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Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Izabelle Jardin
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sind dann nämlich fünfhundert Milligramm Acetylsalicylsäure drin, meine kleine Pharmazeutin“, beruhigt er sie spöttisch lächelnd. 
    Nina schluckt die winzigen Pillen und merkt schon eine viertel Stunde später, dass es ihrem Kopf besser geht. Wie immer, wenn sich eine Kopfschmerzattacke gelegt hat, bekommt sie jetzt Hunger und macht den Vorschlag zu kochen. Eine gute Stunde lässt sich füllen mit unverfänglichem Geplänkel übers Essen. Schon als sie beide bei Tisch sitzen, ist die beklemmende Stille zwischen ihnen wieder da. Wie trüber Nebel hängt eine Wand zwischen ihnen, die nur Simon zerteilen könnte. 
    Er tut es nicht.
    Mehr und mehr fühlt sich Nina wie ein drittes Rad am Wagen. Lauras Anwesenheit ist jetzt nicht mehr unsichtbar und nur geahnt. Sie scheint real und greifbar geworden zu sein. Ein Weilchen sitzen sie noch zusammen vor dem Feuer. Simon raucht seine Pfeife, Nina hat sich aus ihrem Overall eine Schachtel Zigaretten geholt. Sie raucht nur selten. Jetzt ist ihr danach. Ihre Hände, die sie viel lieber in Simons Haar vergraben hätte, brauchen Beschäftigung. Es ist noch nicht sehr spät, als er vorschlägt, ins Bett zu gehen. Und zu allem Übel fragt er, ob er sich heute doch besser aufs Sofa legen sollte. 
    „Nein! Bitte! Simon ...“, sagt Nina mit fast tonloser Stimme. Ihr wird bewusst, dass ihr alle Farbe aus den Wangen weicht. Sie fühlt sich, als würde sie gleich umkippen, lehnt den Kopf mit einem leisen Stöhnen an die Sofalehne und schließt die Augen. 
    Schnell ist er bei ihr, nimmt sie in die Arme. „Verzeih mir Nina! Was tue ich hier mit dir? Ich habe dir meine ganze Last auf die Schultern geladen und dich damit alleine gelassen. Das hast du nicht verdient, mein süßer tapferer Schnee-Engel!“ 
    Sie lehnt sich an, schlingt ihm die Arme um den Hals, versteckt sich an seiner breiten Brust und kann nicht mehr aufhören zu schluchzen. Er hält sie, wiegt sie in den Armen wie ein Kind, wartet bis sie sich beruhigt hat, reicht ihr ein Taschentuch. 
    „Es ist ein bisschen zu viel für mich, Simon! Ich kann das alles so schnell nicht für mich einordnen. Jetzt brauche ich Zeit! Und wir müssen diese Nacht vernünftig miteinander rumkriegen. Du kannst dich nicht einfach rausziehen. Bleib jetzt für mich da!“ Bittend sieht sie ihn an. 
    Simon nickt. „Was auch passiert, ich bleibe für dich da. Aber was auch immer ich jetzt sonst noch sagen würde ...“, er unterbricht sich, zuckt hilflos die Achseln und Nina beendet seinen Satz: 
    „Wäre falsch, nicht?“ 
    „Nicht falsch, Nina. Aber auch nicht die reine Wahrheit. Ich hatte mir mit Lizzy einen so geeigneten Schutzwall um meine Seele gelegt. An Oberflächlichkeit kaum zu überbieten!“ 
    „Und dann komme ich hier reingeschneit und bringe dir dein ganzes Konstrukt durcheinander“, sagt sie und merkt, wie nah sie damit der ganzen Wahrheit kommt. 
    „Ich bin nicht wieder hier gewesen, seit ich damals die Hütte ausgeräumt hatte. Als ich aus der Klinik entlassen wurde, bin ich hier rauf. Irgendwie hatte ich ständig das Gefühl, sie wäre ganz nah und müsste jeden Moment zur Tür hereinkommen. Also habe ich gewartet. Tagelang habe ich hier gesessen. Irgendwann war ich kurz vorm Durchdrehen und mein Vater hat mich weggeholt. Danach konnte ich es nicht mehr ertragen, Nina. Alles hier war Laura. Ich dachte, ich wäre jetzt stabil genug. Es wäre wohl kein Problem mit Lizzy gewesen. Wenn sie denn mitgekommen wäre. Aber mit dir ist es eins! Und ich habe dich absolut egoistisch mit hineingezogen weil ich dich nicht lassen konnte.“ 
    Sie sieht ein kleines Licht aufglimmen.
    „
Weil ich dich nicht lassen konnte“, hat er gesagt. Ich bin ihm nicht egal. Nicht so viel, wie „ich liebe dich“, nein, längst nicht so viel. Nur viel besser als gar nichts. Aber selbst, wenn er es sagen würde. Was würde es ändern?
    „Weißt du, wie ich mich vorhin gefühlt habe? Als würde ich versuchen, einen Ertrinkenden zu retten. Und du hast dich so an mir festgekrallt, dass ich jetzt selber absaufe. Ich kann dir bestenfalls noch den Kopf über Wasser halten. Aber du musst mich loslassen. Sonst gehen wir beide unter.“ 
    Er hat den Kopf gesenkt, schüttelt ihn fast unmerklich. „Dich loslassen? Nein!“ 
    Nina ist sehr ernst und entschlossen. „Doch, Simon! Wir haben keine Chance miteinander, solange Lauras Schatten zwischen uns steht. Und ich habe begriffen, dass er jedes Recht der Welt hat, da zu stehen. Ich kann nicht

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