Smart Magic
Der Sar’thosa folgte ihm, packte ihn und zog ihn zu sich heran.
Der Panther sprang Tom erneut an, doch diesmal warf sich ihm eine andere Kreatur in den Weg, ein Löwe mit gewaltigen Flügeln, der brüllend auf die Raubkatze losging.
»Du Verräter! Du Lügner! Stirb!«
Die Klinge des Sar’thosa drang wie in Zeitlupe durch Alex’ Rüstung.
Tom hörte sich selbst schreien. Er spürte die Magie, die Macht des schwarzen Schwertes. Alex’ Augen weiteten sich entsetzt.
Tom rappelte sich auf, sprang vor und ballte die Hand zur Faust. Mit einem Mal schien es ihm, als sei es der Alte, der Alex hielt, der Alex töten wollte. In Tom löste sich eine fast vergessene Wut, bahnte sich ihren Weg durch seinen Geist, und in ihrem Gefolge durchströmte ihn eine Magie von ungeahnter Macht. Seine Faust traf die Klinge des Sar’thosa.
Rings um Tom hörte die Welt auf zu existieren. Es gab keine Geräusche mehr, keine Farben. Es gab nichts mehr außer Licht. Dann verging das Licht, und Tom spürte, wie die Klinge unter seiner Faust in tausend Splitter zerbrach. Um ihn herum schrien alle, Magatai, Stammeskrieger und er selbst auch. Doch sie alle wurden von dem Heulen übertönt, das aus den Mündern der schwarzen Rüstung drang.
Der Sar’thosa taumelte einige Schritte zurück. Risse bildeten sich im Metall seiner Rüstung, und aus ihnen stieg Rauch auf. Das rote Glühen wurde immer heller, bis es ihn ganz einzuhüllen schien.
Und dann fuhren nebelhafte Gestalten aus den Mündern, lösten sich aus den Rissen. Das Leuchten in den Augen erstarb, als sich mehr und mehr von ihnen befreiten, viele Dutzende, Hunderte. Sie wirbelten um den Sar’thosa wie ein Taifun. Er schien zu schreien, doch kein Wort war zu hören. Wilder und wilder drehte sich der Wirbelsturm aus befreiten Seelen um ihn, riss an seinem Haar, zerrte an ihm. Er wurde herumgeschleudert, in die Luft emporgehoben. Für einen Herzschlag hing er dort mit ausgebreiteten Armen, dann steigerte sich das Heulen zu einem letzten, ohrenbetäubenden Crescendo.
Als der Sar’thosa leblos zu Boden fiel, sank auch Tom auf die Knie. Alle Kraft hatte ihn mit einem Schlag verlassen. Um ihn herum erstarben die Kämpfe, da die Magatai sich ergaben. Neben ihm lag Alex. Blut rann aus der Wunde in seiner Brust. Tom kroch zu ihm hinüber und nahm seinen Kopf in den Schoß. Er weinte, weil er nichts anderes mehr tun konnte.
Irgendwann spürte er Matanis Berührung, und er wusste, dass sie gesiegt hatten.
Das Erbe antreten
Das Erbe antreten
Tom saß an Alex’ Lager, als dieser aufwachte.
»Hey, willkommen zurück, Alter.«
Alex wollte etwas sagen, brachte aber keinen Laut heraus. Tom reichte ihm einen Becher mit klarem Wasser, das er gierig trank. Er verschluckte sich und hustete, wobei sich sein Gesicht vor Schmerz verzog. Dann lag er erst einmal eine Weile einfach nur da und atmete angestrengt.
»Was ist passiert?«, fragte er schließlich mit krächzender Stimme. »Wo …«
»Du bist in dem Lager, das wir am Schlachtfeld aufgeschlagen haben. Das hier ist ein Zelt der Magatai; wir haben es erbeutet. Und was passiert ist? Du hast mich gerettet, du irrer …«
Der Mantikor, der die ganze Zeit nicht von Alex’ Seite gewichen war, rieb seinen Kopf an Alex’ Hand. Der kraulte das Tier geistesabwesend. Zu Beginn hatte Tom großen Respekt vor dem Wesen gehabt und es meist misstrauisch beäugt, aber dann hatte er sich daran erinnert, wie es ihm gegen den Panther beigestanden hatte.
»Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist ein unglaublich helles Licht.« Alex schien das Sprechen mit jedem Wort leichter zu fallen. »Ich dachte, so sieht es aus, wenn man stirbt.«
»Nee, das war nur ich. Also, meine Magie. Ich wusste auch nicht, dass ich das draufhabe.«
»Dann ist es wohl umgekehrt, und du hast mich gerettet«, stellte Alex fest. Seine Stimme klang rau, aber es gelang ihm, Tom dabei zuzublinzeln. Tom legte ihm die Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf.
»Nein, ich hab getan, was ich konnte. Aber das war nur möglich, weil du dich zwischen den Sar’thosa und mich gestellt hattest.«
»Du bist mein kleiner Bruder. Wenn dich einer verprügelt, dann ich.«
Sie lachten, aber als Tom sah, wie Alex vor Schmerzen zusammenzuckte, verging ihm das Lachen.
»Es war ganz schön knapp«, flüsterte er. »Wir hätten beinahe verloren. Und auch um dein Leben sah es ’ne Weile ziemlich übel aus.«
»Das spüre ich. Gott, mir ist so schlecht.«
»Dass du noch lebst, verdankst du
Weitere Kostenlose Bücher