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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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sagte Adela, und einen Moment lang war ich versucht, einfach vorbeizugehen und zu klingeln. Doch ich verwarf die Idee wieder, da es vielleicht ratsam war, erst einmal zu hören, was Lady Uckfield zu sagen hatte.
    Ich rief jedoch Edith an.
    »Was wirst du ihr sagen?«
    »Ich weiß nicht. Wahrscheinlich, dass jeder Versuch, euch beide voneinander fern zu halten, nur Zeitverschwendung ist. Falls sie das wirklich vorhat.«
    »Natürlich hat sie das vor.«
    »Ich meine, ohne Charles’ Wissen.« Edith schwieg. »Jedenfalls ruf ich dich heute Abend wieder an.« Ich legte auf.
     
    Ich erkundigte mich diskret, ob Lady Uckfield bereits eingetroffen sei, doch der Geschäftsführer war kein Mann, der sich eine solche Gelegenheit entgehen ließ. »Gentleman für die Marchioness von Uckfield«, sagte er mit dröhnender Stimme zu einem herannahenden Kellner, der mich zuvorkommend an den gereckten Köpfen der anderen Gäste vorbei zu ihr begleitete. Sie saß tipptopp gekleidet an einem Tisch in der Marmorhalle, rechts neben dem prächtigen vergoldeten Brunnen. Als ich mich näherte, lächelte sie, winkte zurückhaltend und stand auf, um mich mit ihren abgezirkelten, vogelartigen Bewegungen zu begrüßen. Der Kellner servierte mit viel Mylady hin, Mylady her den Tee, was sie mit liebenswürdigem, heiterem Dank quittierte. Sie lachte fröhlich. »Ist das nicht ein Hochgenuss?«
    »Für mich auf jeden Fall«, bestätigte ich.
    Dann wurde sie nicht gerade ernster, aber doch direkter. Ihr eindringlicher Ton verlor etwas von seiner Atemlosigkeit; ich erinnerte mich an die Szene in ihrem Privatsalon in Broughton und begriff, dass sie mir etwas wirklich und nicht nur vorgeblich Intimes mitteilen wollte. »Ich möchte ganz offen mit Ihnen reden, weil ich glaube, Sie könnten hilfreich sein.«
    »Ich fühle mich geschmeichelt und im Zweifel«, erwiderte ich.
    »Ich möchte nicht, dass Charles Edith sehen muss.«
    »So habe ich Sie auch verstanden.«
    »Ich möchte nicht herzlos sein. Wirklich nicht. Aber ich glaube, dass er fürchterlich durcheinander ist und möchte nicht, dass er in eine noch größere Verwirrung gerät.«
    »Lady Uckfield«, sagte ich, »ich weiß genau, warum Sie ein Treffen für eine schlechte Idee halten. Ich tue das auch. Sie glauben, die Ehe war ein Fehler, und möchten ihn nicht weiter fortsetzen. Ich bin ganz Ihrer Meinung. Doch die Tatsache bleibt bestehen, dass Edith jetzt noch Charles’ Frau ist, und wenn sie ihn sehen will und auch er, wie ich vermute, sie sehen will, sollten wir ihnen doch lieber nicht im Weg stehen, oder?«
    Ein kurzes Aufblitzen von Ärger verhärtete ihr Gesicht. »Warum glauben Sie, dass er sie sehen will?«
    »Weil er sie immer noch liebt.«
    Sie schwieg einen Moment und durchsuchte die Sandwiches, bis sie eines mit Ei gefunden hatte, an dem sie mit übertriebener Wonne knabberte. »Sind die nicht gut ?«, flüsterte sie verstohlen, als müssten wir um jeden Preis verhindern, dass jemand anderer die Worte mithörte. Sie sah mich mit ihren hin- und herflitzenden Katzenaugen an. »Sie glauben, ich wäre unfair gegenüber Edith gewesen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Ich glaube, Sie mögen sie nicht, aber ich glaube nicht, dass Sie ausgesprochen unfair zu ihr gewesen sind.«
    Sie nickte zustimmend. »Ich mag sie nicht. Nicht besonders. Doch darum geht es hier nicht.«
    »Worum geht es denn?«
    »Es geht darum, dass sie Charles nicht glücklich machen kann. Ob ich sie mag oder nicht, gehört nicht hierher. Ich habe meine Schwiegermutter gehasst, aber mir war voll bewusst, wie erfolgreich sie Broughton und Tiggers armen Vater gemanagt hat. Ich habe zwanzig Jahre gebraucht, um die Erinnerungen an sie zu begraben. Glauben Sie, es wäre für mich von geringster Bedeutung, dass ich sie nicht mag ? Ich bin kein Schulmädchen.«
    »Nein.« Ich trank einen Schluck Tee. Ich fühlte mich wirklich geschmeichelt. Aus irgendwelchen Gründen hatte Lady Uckfield beschlossen, den Vorhang, der sonst alle ihre privaten Gedanken verhüllte, beiseite zu ziehen und ein echtes Gespräch mit mir zu führen. Sie war noch nicht fertig.
    »Ich möchte Ihnen etwas zu meinem Sohn sagen. Charles ist ein herzensguter, unkomplizierter Mensch. Er ist viel netter als ich. Aber er ist weniger …« Ihre Stimme schwankte, als sie nach dem treffenden Wort suchte, mit dem sie ihre Loyalität ihm gegenüber nicht verletzte.
    »Intelligent?«, schlug ich mutig vor.
    Da dies von mir kam, billigte sie die Wortwahl

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