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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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Anstrich verpasst.
    In der Royal Infirmary hatten Millionen von Glasgowern das Licht der Welt erblickt, um selbige genau dort wieder zu verlassen. In der Royal wurde geheilt und gepfuscht. In der Royal war mehr Blut geflossen als im Ersten Weltkrieg, und teilweise sah sie aus, als würde sie nur noch von einem Haufen Fahrradflicken zusammengehalten. Über die Jahrhunderte waren ganze Flügel abgerissen, andere angefügt worden. Hier ein neuer Verwaltungstrakt, dort eine zusätzliche Geburtsstation, dort drüben eine Abteilung für plastische Chirurgie. Ein absurdes Gebilde, umwerfende Architektur im Wechsel mit abstoßendem Bauklötzchenstil. Das Ganze war zweifellos mehr als die Summe seiner Teile.
    Winters Job und Glasgows liebenswürdige Eigenheiten brachten es mit sich, dass er viel zu oft in die Royal musste. An einem Samstagabend beziehungsweise Sonntagmorgen trug fast immer irgendjemand eine Verletzung davon, die vor Gericht verhandelt werden würde und deshalb abgelichtet werden musste. Winter bevorzugte es, vor Ort zu arbeiten. Aber irgendwie musste er ja sein Geld verdienen.
    Naturgemäß fand er sich in den labyrinthischen Fluren der Royal mittlerweile ziemlich gut zurecht, insbesondere in der Notaufnahme. Viele Ärzte und Krankenschwestern kannte er seit Langem vom Sehen. Wenn er ehrlich war, hätte er sich mit der ein oder anderen Krankenschwester auch etwas mehr vorstellen können, aber das war eine andere Geschichte.
    Kaum war er in den Gang zur Notaufnahme eingebogen, kamen ihm zwei Cops entgegen, Detective Sergeant Rachel Narey und ein junger Constable in Uniform. Na da schau her.
    Narey sah gut aus. Dunkles, glänzendes, fest zurückgebundenes Haar und eine straffe Figur, die das schwarze Kostüm und die weiße Bluse äußerst hübsch ausfüllte. Und wenn sie sich noch so sehr bemühte, einen sachlich-nüchternen Kleidungsstil zu pflegen, Rachel war einfach immer sexy. Den Constable kannte Winter nicht, aber er machte den Eindruck, als käme er frisch aus der Bullenschmiede in Tulliallan. Außerdem machte er den Eindruck, als würde ihm gleich einer abgehen, wenn er seine Chefin noch ein bisschen länger anstarrte.
    » Ich schätze, Sie sind wegen Rory McCabe hier?«, sagte Narey. Von Begrüßungen hielt sie nicht besonders viel.
    » Klar.« Winter lächelte. » Aber worum geht’s eigentlich genau?«
    » Ein Siebzehnjähriger aus Dennistoun. Zwei Kumpels haben ihn mitten auf dem Craigpark Drive gefunden, mit einem zerschlagenen Knie. Er hat sich die Seele aus dem Leib geschrien. Erst haben sie versucht, ein Auto anzuhalten, und als keiner anhalten wollte, haben sie ihn hierhergeschleppt. Er behauptet, er hätte keine Ahnung von nichts. Keine Ahnung wer, keine Ahnung warum. Ist natürlich gelogen. Der kleine Arsch weiß mehr, als er uns sagen will. Aber er macht sich eben in die Hose.«
    » Und dafür lassen sie einen Detective Sergeant anrollen?«
    Narey runzelte die Stirn. Ihre braunen Augen blitzten. » Stimmt, ich hätte wirklich Besseres zu tun. Aber der Chief Constable hat sich nun mal auf Gangs eingeschossen– wir sollen uns alles vornehmen, was irgendwie damit zu tun hat. Und deshalb bin ich hier.«
    » Also hat es irgendwie mit Gangs zu tun?«
    » Auf den ersten Blick ja. Andererseits bevorzugen Gangs normalerweise Messer, Baseballschläger sind eher was für große Jungs. Aber wie gesagt, der kleine Idiot will sowieso nicht reden. Die Eltern haben wir schon interviewt, aber die schwören hoch und heilig, er hätte nie mit Gangs zu tun gehabt. Er wäre brav ins College gegangen, und später will er auf die Uni. Na, da kann er jetzt hinhumpeln.«
    » So schlimm?«
    » Ja, das linke Knie haben sie zu Klump gehauen. Im Gesicht hat er auch was abbekommen, und er hat Glück, dass sie ihm nicht noch den Arm ausgekugelt haben. Wenigstens kriegt er Morphium gegen die Schmerzen.«
    » Immerhin.«
    » Wir lassen ihn noch ein bisschen schmoren. Vielleicht versuchen wir’s morgen noch mal. Oder auch nicht. Ist ja nicht so, dass ich sonst nichts zu tun hätte. Ihr Kumpel Addison will, dass ich einer Namenlosen einen Namen verpasse, und das ist erst mal wichtiger. Ach, wie ich meinen Job liebe.«
    » Das Mädchen aus der Wellington Lane?«
    Nareys Augen verengten sich, aber leider ging sie nicht weiter darauf ein. » Viel Spaß beim Fotografieren, Mr. Winter.«
    Damit zogen DS Narey und der junge Constable, der seine Chefin die ganze Zeit mucksmäuschenstill und mit rührendem Hundeblick angeglotzt

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