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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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zurückgesetzt war, wurde sie jedoch fündig: Auf den Lamellen des Tors, ungefähr in Kopfhöhe, entdeckte sie Hautfetzen und blondes, blutverkrustetes Haar. Gegen dieses Tor hatte der Täter den Kopf des Mädchens gerammt.
    » Passt perfekt«, sagte Addison. » In solche Ecken nehmen die Mädchen ihre Kundschaft besonders gern mit. Eine dunkle Nische, keine Straßenbeleuchtung, keine Überwachungskameras.«
    Narey nickte. » Und deshalb ist es auch der perfekte Ort für einen Mord.«
    » Hm. Also Vorsatz? Oder eher eine Impulstat? Stell dich doch mal an die Wand. Gleich neben die Stelle, wo sie gestanden hat.«
    » Das hätten Sie wohl gern.«
    » Scheiße, Mädchen, jetzt mach schon! Stell dich hin.«
    Kopfschüttelnd trat Narey vor die Wand und betrachtete den DI trotzig.
    » Danke.« Addison baute sich dicht vor ihr auf, viel dichter, als ihr recht sein konnte, und schob die Hüfte ein Stück nach vorne. Dann hielt er die Hände an ihren Hals, als wollte er sie erdrosseln.
    » Sir?«
    » Ja?«
    » Würden Sie sich bitte verpissen, okay?«
    » Gleich, gleich.« Im Stil eines Pantomimen knallte er Nareys imaginären Kopf ein paarmal gegen die Wand und wich einen Schritt zurück, als wäre sie auf den Boden geglitten. Dabei entdeckte er einige winzige Blutspuren auf dem Asphalt. » Jetzt will er sie natürlich verstecken. Also trägt er sie rüber zu den Containern. Oder er schleift sie, was weiß ich.« Langsam schlich der DI zu dem roten Container, der halb unter dem Zelt verschwand, sehr darauf bedacht, nicht quer durch die tatsächliche Route zu trampeln. » Okay. Was denkst du?«
    Allmählich musste Narey einsehen, dass das Ganze durchaus Sinn ergab. Auf die schauspielerische Einlage hätte sie aber lieber verzichtet.
    » Na gut«, begann sie. » Offensichtlich war er stark genug, um das Opfer etwa zwanzig Meter weit zu transportieren, und das, ohne gesehen zu werden.«
    » Aber…«
    » Aber anscheinend nicht stark oder cool genug, um sie dann auch in den Container zu verfrachten, wo sie wahrscheinlich erst sehr viel später entdeckt worden wäre.«
    » Exakt. Und wenn er sie schon relativ flott relativ weit transportieren konnte– besonders viel Zeit wird er sich nicht gelassen haben–, hätte er sie mit Sicherheit auch in die Tonne schmeißen können. Aber das hat er nicht getan, nein, er wollte möglichst schnell weg. Deshalb würde ich sagen: kein Vorsatz, sondern eher eine spontane Aktion.«
    » Ein impulsiver Sexkiller«, fasste Narey zusammen.
    » Ja. Es gibt Tage, da wünschte ich, ich wäre gleich im Bett geblieben. Kennst du das, Rachel?«
    » Irgendwie macht es mich immer nervös, wenn Sie das Wort › Bett‹ gebrauchen, Boss.«
    Addison ignorierte ihre Bemerkung. » Also ich hatte schon einen Haufen solcher Tage, und der hier ist auch so einer. Und dann diese Stelle an der Wange, wo der Kerl ihr Make-up angegrabbelt hat. Das gefällt mir gar nicht.«
    » Zwei Leichen an einem Morgen«, versuchte Narey es mit Einfühlungsvermögen. » Kein Wunder, dass Sie ein bisschen durch den Wind sind.«
    » Durch den Wind?« Addison starrte sie entrüstet an. » Träum weiter! Ich bin hungrig, sonst nichts. Genauer gesagt bin ich am Verhungern. Aber trotzdem, dieses abgewischte Make-up? Damit wollte uns der Wichser was sagen. Verlass dich drauf.«

4
    Montag, 12. September
    Nachmittag
    Schon seit Stunden saß Winter in der Pitt Street in seinem Büro fest, tief in den Eingeweiden des Hauptquartiers der Strathclyde Police. Er war allein im Zimmer, allein mit den Fotos von Sammy Ross’ aufgeschlitzter Brust. Wären die Bilder ein wenig spannender gewesen, wären es beispielsweise Bilder von Addisons toter Nutte gewesen, hätte er ja nichts dagegen gehabt. Aber Sammy? Das reichte ihm nicht.
    Winter teilte Addisons abgrundtiefe Abscheu gegenüber jeglicher Art von Papierkram. Die eigenen Tatortfotografien sortieren und mit Barcodes versehen zu müssen war schon schlimm genug. Noch viel schlimmer war es, diese Tortur für andere auf sich nehmen zu müssen. Er wollte nicht hier sein, sondern am Schauplatz des Geschehens, egal ob es ein Unfall war, eine Schießerei oder ein Selbstmord. Und zwar so schnell wie möglich– am liebsten hätte er noch den letzten Atemzug der Opfer eingefangen. Stattdessen saß er hier im trüben Dämmerlicht, musste Ordner hin- und herschieben und die Zeit totschlagen.
    Winter hatte seine Quasikarriere im IT -Sektor nicht aufgegeben, um jetzt als bessere Datenbank zu fungieren. Nein,

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