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Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Izabelle Jardin
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versucht sie das Ganze sofort zu beenden und ist heilfroh, dass Ben hereinstürmt. Auf dem glatt polierten Parkett findet er mit seinen Krallen keinen Halt, kommt ins Straucheln und schliddert platt auf der Seite liegend ihrem Vater genau vor die Füße. Sie ist erleichtert, weil sie weiß, wie sehr ihr Vater Hunde mag. Der Effekt von Bens Auftritt ist erstaunlich, denn sofort wird der Gesichtsausdruck des Hausherrn freundlich und er bückt sich, um Ben zu kraulen. 
    „Netter Hund!“, bekundet er immerhin. 
    „Ich habe ihn aus einem Fund des Veterinäramtes. Er kam aus dem Ausland halb tot in einem Kofferraum voller Welpen aus illegalen Zuchten an“, erklärt Simon, offenkundig froh, ein unstrittiges Thema gefunden zu haben. Nina kennt die Ansichten ihres Vaters und weiß, dass Simon wenigstens einen Punkt für sich verbuchen konnte. Dass der Alarm noch nicht abgeblasen ist, wird ihr aber schnell klar, als nach einem kurzen, sachlichen Gespräch zwischen den Männern zum Thema Hundezucht prompt die Anspielung ihres Vaters auf den heute versäumten Schultag folgt. Ehe sich die Geschichte ausweiten kann, kommt ihre Mutter ihr zu Hilfe. Ihr Dank an Simon fällt allerdings ganz anders aus und es ist unübersehbar, wie sehr er ihr gefällt. 
    Ein kleiner Seitenblick zum Vater, mit dem sie schon eine halbe Stunde über die geschwänzte Schule diskutiert hat, sagt Nina, dass es Zeit ist, schleunigst die Kurve zu kratzen. Da wird noch viel Arbeit anstehen, um ihn von der Tauglichkeit dieses Mannes in ihrem Leben überzeugen zu können. Nichts scheint ihn in größeren Aufruhr zu versetzen, als jedes, in seiner Lesart „unnötige, störende Element“ bis zur Abiturprüfung. 
    Sie lehnt also gleich vehement das Angebot ihrer begeistert guckenden Mutter ab, doch noch ein Weilchen zu bleiben, drückt ihrem Vater einen Kuss auf die Wange und bedeutet Simon zwinkernd, den geordneten Rückzug anzutreten.
     
    Nina kann sich vor Lachen kaum halten, als sie die Haustür hinter sich zuwirft. 
    „Er nimmt dich ernst! Sehr ernst. Du kannst dir nicht vorstellen, was er für einen Affen gemacht hat vorhin. Wenn ich Schulfreunde mit nach Hause gebracht habe, war er immer von ausgesuchter Liebenswürdigkeit. Aber du scheinst ihm ein wirklich gefährlicher Gegner im Kampf um die Herrschaft über seine Tochter zu sein“, prustet sie. 
    „Den hat er schon verloren!“, stellt Simon mit ungerührter Miene fest. „Komm, ich verschleppe dich jetzt wieder in meine Burg. Hast du deine Schulsachen für morgen mit, Prinzessin? Ich gedenke nämlich nicht, dich heute Abend wieder in die Hände dieses alten Grantlers zurückzugeben.“Nina weiß genau, dass ihr Vater sie vom Wohnzimmerfenster aus beobachtet. Und sie ist sich fast sicher, dass auch Simon das weiß. So, wie er sie jetzt in die Arme zieht und küsst, hat sie das Gefühl, er will eine eindeutige Demonstration der Besitzverhältnisse liefern. Sie schnappt nach Luft, als er sie loslässt und ihr betont galant die Wagentür öffnet. 
    „Das hast du mit Absicht gemacht!“, schimpft sie. 
    „Ja, das habe ich mit Absicht gemacht“, grinst er süffisant. „Hast du nun alles mit?“ 
    „Ja, habe ich.“ 
    „Misch dich nicht ins Kriegsgetümmel. Das ist was für Männer. Er wird schon noch begreifen, dass dir was Schlimmeres hätte passieren können als ausgerechnet ich.“ 
    Irgendwie hat Nina das Gefühl, dass es keinen Sinn hat, dieses Thema zu vertiefen, und lehnt sich mit einem Seufzer im Sitz zurück. „Anderes Thema. Was wollten die von dir auf dem Präsidium?“ 
    Simon wird sofort ernst, fasst die Dinge kurz zusammen, die seine eindeutige Entlastung bewirkt haben, und erzählt ihr von seiner größten Befürchtung. Nina muss sich zusammenreißen, um sich nicht von der Fantasie überwältigen zu lassen, die wie ein alptraumhafter Film vor ihrem inneren Auge abläuft. Schreckliche Bilder einer jahrelang festgehaltenen Frau in irgendeinem düsteren Verlies schießen ihr durch den Kopf. Und sie muss eilig die Frage beiseite schieben, wie wohl Simon reagieren würde, wenn Laura lebend und mit dem furchtbaren Hintergrund eines solchen Martyriums gefunden würde. Nur ein einziger wirklich vernünftiger Aspekt fällt ihr ein. Es gelingt ihr halbwegs, einen sachlichen Ton anzuschlagen. 
    „Du, ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass der Westphal sie in seiner Gewalt hat. So schnell, wie ich mich dem entwinden konnte, glaube ich nicht, dass er in der Lage ist,

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