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Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
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verließ ich die USA mit etwa einer Woche Verspätung. Als ich im April 2006 in Bagdad eintraf, war mein Zug, der schon vor mir angekommen war, bereits nach Westen in die Gegend von Ramadi gesandt worden. Niemand in Bagdad schien zu wissen, wie ich dorthin gelangen könnte. Es blieb mir selbst überlassen, mich zu meinen Kameraden durchzuschlagen.
    Ein Direktflug nach Ramadi war ausgeschlossen – die Lage dort war zu brisant. Also musste ich mir eine Alternative ausdenken. Zufällig traf ich auf einen Army-Ranger, der ebenfalls nach Ramadi wollte. Wir taten uns zusammen und versuchten gemeinsam eine Lösung zu finden. Am Flughafen von Bagdad machten wir uns auf die Suche nach einer Mitfahrgelegenheit.
    Irgendwann bekam ich zufällig mit, wie ein Offizier über Probleme sprach, die die Army mit einigen aufständischen Mörserschützen hatte, die einen im Westen gelegenen Stützpunkt unter Beschuss nahmen. Wir erfuhren, dass in Kürze ein Hubschrauber zu diesem Stützpunkt aufbrechen sollte; der Ranger und ich wollten Näheres erfahren und versuchten, Plätze für den Flug zu bekommen.
    Ein Oberst hielt uns an, als wir gerade einsteigen wollten.
    »Es sind keine Plätze mehr frei«, brüllte er den Ranger an. »Warum wollen Sie überhaupt mit?«
    »Nun ja, wir sind die Scharfschützen, die sich um Ihr Problem mit den Mörserschützen kümmern sollen«, sagte ich und zeigte ihm meinen Gewehrkoffer.
    »Ach so!«, brüllte der Oberst die Mannschaft an. »Die Jungs müssen unbedingt mit, und zwar sofort. Macht Platz.«
    Wir stiegen ein. Zwei seiner Leute mussten uns ihre Sitze überlassen.
    Als wir auf dem Stützpunkt eintrafen, hatte man sich der Mörserschützen bereits angenommen. Wir hatten aber immer noch ein Problem: Es gab keine Flüge nach Ramadi und auch auf dem Landweg war eine Weiterreise praktisch unmöglich, denn Konvois mieden die Strecke wie der Teufel das Weihwasser.
    Ich hatte allerdings eine Idee. Ich ging mit dem Ranger ins Lazarett und suchte nach einem Navy-Sanitäter. Als SEAL hatte ich bereits mehrmals die Erfahrung gemacht, dass Navy-Sanitäter immer einen Weg fanden, um ein Problem zu lösen.
    Ich kramte eine SEAL-Ehrenmünze aus meiner Tasche hervor und drückte sie ihm bei der Begrüßung in die Hand. (Ehrenmünzen sind ein Zeichen der besonderen Anerkennung, um besonders verdiente Mitglieder einer Einheit für ihren Mut oder andere überragende Leistungen zu würdigen. SEAL-Ehrenmünzen stehen besonders hoch im Kurs, weil sie selten und symbolträchtig sind. Sie einem anderen Angehörigen der Navy zuzustecken, ist vergleichbar mit einem geheimen Handschlag.)
    »Folgendes«, sagte ich zu dem Sanitäter. »Ich muss dich um einen großen Gefallen bitten. Ich bin ein SEAL, ein Scharfschütze. Meine Einheit ist in Ramadi. Ich muss da hin – und er hier muss auch mit.« Ich deutete auf den Ranger.
    »Gut«, sagte der Sanitäter fast flüsternd. »Kommt mit.«
    Wir gingen in sein Büro. Er kramte einen Stempel hervor, markierte damit unsere Hände und kritzelte etwas neben das Zeichen.
    Demzufolge waren wir Notfallpatienten.
    Wir wurden von dem Sanitäter medizinisch nach Ramadi evakuiert. Nach Ramadi, wohlgemerkt. Wir waren vermutlich die ersten und einzigen Patienten, die mit einem Ambulanzhubschrauber in eine Schlacht hinein- statt ausgeflogen wurden.
    Und ich hatte immer gedacht, nur SEALs könnten dermaßen kreativ sein.
    Ich habe keine Ahnung, warum es funktionierte, aber das tat es. Niemand in dem Hubschrauber, in den wir gebracht wurden, stellte unser Flugziel infrage oder wollte wissen, an welchen »Verletzungen« wir eigentlich litten.
    Shark Base
    Ramadi lag in al-Anbar, in derselben Provinz wie Falludscha, etwa 50 Kilometer weiter westlich. Viele Aufständische, die aus Falludscha vertrieben worden waren, hatten dort angeblich Unterschlupf gesucht. Es gab auch zahlreiche Beweise, die diese Vermutung untermauerten: Seit in Falludscha Ruhe eingekehrt war, hatten die Angriffe dort drastisch zugenommen. 2006 galt Ramadi als gefährlichste Stadt im Irak – eine fragwürdige Auszeichnung.
    Mein Zug war nach Camp Ramadi entsandt worden, ein US-Stützpunkt am Euphrat, außerhalb der Stadt. Unser Gelände hieß Shark Base und war von einer früheren Einsatzgruppe unmittelbar vor den Toren von Camp Ramadi errichtet worden.
    Als wir endlich eintrafen, waren meine Kameraden bereits östlich von Ramadi im eigentlichen Einsatzgebiet. Es war unmöglich, ein Fahrzeug zu finden, das uns quer durch die

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