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SMS für dich

Titel: SMS für dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer
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verstand Ben es ziemlich gut, Clara mit seiner Lebensfreude anzustecken, sie aus ihrem engen |39| Korsett wenigstens ab und an zu befreien, indem er sie beispielsweise zu einem spontanen Picknick in ihrer Mittagspause abholte.
    Aber an ihrem letzten Geburtstag war es zu einem größeren Streit gekommen. Clara wollte an ihrem Dreißigsten verreisen, um
     sicherzugehen, dass sie nicht irgendeinen Blödsinn oder ein künstlich überladenes Essen ihrer Mutter über sich würde ergehen
     lassen müssen. Daher wollte sie unbedingt ein paar Tage wegfahren. Aber als Ben ihr klarmachte, dass er sich einfach keine
     Reise leisten konnte, gab sie den Plan nach zahlreichen zermürbenden Anläufen wieder auf. Auf ihren Einwand, dass sie selbstverständlich
     alles zahlen würde, ging Ben gar nicht erst ein. Sein Stolz war zu groß, als dass er sich über das Alltägliche hinaus von
     Clara hätte aushalten lassen wollen. Genauso wie er zu stolz war, sich finanziell von seinen Eltern unterstützen zu lassen.
    Dennoch verstand er es, Clara mit seinen unkonventionellen Ideen abzulenken. Und auch aus dem Geburtstag machte Ben letztlich
     etwas ganz Besonderes.
    Als sie am Vorabend ihres Geburtstags von der Arbeit nach Hause kam, fing Ben sie an der Tür ab, drückte ihr eine gepackte
     Reisetasche in die Hand und befahl ihr, ins Auto zu steigen. Mit einem Tuch verband er ihr die Augen, drehte die «Wir sind
     Helden»-CD voll auf und fuhr eine halbe Stunde mit ihr durch die Gegend, bis er ihr beschied, sie möge aussteigen. Dann nahm
     er sie hoch, trug sie ein paar Treppenstufen hinauf, zog ihr die Schuhe aus und stellte sie mit ihren nackten Füßen in warmen,
     feinen Sand. Dass dieser Sand weder vom Ostseestrand noch von sonst einem netten Urlaubsort stammte, kapierte Clara tatsächlich |40| erst richtig, als sie die Augen wieder öffnen durfte. Sie stand mitten in ihrem Wohnzimmer, das Ben mit Folie und feinem Baumarkt-Sand
     ausgelegt hatte. Und ehe sie begriff, dass Ben den Urlaub ihr zuliebe nach Hause geholt hatte, begannen Knut und Michi von
     den «Chillys» auf ihren Akustikgitarren zu spielen. Ben hatte extra für Clara zum Geburtstag ein Lied komponiert und getextet.
     Inspiriert von ihrem gemeinsamen Lieblingsalbum «Dark Side of the Moon» von Pink Floyd, ging es in diesem Song um Sehnsucht.
    When ever I watch the moon
    I wish to come back as soon
    as possible to kiss your lovely smile
    being with you a very sweet while,
    Clara my heart, Clara my light,
    your beauty is shining bright – all over the moon.
    Den Refrain fand Clara zwar ausgesprochen kitschig, aber die Geste, die dahintersteckte, und der tosende Applaus, der plötzlich
     aus der Küche von den Überraschungsgästen kam, lassen ihr noch heute einen wohligen Schauer über den Rücken laufen. Es war
     ein so wundervolles Fest, eines, das sich jeder zum Geburtstag wünschen würde. Sogar die zurückhaltende Bea gab damals zu,
     sie beneide Clara um ihren Freund, allein weil er so cool singen könne und immer so tolle Ideen habe.
    In der Erinnerung an jenen Abend muss Clara plötzlich lachen und gleichzeitig weinen. Sie weiß zwar, dass der Schmerz mit
     jedem Monat etwas erträglicher werden wird. Aber ob sie Ben jemals verstehen wird? Wie konnte sie sich |41| einem Menschen bloß so nahe fühlen, der sich offenbar nie wirklich geöffnet hatte? Hatte sich Ben deshalb so oft in Drogen
     und Musik geflüchtet? War ihr damals einfach nicht bewusst gewesen, wie gering Ben seine Talente und sich selbst schätzte?
     Plagte ihn sein schlechtes Gewissen, weil er sich als Lebenskünstler ausgab, aber in Wahrheit wie ein Versager fühlte?
    Das hat zumindest Carsten damals zu ihr gesagt.
    Clara beschleicht eine Mischung aus Angst und Wut, wenn sie an Carsten denkt. Zwar mochte sie Bens besten Freund eigentlich
     ganz gerne, und sie wusste, er war im Grunde ein lieber Kerl. Doch letztlich war ihr diese Männerfreundschaft immer ein Dorn
     im Auge gewesen.
    Mit keinem anderen Kumpel hatte Ben mehr Zeit vertrödelt als mit Carsten. Mit keinem anderen hatte er so viele Abende im Drogenrausch
     verbracht. So wie an seinem letzten Abend. Und doch war Carsten im entscheidenden Moment nicht da gewesen. Angeblich war ihm
     übel geworden. Das hatte er zumindest später der Kriminalpolizei zu Protokoll gegeben. Übel von zu viel Alkohol und zu vielen
     Joints.
    Über eine halbe Stunde lang muss er im Bad verschwunden gewesen sein, während Ben sich draußen auf dem Balkon

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