Sniper
SEAL-Kameraden vor dem sicheren Tod.
Er erhielt posthum die Medal of Honor.
Sobald ich erfuhr, dass Mikey gestorben war, kamen plötzlich viele Erinnerungen an ihn hoch. Ich hatte ihn nicht besonders gut gekannt, weil er ja in dem anderen Zug war, aber ich war dabei, als er als Frischling schikaniert wurde.
Ich erinnere mich noch, wie ich damals seinen Kopf nach unten hielt, damit er rasiert werden konnte. Ihm gefiel das ganz und gar nicht und er wehrte sich nach Leibeskräften; als ich von seinem Tod erfuhr, war mir, als spürte ich wieder einige der blauen Flecke, die ich bei dieser Aktion davongetragen hatte.
Mit einem Transporter holte ich einige der Jungs vom Flughafen ab und half bei den Vorbereitungen zu Mikeys Totenwache.
Die Begräbnisfeier eines SEAL ähnelt der traditionellen irischen Totenwache, außer dass noch mehr getrunken wird.
Als das Flugzeug landete, stand ich in meiner blauen Ausgehuniform auf der Rollbahn. Ich salutierte, als der Sarg die Rampe herunterkam, und trug ihn dann mit den anderen Sargträgern langsam zum wartenden Leichenwagen.
Natürlich zogen wir auf dem Flughafen die Aufmerksamkeit vieler Menschen auf uns. Die Passanten, die begriffen, was gerade vor sich ging, hielten inne, sahen schweigend zu und zollten dem Verstorbenen ihren Respekt. Es war bewegend, wie sie einen Landsmann ehrten, den sie nicht einmal kannten. Das berührte mich zutiefst, es war eine letzte Ehrenbekundung für unseren gefallenen Kameraden, eine stille Anerkennung für das Opfer, das er gebracht hatte.
Das Einzige, woran man uns als SEALs äußerlich erkennen kann, ist der Dreizack, den wir tragen, das Metallabzeichen, das unsere Zugehörigkeit zu dieser Elitetruppe zeigt. Wenn man den nicht auf der Brust trägt, ist man nichts weiter als ein herkömmlicher Matrose.
Es wurde zu einem Zeichen des Respekts, den Dreizack abzunehmen und ihn auf der Beerdigung an den Sarg des gefallenen Kameraden zu nageln. So zeigt man ihm, dass man ihn niemals vergisst, dass er für den Rest des Lebens ein Teil von einem ist.
Während die Jungs vom Zug Delta sich in einer Reihe aufstellten und ihre Abzeichen an Mikeys Sarg hämmerten, trat ich mit gesenktem Kopf zurück. Marc Lees Grab lag zufällig nur einige Meter von der Stelle entfernt, an der Monsoor beigesetzt werden sollte. Ich hatte Marcs Beerdigung nicht beigewohnt, weil ich noch im Krieg gewesen war, und hatte keine Gelegenheit gehabt, ihm die letzte Ehre zu erweisen. Aber jetzt schien es angemessen, meinen Dreizack auf seinen Grabstein zu legen.
Ich ging schweigsam zu Marcs Grab, legte mein Abzeichen nieder und verabschiedete mich von meinem Freund.
Mikeys Beerdigung hatte nicht zuletzt deshalb eine bittersüße Note, weil Ryan rechtzeitig aus dem Krankenhaus entlassen worden war, um an ihr teilzunehmen.
Als Ryan angeschossen wurde, konnte er zunächst noch sehen, bevor er aufgrund des hohen Blutverlusts dann das Bewusstsein verlor. Aber als sein Gehirn wegen der inneren Blutungen anschwoll, beschädigten Knochensplitter oder Patronenfragmente seine Sehnerven. Es bestand keine Hoffnung, dass er jemals wieder sehen würde.
Als ich ihn begrüßte, fragte ich ihn, warum er darauf bestanden hatte, das Gebäude, auf dessen Dach er angeschossen worden war, auf eigenen Füßen zu verlassen. Ich fand, dass das sehr mutig war – wenn auch absolut typisch für ihn. Ryan erklärte mir, dass er wusste, dass unsere Vorschriften vorsahen, dass mindestens zwei Kameraden ihn begleiten mussten, wenn er nicht selbst gehen konnte. Er wollte nicht, dass wegen ihm mehr Männer als nötig aus dem Kampfeinsatz abgezogen würden.
Ich glaube, er dachte, er hätte den Weg womöglich sogar ganz alleine geschafft. Und das wäre vielleicht auch der Fall gewesen, wenn wir ihm das erlaubt hätten. Er hätte vielleicht sogar ein Gewehr in die Hand genommen und weitergekämpft.
Ryan schied wegen seiner Verletzung aus dem aktiven Dienst aus, aber wir blieben enge Freunde. Man sagt, dass die Freundschaften, die im Krieg geschlossen werden, stark sind. Das sollte sich bestätigen.
Ärger mit dem Querulanten
Nach der Beisetzung besuchten wir eine nahegelegene Bar, um die Totenfeier abzuhalten.
Wie immer war in unserem Stammlokal einiges los, unter anderem waren einige ältere SEALs und Mitglieder der UDT anwesend, die den Jahrestag ihrer Abschlussfeier begingen. Unter ihnen war ein Prominenter, den ich mal den Querulanten nenne.
Der Querulant war beim Militär gewesen; die meisten
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