Sniper
bedeckt. Er war einen Tag lang krank und stank noch eine weitere geschlagene Woche.
Jedes Kleidungsstück, das er trug, wurde entsorgt, vermutlich durch ein ABC-Team.
Geschah ihm ganz recht.
Ich war zwei bis drei Monate in den Dörfern. Und in dieser Zeit hatte ich etwa 20 bestätigte Todesschüsse. Es war nie vorhersehbar, ob man in einer Operation auf erbitterte Gegenwehr stieß oder alles friedlich blieb.
Die meisten Häuser, die wir einnahmen, gehörten Familien, die zumindest so taten, als seien sie neutral; ich schätze die Mehrzahl von ihnen verabscheute die Aufständischen dafür, dass sie so viel Ärger verursachten, und waren wahrscheinlich glücklicher als wir, wenn die Schurken endlich verschwanden. Aber es gab Ausnahmen und wir waren sehr frustriert, wenn wir nichts dagegen unternehmen konnten.
Einmal durchsuchten wir ein Haus und fanden einige Polizeiuniformen. Wir wussten sofort, dass der Besitzer ein Mudschahed war – die Aufständischen stahlen Uniformen und benutzten sie bei Angriffen, um sich zu verkleiden.
Natürlich erzählte der Besitzer uns irgendeinen Schrott, dass er gerade einen Teilzeitposten als Polizist angenommen habe – etwas, das er seltsamerweise vergessen hatte zu erwähnen, als wir ihn zum ersten Mal verhört hatten.
Wir gaben die Information an die Army weiter und wollten wissen, wie wir mit ihm verfahren sollten.
Es lagen keine Informationen über diesen Kerl vor und so kam man zu dem Schluss, dass die Uniformen rein gar nichts bewiesen.
Man sagte uns, wir sollten ihn laufen lassen, und das taten wir auch.
Allerdings mit keinem guten Gefühl, vor allem weil wir in den nächsten Wochen von Angriffen hörten, bei denen die Aufständischen sich als Polizisten verkleidet hatten.
Herausgeholt
Eines Abends drangen wir in ein anderes Dorf ein und übernahmen ein Haus, das am Rand einiger großer weiter Felder gelegen war, einschließlich eines Fußballplatzes. Wir bauten unsere Ausrüstung ohne besondere Vorkommnisse auf, sicherten das Dorf und bereiteten uns auf Feindkontakt vor, der uns möglicherweise am Morgen blühte.
Im Laufe der letzten ein bis zwei Wochen hatte das oftmals rasante Tempo der Operationen ziemlich nachgelassen; es sah ganz danach aus, als würde sich die Lage beruhigen, zumindest für uns. Ich dachte darüber nach, in den Westen zurückzukehren und mich wieder meinem Zug anzuschließen.
LT und ich richteten uns in einem Zimmer im ersten Stock ein. Im Nebenzimmer waren ein Army-Scharfschütze und sein Beobachter, außerdem befanden sich noch einige Männer auf dem Dach. Ich hatte die .338 Lapua dabei, weil unsere Position am Dorfrand lag und die meisten Schüsse daher wohl auf weitere Distanzen erfolgen würden. Da die Gegend um uns ruhig war, begann ich meinen Blick etwas in die weitere Ferne zu richten, ins nächste Dorf, das etwas mehr als eineinhalb Kilometer entfernt war.
Auf dem Dach eines einstöckigen Gebäudes machte ich eine Bewegung aus. Das Gebäude war knapp zwei Kilometer entfernt und selbst mit meinem starken Zielfernrohr konnte ich nicht viel mehr als Umrisse erkennen. Ich versuchte Details der Person auszumachen, aber sie schien unbewaffnet zu sein oder zumindest konnte ich nichts erkennen. Der Mann war mit dem Rücken zu uns gewandt, sodass ich ihn beobachten konnte, er mich umgekehrt aber nicht. Ich fand ihn verdächtig, aber er tat nichts Bedrohliches, weshalb ich ihn in Ruhe ließ.
Kurze Zeit später erschien in der Ferne ein Army-Konvoi, der sich die Straße entlangbewegte und in die Richtung des COP fuhr, von dem aus wir aufgebrochen waren. Als der Wagentross sich näherte, hob der Mann auf dem Dach eine Waffe an die Schulter. Jetzt war der Umriss klar: Er hatte einen Granatwerfer und zielte damit auf die Amerikaner.
Wir hatten nicht die Möglichkeit, den Konvoi direkt zu erreichen – bis heute weiß ich nur, dass es sich um Fahrzeuge der Army handelte, mehr aber nicht. Ich richtete mein Zielfernrohr auf den Mann und schoss in der Hoffnung, ihm zumindest einen Schreck einzujagen oder den Konvoi zu warnen.
Bei fast zwei Kilometern Entfernung hätte man schon großes Glück gebraucht, um ihn zu treffen.
Eine gewaltige Portion Glück.
Vielleicht kompensierte die Art und Weise, wie ich den Abzug nach rechts verriss den Einfluss des Windes. Eventuell setzte die Schwerkraft kurzzeitig aus und brachte die Kugel genau dorthin, wo sie hingehörte. Vielleicht war ich auch nur der größte Glückspilz im ganzen Irak. Ganz gleich,
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