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Snapshot

Snapshot

Titel: Snapshot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Robertson
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was sie zuletzt gesehen hatten. Offenbar war der Typ zu dem Schluss gekommen, dass es sich nicht gelohnt hatte. Nichts davon. Dass er einen Fehler gemacht hatte, als er zum ersten Mal zu dem Typen im weißen Hemd mit der Narbe auf der Wange ins Auto gestiegen war. Seine Mami hatte ihn vermutlich noch davor gewarnt, und jetzt wusste er, dass er lieber mal auf sie gehört hätte. Mamis hatten immer recht. Leider hatte er die Lektion zu spät gelernt.
    Direkt über ihm plauderten drei Cops. Der tote Junge zu ihren Füßen kümmerte sie kaum, eine Leiche war wie die andere. Anscheinend hatte der eine eben einen Witz gerissen, sodass die anderen ein Grinsen unterdrücken mussten. Einer kicherte sogar. Mit seiner Canon schoss Winter eine wunderbare Weitwinkelaufnahme: drei Cops im Gespräch, alle peinlich darauf bedacht, den Toten, der fast ihre Stiefel besudelte, nicht zu beachten. Darüber die finsteren schottischen Wolken, prall gefüllt mit Regenwasser, das nur auf den richtigen Moment wartete, um das Blut des Sünders wegzuwaschen. Drama am Himmel, Drama am Boden, Geht-uns-am-Arsch-vorbei in der Mitte. Ein tolles Bild.
    » Hey, ist dir der Apparat verrutscht, oder was?«
    Die vorwurfsvolle Stimme gehörte dem größten der drei Cops. Offenbar war ihm aufgefallen, dass er mit auf dem Bild war, und sein wütender Blick ließ darauf schließen, dass er sich dadurch nicht geschmeichelt fühlte. Zeig ein bisschen mehr Respekt vor den Toten, dachte Winter, dann passiert dir das nicht noch mal.
    » Ist nur für die Größenverhältnisse«, sagte er. » Damit man die Proportionen richtig einschätzen kann.«
    » Proportionen? Hol dir deine beschissenen Proportionen woanders, oder ich schieb sie dir in den Arsch! Du sollst hier die Leichen fotografieren, nicht uns.«
    » Jetzt mach dir mal nicht in die Hose. Du musst mir nicht erklären, wie ich meine Arbeit zu machen habe.«
    » Wären die Chefs nicht da, würde ich dir noch was ganz anderes erklären. Wichser!«
    » Du hältst besser das Maul, sonst…«
    Winter war sich nicht sicher, wie der Satz weitergehen sollte, aber zweifellos hätte er sich zu einer Drohung verstiegen, der er niemals Taten folgen lassen könnte. Deshalb war es ihm ganz recht, dass ihm eine sanfte Stimme das Wort abschnitt.
    » Reiß dich zusammen, Tony«, kam es von rechts unten. » Da kannst du nur verlieren.«
    Diesmal hatte er nicht darauf geachtet, was sich zu seinen Füßen befand. Cat Fitzpatrick kniete vor ihm, die Hände in der Lederjacke des Toten. Jetzt zog sie einen Geldbeutel heraus, in dem sie einen Führerschein fand. Ihre Augen, grün wie feuchtes irisches Gras, lachten ihn aus.
    » Ich dachte mir, wenn du Zeit hast, dich mit dem freundlichen Constable zu balgen, bist du sicher fertig. Okay, wir haben die Namen. Komm mit.«
    Sie stand auf, ging rüber zu Shirley und Addison und hielt den Führerschein hoch. » Der ältere Mann heißt Alasdair Turnbull. Und die anderen beiden… die braune Lederjacke heißt Mark Sturrock, der andere, das weiße Hemd, Stephen Strathie.«
    » Strathie?«, sagte Addison. » Kommt mir bekannt vor.«
    » Strathie ist ein Kurier«, meldete sich Jan McConachie zu Wort. » Ja, Stevie Strathie, ich bin mir ziemlich sicher. Und wenn ich ihn nicht verwechsle, arbeitet er für Malky Quinn. Hat er für Malky Quinn gearbeitet. Den anderen kenne ich nicht.«
    » Toll«, meinte Addison. » Großartig. Okay, geben Sie’s den Kollegen im Revier durch, die sollen die Namen durch den Computer laufen lassen. Ich will alles wissen, was wir über die beiden haben. Und ich will die Kennzeichen von jedem Wagen oder Lieferwagen, der auf einen der beiden registriert ist. Auch wenn’s wahrscheinlich Zeitverschwendung ist.«
    McConachie nickte, zog ihr Handy aus der Tasche und rief im Divisionshauptquartier an.
    » Angenommen, es ist derselbe Täter…«, fing Winter an.
    » Es ist derselbe Täter«, murmelte Addison.
    » Okay. Aber warum sollte er sich die Mühe machen, die beiden in aller Öffentlichkeit zu erschießen? Wozu das Risiko?«
    » Damit wir wissen, dass wir’s mit ihm und keinem anderen zu tun haben.«
    McConachie hielt die Hand hoch, als hätte sie etwas zu sagen. Unter wiederholtem Nicken bestätigte sie, was sie schon wussten: Strathie war als Kurier tätig gewesen. Sturrock, der ebenfalls für den Mighty Quinn gearbeitet hatte, war wegen Drogenhandels vorbestraft. Im nächsten Moment runzelte sie die Stirn, ihr Kiefer klappte herunter, und sie betrachtete

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