. Matani sank sofort zurück in das Gras, machte sich klein und unauffällig.
Zwischen den Halmen hindurch sah sie, wovor die Füchsin sie gewarnt hatte: Zwei Menschen gingen in einem Bogen um das Lager herum, zwischen Matani und den Hütten. Zwei große, hundeähnliche Wesen begleiteten sie. Doch die Männer der Patrouille hatten sie offenbar nicht entdeckt, denn sie drehten einfach weiter ihre Runde. Im Lager wurden die Stimmen lauter, die Bewegungen schneller. Die Lichter zuckten und flackerten, und wieder ertönte das Sirren, diesmal fast wie ein Kreischen.
Matani schob mit zwei Fingern vorsichtig das Gras auseinander, um besser sehen zu können, was dort vor sich ging.
In diesem Moment wandte sich eines der beiden Tiere um und knurrte. Matanis Herz schlug schnell, als sie sich wieder zurückzog und versuchte, sich noch kleiner und noch unscheinbarer zu machen. Aber das Interesse der beiden Männer war geweckt, und sie folgten dem Tier langsam und vorsichtig.
Matani wich auf allen vieren zurück. Der grelle Lichtschein aus dem Lager ließ den Schatten des Tieres auf sie fallen, und sie glaubte, das Funkeln in den Augen zu erkennen, hörte das Schnaufen und Knurren. Ein moschusartiger Geruch mischte sich unter den Gestank aus dem Lager, wie von nassem Fell.
Nicht weit entfernt von ihr bellte es laut und auffordernd. Der Kopf des Tieres fuhr ruckartig herum, und die Männer zeigten in die neue Richtung, weg von Matani. Sie drehte sich um und lief davon, leise und schnell wie der Wind. Ein Heulen ertönte hinter ihr, noch ein Bellen, dann Rufe, viele laute Rufe. Aber sie sah sich nicht um, sondern lief nur davon.
Erst als sie den Gestank nicht mehr riechen konnte und die Lichter nicht mehr als ein schwacher Schein am Himmel waren, wagte sie es, sich hinzusetzen und Atem zu schöpfen. Lange Zeit wartete sie angsterfüllt, dann kam die Füchsin zu ihr, setzte sich neben ihr auf den Boden und sah sie mit schief gelegtem Kopf an.
»Ja, ja, schon gut«, murmelte Matani und kraulte sie hinter den großen, weichen Ohren. »Vielen Dank.«
Die Füchsin jaulte leise, legte sich hin, rollte sich auf die Seite und präsentierte ihren Bauch, den Matani sofort streichelte.
»Sie haben die Erde verbrannt«, erklärte sie dabei. »Und sie machen etwas Seltsames in den Hütten. Dieser Gestank und die Lichter. Was immer das ist, es ist nichts Gutes.«
Sie warf einen Blick zum Himmel. Die Sterne sagten ihr, dass es später war, als sie gedacht hatte, weit nach Mitternacht inzwischen. Mit einem Seufzen stand sie auf. Die Füchsin sah zu ihr hoch.
»Komm, wir müssen zurück.«
Gemeinsam liefen sie durch das Gräsermeer. Über ihnen folgten die Sterne ihrem endlosen Lauf, weit entfernte Lichtpunkte an einem dunklen Himmel.
Als Matani das Lager ihres Stammes erreichte, war das große Feuer bereits heruntergebrannt. Dennoch saß davor noch eine Gestalt, eingehüllt in eine Decke, das Haupt gesenkt. Matani wusste, dass der Versuch, sich unbemerkt in das Heimzelt ihrer Familie zu schleichen, sinnlos sein würde, also ging sie direkt zum Feuer und setzte sich neben ihren Vater.
Sie schwiegen lange, während sie gemeinsam in die Glut starrten. Schließlich nahm Matani all ihren Mut zusammen.
»Sie haben ein Lager gebaut, mit Hütten aus Holz. Sie haben das Gras und die Erde verbrannt, und sie verpesten die Luft mit ihrem Gestank. Ich habe seltsame Lichter gesehen.«
»Mhm.«
Matani blickte auf. Sie wartete auf mehr, eine
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