Sniper
ausführen. Und zwar viele. Die Ausbilder pickten mich heraus und ließen mich die Übung einzeln wiederholen, immer und immer wieder.
Das zeigte Wirkung. Meine Leistungen verbesserten sich zusehends und schon bald schaffte ich problemlos 30 Klimmzüge am Stück. Ich wurde zwar nicht Klassenbester, aber ich blamierte mich auch nicht mehr.
Und das Schwimmen? All die Arbeit, die ich vor dem BUD/S investiert hatte, machte sich bezahlt. Schwimmen wurde sogar meine beste Disziplin. Ich war einer der schnellsten, wenn nicht gar der schnellste Schwimmer meiner Klasse.
Und auch hier zeigte sich schnell: Die Mindestvoraussetzungen sind nicht sehr aussagekräftig. Um sich zu qualifizieren, musste man etwa einen Kilometer im Meer schwimmen. Beim BUD/S-Training ist man nach einem Kilometer gerade mal warm geworden. Man schwimmt die ganze Zeit. Drei Kilometer waren die Standarddistanz. Und dann gab es noch eine Übung, bei der man in Booten hinaus aufs Meer gebracht und mehrere Seemeilen vom Strand entfernt abgesetzt wurde.
»Es gibt nur einen Weg nach Hause, Jungs«, sagten die Ausbilder. »Also schwimmt los.«
Von Mahlzeit zu Mahlzeit
Jeder, der sich schon einmal mit den SEALs beschäftigt hat, kennt wahrscheinlich den Begriff Höllenwoche. Das sind fünfeinhalb Tage Dauerstress mit dem Ziel herauszufinden, ob man die Ausdauer und den Durchhaltewillen besitzt, um ein Elitesoldat zu werden.
Jeder SEAL erlebt die Höllenwoche anders. Meine Geschichte beginnt ein oder zwei Tage vor der eigentlichen Tortur, draußen in der Brandungszone, auf einigen Felsen. Ich war mit einer Gruppe anderer Rekruten in einem kleinen Sechs-Mann-Schlauchboot unterwegs, das wir an den Felsen vorbei sicher zum Strand bringen mussten. Ich hatte die Aufgabe, als Erster aus dem Boot zu klettern und es festzuhalten, während alle anderen Insassen ausstiegen und es hochhoben.
Gerade als ich auf den Strand gesprungen war, kam eine große Welle, erfasste das Boot und ließ es auf meinen Fuß fallen. Erst tat es wahnsinnig weh und dann wurde der Fuß fast sofort taub.
Ich versuchte den Schmerz möglichst zu ignorieren und ließ mir nichts anmerken. Nach Dienstschluss ging ich mit einem Kameraden zu dessen Vater, der zufällig Arzt war. Er sah sich den Fuß an, ließ ein Röntgenbild anfertigen und teilte mir dann mit, dass er gebrochen war.
Er wollte umgehend einen Gips anlegen, aber ich weigerte mich. Wenn ich mit einem Gips beim BUD/S erschien, würde dies das vorläufige Ende meiner Ausbildung bedeuten. So kurz vor der Höllenwoche würde mich diese Verletzung enorm zurückwerfen – und es kam für mich nicht infrage, wieder ganz von vorne beginnen zu müssen.
(Übrigens: Man darf während des BUD/S den Stützpunkt in seiner Freizeit durchaus verlassen, sofern man sich zuvor eine entsprechende Erlaubnis eingeholt hat. Es ist klar, dass ich nicht zu einem Militärarzt ging, um meinen Fuß untersuchen zu lassen, da dieser mich sofort gemeldet hätte – was meine Zurückstellung zur Folge gehabt hätte, die auch als »Roll Back« bekannt ist.)
An dem Abend, an dem die Höllenwoche beginnen sollte, wurden wir in einen großen Raum gebracht, mit Pizza verköstigt und mit einem Filmemarathon unterhalten – Black Hawk Down , Wir waren Helden , Braveheart . Da wir wussten, dass die Höllenwoche unmittelbar bevorstand, versuchten wir uns in der angespannten Situation so gut wie möglich zu entspannen. Es kam mir vor wie eine Feier auf der Titanic . Die Filme stachelten uns enorm auf, aber wir wussten, dass irgendwo in der Dunkelheit der Eisberg auf uns lauerte.
Wieder einmal ging die Fantasie mit mir durch. Ich wusste, dass ein Ausbilder früher oder später mit einem M-60-Maschinengewehr durch die Tür stürmen und Platzpatronen verschießen würde, woraufhin ich ins Freie rennen und mich im Hof (einem asphaltierten Trainingsbereich) in Reih und Glied aufstellen musste. Aber wann wäre es wohl so weit?
Jede Minute, die verstrich, verursachte mir mehr Magenschmerzen. Ich saß einfach nur da und dachte: Oh Gott . Immer und immer wieder. Ich staune selbst, zu welch tiefsinnigen inneren Monologen ich fähig bin.
Ich versuchte einzuschlafen, war aber zu aufgekratzt, um müde zu sein. Schließlich stürmte jemand herein und eröffnete das Feuer.
Na endlich! , schoss es mir durch den Kopf.
Ich glaube, ich war in meinem Leben noch nie so erleichtert darüber, fertiggemacht zu werden. Eilig rannte ich nach draußen. Die Ausbilder zündeten Flash-Crashes
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