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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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Dafür mussten sie erst eine Reihe von Bewährungsproben mit dem Team bestehen. Eine davon hatten wir zu einem kleinen Ritual entwickelt, bei dem es unter anderem zu einem Schein-Boxkampf gegen den gesamten Zug kam. Tatsächlich musste jeder Frischling aber nur drei Runden überstehen – wobei eine Runde erst dann endete, wenn er niedergeschlagen wurde. Erst danach wurde man offiziell in unsere Bruderschaft aufgenommen.
    Ich fungierte als Ryans Sicherheitsmann und sollte dafür sorgen, dass er nicht allzu übel zugerichtet wurde. Zur Sicherheit hatte er einen Kopfschutz an und alle anderen trugen Boxhandschuhe. Trotzdem kann das Schikanieren eine beachtliche Eigendynamik entwickeln und deshalb achtet der Sicherheitsmann darauf, dass die Dinge nicht aus dem Ruder laufen.
    Ryan hielt drei Runden gut durch, wollte sich damit aber nicht zufriedengeben. Er wollte mehr. Er dachte wohl, wenn er nur lange genug kämpfte, könne er das gesamte Team vermöbeln.
    Viel länger ging es dann aber nicht gut. Ich hatte ihm davor eingeschärft, dass er mich als seinen Sicherheitsmann auf keinen Fall schlagen dürfe. Nachdem er schon einige Treffer kassiert hatte, war er für kurze Zeit orientierungslos, holte aus und verpasste mir eine.
    Ich tat, was ich tun musste.
    Marc Lee
    Unser nächster Auslandseinsatz näherte sich und deshalb wurde unser Zug weiter aufgestockt. Die Befehlsleitung brachte einen jungen SEAL namens Marc Lee von einer anderen Einheit zu uns, um uns zu verstärken. Er fügte sich sofort bestens ein.
    Marc war ein sehr durchtrainierter Typ, in mancherlei Hinsicht genau so, wie man sich einen SEAL vorstellt. Bevor er der Navy beigetreten war, hatte er Fußball gespielt, sogar an Talentsichtungen teilgenommen und wäre fast Profispieler geworden, wenn eine Beinverletzung seiner sportlichen Karriere nicht ein jähes Ende bereitet hätte.
    Aber Marc war weit mehr als nur körperlich durchtrainiert. Er hatte Theologie studiert, weil er ursprünglich Priester werden wollte, brach sein Studium allerdings ab, weil er fand, dass unter den Seminaristen zu viel Heuchelei herrschte. Er war aber trotzdem sehr gläubig. Später betete er vor jedem Einsatz mit einer kleinen Gruppe Soldaten. Es ist daher auch nicht weiter verwunderlich, dass er sich sehr gut mit der Bibel und Religion generell auskannte. Er wollte niemanden bekehren, aber wenn man über seinen Glauben oder Gott reden wollte, hatte er immer ein offenes Ohr.
    Er war aber kein Heiliger und stand auch nicht über all den derben Scherzen, die nun mal zum Dasein eines jeden SEAL gehören.
    Kurz nachdem er zu uns gestoßen war, gingen wir auf eine Übungsmission nach Nevada. Am Ende des Tages fuhren einige von uns in einem kleinen Bus zum Stützpunkt zurück, um dort die Nacht zu verbringen. Marc befand sich mit mir und einem SEAL, den ich an dieser Stelle Bob nenne, auf der Rückbank. Aus irgendeinem Grund redeten Bob und ich darüber, wie es ist, bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt zu werden.
    Mit der Begeisterung – und vielleicht auch Unbedarftheit – eines jeden Frischlings sagte Marc: »Ich bin noch nie bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt worden.«
    »Wie bitte?«, fragte ich und beugte mich vor, um diese Jungfrau etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Ohnmächtig gewürgt zu werden, gehört quasi zum Berufsprofil eines jeden SEAL.
    Marc sah mich an. Ich sah ihn an.
    »Komm schon, nur zu«, sagte er.
    Bob lehnte sich vor, ich streckte mich, packte Marcs Hals und drückte so lange zu, bis er die Besinnung verlor. Nach vollbrachter Tat lehnte ich mich zufrieden zurück.
    »Du Drecksack«, sagte Bob und richtete sich wieder auf. »Ich wollte doch.«
    »Ich dachte, du lehnst dich vor, damit ich besser an ihn rankomme«, sagte ich ihm.
    »Ach was. Ich wollte den Jungs vorne nur meine Uhr geben, damit sie nicht kaputtgeht.«
    »Na ja, gut«, sagte ich. »Sobald er aufwacht, bist du dran.«
    Das tat er dann auch. Am Ende der Nacht hatte der halbe Zug ihn gewürgt, schätze ich. Marc nahm es gelassen. Als Frischling hatte er natürlich auch gar keine andere Wahl.
    Die Befehlsleitung
    Ich schätzte unseren neuen Kommandanten. Er war überragend, aggressiv und ließ uns unsere Arbeit erledigen. Er wusste nicht nur, wie jeder von uns hieß und aussah, er kannte auch unsere Ehefrauen und Freundinnen. Er litt sehr, wenn er Männer verlor, und war dennoch in der Lage, kämpferisch zu bleiben. Er hielt uns im Training nie zurück und bewilligte sogar zusätzliches Training für

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