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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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passieren. Ich war bereits einige Tage unterwegs und als ich meine Stiefel auszog, bildete ich mir ein, dass einem halben Dutzend Leute, die in der Nähe Schlange standen, schlecht wurde. Ich glaube, man hat mich noch nie so schnell durch die Sicherheitsschleuse gewunken.
    Taya:
    Er sagte mir zwar nie, wie gefährlich seine Arbeit wirklich war, aber ich kam irgendwann an den Punkt, an dem ich glaubte, seine Gedanken lesen zu können.
    Und als er mir erzählte, dass seine Kameraden ihn in einem Konvoi aus Ramadi herausbringen würden, bzw. die Art und Weise, wie er mir davon erzählte, ließ mich um sie und vor allem um ihn bangen. Ich fragte nach und seine mit Bedacht geäußerten Antworten verrieten mir, wie gefährlich seine Rückkehr sein würde.
    Ich war völlig davon überzeugt, dass er bessere Karten hätte, wenn ich mehr Menschen dazu bringen könnte, für ihn zu beten. Also fragte ich ihn, ob ich seine Eltern darum bitte könne, für ihn zu beten.
    Er sagte Ja.
    Dann fragte ich, ob ich ihnen den Grund dafür nennen dürfte, nämlich dass er nach Hause kam und sein Einsatzort so gefährlich war, und er sagte Nein.
    Also tat ich es nicht.
    Ich bat meine Freunde und Angehörigen darum, in ihren Gebeten auf Gefahr Bezug zu nehmen, gab aber keine weiteren Informationen preis – nur, dass sie mir vertrauen sollten. Ich weiß, dass die wenigen Menschen, die ich bat, sich damit schwer taten. Aber ich fand nun einmal, dass es wichtig war zu beten – wobei ich gleichzeitig den Wünschen meines Mannes entsprechen und nicht zu viel verraten wollte. Ich weiß, dass einige daran Anstoß nahmen, aber mein Bedürfnis, für ihn zu beten, siegte über mein Bedürfnis, beliebt zu sein.
    Als Chris nach Hause kam, schien er so abgespannt, dass er nichts an sich heranließ.
    Es fiel ihm schwer, über seine Gefühle zu reden. Er war erschöpft und ausgelaugt.
    Es tat mir leid, dass er so viel durchgemacht hatte. Ich war innerlich zerrissen. Einerseits brauchte ich ihn, sehr sogar. Zugleich musste ich aber auch schon die ganze Zeit ohne ihn zurechtkommen, sodass ich die Einstellung entwickelte, dass ich ihn eben nicht brauchte oder brauchen sollte.
    Vielleicht kann das niemand nachvollziehen, aber ich empfand eine große Bandbreite an Gefühlen. Ich war wütend auf ihn, weil er die Kinder und mich im Stich gelassen hatte. Ich wollte zwar, dass er bei uns blieb, aber ich war auch immer noch wütend auf ihn.
    Ich hatte mir schon seit Monaten Sorgen über sein Wohlergehen gemacht, war aber gleichzeitig auch die ganze Zeit über frustriert gewesen über seine Entscheidung, wieder in den Krieg zurückzukehren. Ich wollte mich auf ihn verlassen können, konnte es aber nicht. Sein Team konnte sich auf ihn verlassen, ebenso auch wildfremde Menschen, die zufällig beim Militär waren; aber die Kinder und ich konnten es mit Sicherheit nicht.
    Er hatte keine Schuld daran. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, wäre er sicher am liebsten an zwei Orten gleichzeitig gewesen, aber er konnte es eben nicht. Als er allerdings die Wahl gehabt hatte, war sie zu unseren Ungunsten ausgefallen.
    Dennoch liebte ich ihn, ich versuchte ihn zu unterstützen und ihm meine Liebe in jeder erdenklichen Weise zu zeigen. Ich empfand ungefähr 500 Gefühle für ihn, und zwar gleichzeitig.
    Ich schätze, während der gesamten Dauer jenes Auslandseinsatzes war ich unterschwellig wütend auf ihn gewesen. Wir hatten immer wieder Gespräche geführt, in denen er früher oder später bemerkte, dass etwas nicht stimmte. Er fragte, was mich bedrückte, und ich wich aus. Aber als er nicht locker ließ, sagte ich: »Ich bin sauer auf dich, weil du gegangen bist. Aber ich will dich nicht hassen und auf dich wütend sein. Ich weiß, dass du morgen tot sein könntest. Ich will nicht, dass dich das alles ablenkt. Ich will nicht darüber reden.«
    Jetzt, da er endlich wieder zu Hause war, explodierten alle Gefühle in mir, Freude und Wut verbanden sich zu einer explosiven Mischung.
    Genesung
    Die Ärzte führten alle möglichen Tests an meiner kleinen Tochter durch. Manche davon ärgerten mich gewaltig.
    Ich erinnere mich vor allem daran, wie sie ihr Blut abnahmen, was häufig der Fall war. Sie hielten sie kopfüber und stachen ihr in den Fuß; oft blutete es aber nicht und sie stachen immer wieder zu. Sie schrie die ganze Zeit.
    Es waren damals lange Tage, aber die Ärzte kamen schließlich zu dem Ergebnis, dass meine Tochter keine Leukämie hatte. Sie hatte zwar Gelbsucht und

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