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Snobs: Roman (German Edition)

Snobs: Roman (German Edition)

Titel: Snobs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julian Fellowes
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Ich weiß, dass er da war. Sie will nicht, dass ich mit ihm rede.«
    All das erhärtete nur Adelas Verdacht, dass Edith uns bitten würde, uns gegen Lady Uckfield zu stellen. »Ich sehe nicht ganz, was ich da ausrichten könnte.«
    »Dich werden sie mit ihm reden lassen. Sag, du willst ihn zum Lunch einladen oder so, und dann, wenn er ans Telefon kommt, sagst du ihm, dass ich ihn treffen möchte.«
    »Ich glaube nicht, dass ich das tun kann«, sagte ich. »Ich habe nichts dagegen, dort anzurufen« – eine glatte Lüge –, »aber wenn Lady Uckfield mich fragt, was ich mit Charles besprechen möchte, dann werde
ich ihr die Wahrheit sagen. Sie kann doch nicht glauben, sie könnte dich ewig daran hindern, ihn zu sehen.«
    »Ewig nicht. Aber lange genug.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte ich. Obwohl ich es doch glaubte.
    Ehrlich gesagt, letzten Endes stand auch ich mit ziemlicher Sicherheit auf Lady Uckfields Seite. Die Tatsachen lagen klar auf der Hand. Edith hatte Charles wegen seiner gesellschaftlichen Position geheiratet, ohne ihn zu lieben. Sie hatte die Sache dann völlig verpatzt, alles hingeschmissen, Charles betrogen, einen Riesenskandal ausgelöst und ihrem Mann großen Schmerz zugefügt. Lady Uckfield wollte sie nun ein und für alle Mal loswerden – war das ein Wunder?
    »Glaubst du denn, Charles will dich sehen?«, fragte Adela. »Vielleicht hat er ja selbst abgelehnt, ans Telefon zu kommen.« Das war sicher eine Überlegung wert.
    »Wenn er nicht will, dann möchte ich es von ihm selbst hören.«
    Wir saßen alle drei eine Weile schweigend da. Adela kaute ihren knusprigen Toast und wandte sich Nigel Dempster zu.
    »Gibt’s was Neues?«, fragte ich.
    »Die Schwester von Sarah Carter hat einen Maler geheiratet und die Langwells lassen sich scheiden, was wir schon letzten Oktober erfahren haben.«
    »Wirst du es tun?«, fragte Edith.
    Adela und ich sahen uns an, doch ich weigerte mich, die Botschaft in ihren Augen zu akzeptieren. Letztlich wäre es falsch gewesen, Edith ihrem Schicksal zu überlassen und mich auf die Seite der Broughtons zu schlagen, auch wenn ich das noch so gern getan hätte. Egal, wie ich selbst über Recht und Unrecht in dieser Angelegenheit dachte – ein solches Verhalten wäre einfach ehrlos gewesen. In erster Linie und vor allem anderen war ich Ediths Freund, wie es mir sogar Lady Uckfield zugestanden hatte.
    »Das werde ich«, sagte ich. »Aber weder um diese Zeit am frühen Morgen noch in deinem Beisein. Geh nach Hause, ich ruf dich später an.«
    Edith nickte, trank ihren Kaffee aus und ging.
    »Da ist doch was faul«, sagte Adela.
    Ich rief um halb elf an und verlangte nach Charles. Trotz Ediths Bericht war ich sehr überrascht, als Lady Uckfield ans Telefon kam.
    »Hallo«, sagte sie. »Wie geht’s?«
    »Ich versuche gerade, Charles aufzustöbern.«
    Sie war ausgesucht höflich und mir eindeutig vier Schritte voraus. »Ich fürchte, er ist nicht hier. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    Ich spielte mit dem Gedanken, ihr etwas vorzumachen, doch offenbar wusste sie genau, warum ich anrief, und ich wollte mich nicht in eine dumme Situation manövrieren. »Ich fürchte, ich habe einen Auftrag auszuführen. Und ich bin durchaus nicht sicher, ob Sie ihn billigen.«
    »Das kommt auf einen Versuch an.« Ihre Stimme war von Reserviertheit in eisige Kälte umgeschlagen.
    »Es geht um Edith. Sie möchte Charles sehen.«
    »Warum?«
    »Das weiß ich nicht.« Was auch stimmte.
    »Welchen Sinn soll das haben?«
    »Ich weiß nicht, ob es hier um einen Sinn geht, aber ich weiß, dass Sie aus ihr keine klare Antwort zu Ihren Vorschlägen wegen der Scheidung herausbekommen werden, wenn sie ihn nicht sieht.«
    »Dann haben Sie sie gefragt?«
    »Ich habe sie gefragt und sie hat mir geantwortet, sie will darüber nachdenken. Ich nehme an, dieses Nachdenken muss zum Teil in Charles’ Gegenwart erfolgen.«
    Es gab eine kurze Pause und ich hörte in der Leitung jenes unheimliche Echo anderer Gespräche, anderer, fremder, anonymer Lebensbruchstücke, tausend Meilen entfernt. »Haben Sie heute Nachmittag Zeit? Können wir uns zum Tee treffen?«
    »Es gibt nichts, was ich lieber täte, aber ich weiß nicht, ob ich in diesem Fall dem bereits Gesagten noch etwas hinzufügen könnte.«
    »Ich werde um vier im Ritz sein.«
    Ich fand es bemerkenswert, dass sie mich nicht in ihrer Wohnung am Cadogan Square empfangen wollte.
    »Vielleicht kommt Tigger mit ihr nach London. Vielleicht ist Charles dort«,

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