Snow Angel
pragmatischen Dingen. Nur allzu gern greift er den Strang auf.
„Nichts leichter als das! Erst eine heiße Badewanne und dann ein warmes Plätzchen unter meiner Bettdecke? Mir würden da eine ganze Menge ziemlich fuß- und herzerwärmender Sachen einfallen.“
„Oh Mann! Red‘ nicht, mach! Schließ endlich auf, ehe ich hier festfriere!“
„Ist ja wirklich fürchterlich, dass ihr Mädels immer mit so lächerlichem Schuhwerk unterwegs seid. Siehst ja nett aus, aber du wirst dir noch was holen“, schimpft er mit einem Blick auf ihre ungefütterten Stiefeletten. „Ich weiß da einen Laden, da gibt’s was in schick und mit Lammfell. Warm und bis übers Knie. Da fallen wir morgen nach der Schule mal ein.“
„Bist du verrückt? Den Laden kenne ich. Traumhaft schöne Stiefel mit Preisen absolut außerhalb meines Budgets.“
„Quatsch nicht! Das ist purer Selbstschutz“, behauptet Simon energisch. „Glaubst du, ich habe Lust, mir das Gemecker über kalte Füße jeden Tag anzuhören? Außerdem ziehe ich eine schöne Frau gerne schön an.“
„Um sie danach dann wieder schön ausziehen zu können, nicht?“, frozzelt sie.
„Das auch“, gibt er zu. „Und genau das mache ich jetzt und schicke dich erst mal in die Wanne, damit du warm wirst. Geh schon mal rauf. Ich füttere schnell noch Ben.“
Während aus zahlreichen Düsen das warme Wasser in die Badewanne strömt, hat Nina Zeit, sich ein paar Gedanken über ihn zu machen. Obwohl sie nicht mehr von dem Gefühl völliger Entscheidungsunfähigkeit geplagt wird wie vor zwei Tagen, gefällt es ihr, ihn einfach machen zu lassen. Es hat etwas von wohligem Umsorgtsein und Abgeben lästiger Verantwortungen. Er übertreibt es nicht so, dass sich heftiger Widerstand in ihr regen würde. Und nie hat sie den Eindruck, er würde sie in irgendeiner Weise entmündigen. Sie nimmt ihn einfach als Persönlichkeit wahr, der es offenbar in die Wiege gelegt ist, die Dinge in die Hand zu nehmen.
Ein Alphatier. Wahrscheinlich das perfekte Gegenstück zu mir. Vielleicht sollte ich es mal so hinnehmen und es mir damit gutgehen lassen.
Richtig gut geht es ihr sofort, als sie sich in der Wanne lang ausgestreckt hat und mit geschlossenen Augen in dem duftenden Schaum schwebt. Mit den Ohren unter der Wasseroberfläche entgeht ihr, dass er ins Bad gekommen ist. Erst als sie seine Hände sanft massierend in ihrem Nacken fühlt, nimmt sie ihn wahr. Nina schnurrt und gibt sich ganz seinen zärtlichen Berührungen hin.
„Kommst du zu mir?“, fragt sie nach ein paar köstlich entspannenden Momenten.
Es ist reichlich Platz für zwei. Das Wasser ist so tief, dass sie mit dem Rücken auf seinem Bauch liegen kann, den Kopf auf seine Brust gebettet, ohne dass auch nur die Spitzen ihrer Brüste aus dem Wasser ragen würden. Sie fühlt sich himmlisch, als er seine Massage auf ihren ganzen Körper ausdehnt, und kann es bald nicht mehr ertragen, weiter still zu liegen. Sie möchte sich umdrehen und ihn ansehen. Simon will das jetzt nicht. Ihr Versuch scheitert kläglich.
„Liegenbleiben!“, sagt er mit dieser unglaublich tiefen, warmen Stimme, die ihr immer wieder das ganz spezielle Kribbeln ins Becken treibt.
„Was machst du bloß mit mir?“, seufzt sie.
„Ich knautsche dich gefügig“, flüstert er nah an ihrem Ohr.
„Bin schon gefügig“, stöhnt sie leise.
„Kann ich nicht so beurteilen. Ist ja alles nass hier.“
„Du könntest mich ins Bett bringen, dann beweise ich's dir“, schlägt sie zaghaft vor, denn sie merkt, dass nicht mehr viel fehlt, um sie zum Explodieren zu bringen.
„Ach, ich finde, du könntest doch erst mal schön in aller Ruhe einen kleinen Tsunami in der Wanne verursachen, oder? Fürs Bett ist später genug Zeit. Die Nacht ist noch lang. Beweis es mir doch einfach gleich hier. Oder geht bei dir Sex nur im Bett?“
Matt schüttelt sie den Kopf. „Ich kann gleich nicht mehr“, flüstert sie.
„Was kannst du gleich nicht mehr?“, möchte er wissen, und Nina ist sich nicht ganz sicher, ob sie da nicht gerade einen verdammt selbstgefälligen Unterton gehört hat. Und überhaupt hat er mittlerweile Stellen an ihrem Körper gefunden, die nichts mit dem zu tun haben, was Masseure gemeinhin anrühren. Sie wird das Gefühl nicht los, dass er gerade ausprobiert, was er mit ihr machen muss, um sie in den Wahnsinn zu treiben, denn jedes Mal, wenn sie denkt, dass gleich eine unwiderstehliche Welle sie auf den
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