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Smart Magic

Smart Magic

Titel: Smart Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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und aus, dann zog er die Kapuze über den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung. Automatisch verfiel er in seinen üblichen schlurfenden Gang, die Hände in den Taschen, die Schultern hochgezogen. Das ungute Gefühl in der Magengrube blieb, aber dann erinnerte er sich an das Geld. Einen Fünfziger in der Tasche und genug bei Alex, um heute Abend sorglos nach Hause zu können. Das hob seine Laune, und dennoch sah er sich immer wieder misstrauisch um. Dem Bestohlenen traute er nach der Verfolgungsjagd alles zu, und mit dem verstauchten Fußgelenk würde er noch so einen Spurt vermutlich nicht schaffen.
    Aber es ertönten keine Rufe mehr hinter ihm, kein rotes, wütendes Gesicht tauchte zwischen den Passanten auf, keine Sirenen, keine Polizei, wie Tom erleichtert feststellte. Er schlug den Weg in Richtung Bollo ein. Bollo, das war eine Currywurstbude, oder vielmehr ihr Besitzer. Bei Bollo würde er hoffentlich auf Alex treffen, ein bisschen abhängen, am Automaten Kleingeld verdaddeln und Fritten essen, bis sie zurückmussten. Es war eine angenehme Vorstellung, eine kleine, wenn auch fettige Oase der Ruhe im Sturm des Tages.
    Eine Bewegung fiel Tom ins Auge, ein dunkler Schatten über ihm. Er sah nach oben, und der Nieselregen fiel auf sein Gesicht. Auf einem Balkon im ersten Stock eines alten Mietshauses saß … schon wieder ein Rabe. Sein Gefieder war aufgeplustert, und er hüpfte von links nach rechts und wieder zurück. Dabei schienen seine schwarzen Augen den Jungen mit unergründlichem Blick zu fixieren.
    Erstaunt blieb Tom stehen und versuchte zu erkennen, ob es dasselbe Tier war wie zuvor. Fast glaubte er es, aber sicher konnte er sich nicht sein.
    »Wo ist deine Nuss?«, fragte er halblaut, mehr an sich selbst als an den Raben gewandt. Dennoch fühlte er sich unvermittelt dumm, weil er mit einem Vogel sprach, und er schüttelte den Kopf. Eine Antwort war von dem Raben ohnehin nicht zu erwarten, also ging er weiter, versunken in düstere Gedanken.
    »Aha-chtung!«, krächzte es über ihm und dann noch einmal: »Achtung!«
    Hat der Rabe gerade »Achtung« gesagt? Mann, du spinnst doch …
    Noch bevor Tom den Gedanken zu Ende gebracht hatte oder auf die Warnung reagieren konnte, sprangen eine Handvoll Gestalten aus einer Seitengasse und umstellten ihn. Jugendliche, kaum älter als er, mit Kapuzensweatshirts, Baseballkappen und finsteren Mienen.
    »Was machst du hier? Das ist unser Turf, Kleiner!«
    Ein schneller Blick auf eine nahe Hauswand bestätigte Toms schlimmste Befürchtungen: Er war, ohne es zu merken, mitten in das Revier der 83er gelaufen. Das halbe Dutzend Mitglieder der Gang umkreiste ihn wie ein Rudel Wölfe. Langsam, lauernd. Der Anführer hatte sich vor Tom aufgebaut, die muskulösen Arme vor der Brust verschränkt, und sah ihn herausfordernd an.
    An manchen Tagen sollte man gar nicht erst aufstehen, schoss es Tom durch den Kopf, da stieß ihn auch schon jemand in den Rücken, und er taumelte nach vorn.
    »Also?«
    »Kein’ Stress«, erwiderte Tom, während er sich aufrappelte. »Ich will hier nur …«
    »Abzocken«, unterbrach ihn der Anführer. »Ihr beschissenen Waisen denkt, dass euch alles gehört und ihr überall eure Nummer abziehen könnt. Bei uns nicht, Kleiner. Wir machen dich platt.«
    Tom wich zurück, als sein Gegenüber die Fäuste hob und ihn grimmig anfunkelte.
    »Mach ihn fertig, Aki«, johlte jemand hinter Tom.
    Tom selbst ließ die Arme einfach hängen, wollte auf keinen Fall provozieren. »Bleib locker«, bat er eindringlich. »Ich will mir nur ’ne Pommes holen. Kein Abrippen, nichts.«
    Diesmal log er nicht, aber er ahnte bereits, dass es egal sein würde. Die Gangs in der Stadt mochten keine Konkurrenz, schon gar nicht von Toms Familie.
    »Ihr kommt hier einfach her und klaut unseren Scheiß«, befand Aki finster. »Ihr habt keinen Respekt, das ist euer Problem.« Er hob die Faust. Ein breiter Goldring funkelte an einem seiner Finger.
    Toms ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf diesen Ring. Er nahm jedes Detail auf, die kleine Delle, den verzierten Rand. Er wusste, dass ihn die Faust bald treffen würde, ahnte den Schmerz bereits, aber er konnte den Blick nicht von dem Ring lassen, konnte die Fäuste nicht heben, war unfähig, sich zu wehren.
    Dann schepperte es, als eine leere Dose Aki am Kopf traf.
    »He! Versuch’s doch bei einem von deiner Größe, Arschloch!«
    Alex’ Stimme riss Tom aus seiner Trance. Alle sahen zu dem älteren Jungen hinüber, der sich

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