Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sniper

Sniper

Titel: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Kyle , Scott McEwen , Jim DeFelice
Vom Netzwerk:
gut es geht. Die Familien jedoch sehen das anders. Sie sind sich dieser Gefahren stets bewusst. Die Ehefrauen und Freundinnen wechseln sich oft dabei ab, die Angehörigen von Verletzten zu begleiten, wenn diese im Krankenhaus ihre Lieben besuchen. Dabei wird ihnen zwangsläufig klar, dass auch ihr Ehemann oder Freund einmal dort liegen könnte.
    Marcus’ Schicksal beschäftigte mich noch den ganzen Abend und bedrückte mich zutiefst. Um die Wahrheit zu sagen, ich blieb sogar noch einige Tage in meinem schwarzen Loch.
    Aber natürlich ging der Arbeitsalltag weiter. Eines Tages kam mein Chief vorbei und gab mir durch ein Handzeichen zu verstehen, ich solle ihm folgen.
    »Hey, man hat Marcus gefunden«, sagte er, sobald wir alleine waren.
    »Toll.«
    »Er ist ziemlich im Eimer.«
    »Na und? Er kommt durch.« Jeder, der Marcus kennt, weiß, dass das stimmt. Der Mann ist hart im Nehmen.
    »Ja, Sie haben recht«, sagte der Chief. »Aber er ist ziemlich übel zugerichtet, richtig heftig. Wird nicht leicht.«
    Es war vielleicht nicht leicht, aber Marcus stellte sich der Herausforderung. Tatsächlich bestritt er trotz anhaltender gesundheitlicher Probleme kurz nach seinem Krankenhausaufenthalt sogar schon wieder einen Auslandseinsatz.
    Ich als Experte
    Wegen meiner Aktionen in Falludscha wurde ich einige Male zur Befehlsleitung zitiert, um darüber zu reden, wie meiner Meinung nach Scharfschützen am besten eingesetzt werden sollten. Ich galt jetzt als sachverständiger Experte – SME im Militärjargon.
    Und ich hasste es.
    Manche Leute finden es vielleicht schmeichelhaft, vor einer Gruppe hochrangiger Offiziere Vorträge zu halten, aber das hatte nun so absolut gar nichts mit dem zu tun, was ich als meine Arbeit verstand. Für mich war es eine Qual, in einem Zimmer sitzen zu müssen und meine Zeit damit zuzubringen, irgendwelchen Sesselpupsern zu erklären, wie es im Krieg so läuft.
    Sie stellten mir Fragen wie: »Welche Ausrüstung sollten wir benutzen?« Kann ja durchaus sein, dass das eine berechtigte Frage ist, aber ich dachte mir nur: Mein Gott, ihr seid echt ziemlich bescheuert. Solche grundlegenden Dinge hättet ihr schon lange vorher klären sollen .
    Ich legte ihnen dar, wie wir meiner Meinung nach Scharfschützen ausbilden und einsetzen sollten. Ich schlug vor, einen größeren Schwerpunkt auf Sicherungsposten in städtischen Szenarien und die Errichtung von Scharfschützennestern in Gebäuden zu legen. Dinge, die ich mir im Laufe der Zeit mehr oder weniger selbst angeeignet hatte. Ich regte an, Scharfschützen als Vorhut in Kampfgebiete zu entsenden, damit sie den Angriffsteams vor ihrer Ankunft wichtige Informationen durchgeben konnten. Ich gab Tipps, wie man Scharfschützen aktiver und aggressiver machen könnte. Ich schlug vor, dass Scharfschützen während der Ausbildung über die Angriffsteams hinweg Schüsse abgeben sollten, damit sich die Bodentrupps daran gewöhnten.
    Und ich berichtete den Offizieren von Ausrüstungsmängeln – die Staubhülle der M-11 zum Beispiel, und Mündungsfeuerdämpfer, die am Ende des Laufs vibrierten und so die Präzision beeinträchtigten.
    Für mich waren diese Dinge sonnenklar, für die Befehlsleitung aber nicht.
    Wenn man mich nach meiner Meinung fragt, dann sage ich sie auch. Aber meistens wollten sie sie nicht wirklich wissen. Im Grunde wollten sie sich nur eine Entscheidung, die sie schon längst getroffen hatten, oder einen bereits gefassten Gedanken von mir bestätigen lassen. Wenn ich ihnen sagte, welche Ausrüstungsgegenstände wir meiner Auffassung nach haben sollten, antworteten sie, sie hätten aber schon 1000 Stück von irgendetwas anderem bestellt. Ich bot ihnen eine Strategie an, die ich erfolgreich in Falludscha angewandt hatte, aber sie zählten nur Argumente auf, warum sie nicht funktionieren würde.
    Taya:
    Während Chris zu Hause war, gerieten wir oft in Streit. Seine Dienstzeit neigte sich dem Ende zu und ich wollte nicht, dass er verlängerte.
    Ich fand, dass er schon genug für sein Land getan hatte, mehr als genug. Und wir brauchten ihn zu Hause.
    Ich war immer der Überzeugung gewesen, dass man Gott, der Familie und seinem Land verpflichtet ist – in dieser Reihenfolge. Er war anderer Meinung – er stellte das Land über die Familie.
    Und trotzdem schien er kompromissbereit zu sein. Er sagte immer: »Wenn du nicht willst, dass ich mich wieder verpflichte, dann lasse ich es.«
    Aber das brachte ich nicht fertig. Ich sagte ihm: »Ich kann dir nicht

Weitere Kostenlose Bücher