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Snow Angel

Snow Angel

Titel: Snow Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Izabelle Jardin
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hinaus, bleibt an dem Schnee-Engel hängen, der im Licht der untergehenden Sonne nun einen blutroten Schimmer bekommen hat. Er sieht Nina vor sich, wie sie sich mit Todesverachtung in den Schnee geworfen hat, einzig um ihm eine kleine Freude zu machen. Sie sollte jetzt besser bei ihm sein, wünscht er sich. So sicher, wie er dem extrem kritischen Freund gegenüber vertreten hat, richtig gehandelt zu haben, indem er seinem Herzen gefolgt ist, so sicher ist er auch, dass er sie nicht mehr missen will.
    Und noch etwas wird ihm in diesem Augenblick klar, das er für sich im Kopf als wichtigsten Punkt markiert: Er will mit ihr über Lauras Schicksal reden. Es fühlt sich an, als wäre eine Mauer eingerissen, die er geglaubt hatte, für die Ewigkeit errichtet zu haben. Was im tiefen Schatten unberührbar lag, hat sie mit ihrer vorbehaltlosen Zuneigung freigelegt. Sie hat ihn zurückgeholt aus dem dumpfen Gemäuer, das seine Seele, sein ganzes Ich gefangen gehalten hat. Was auch immer jetzt passieren wird, er will es mit ihr teilen. 
    „Simon?“, unterbricht Hubert seine Gedanken. „Wenn du mich nicht mehr brauchst, würde ich jetzt gerne fahren. Ist das in Ordnung? Ich habe den Eindruck, du brauchst ganz andere Gesellschaft.“ 
    Lächelnd löst Simon sich vom Anblick des Gartens. „Du hast recht! Ich danke dir für deine Zeit. Wenn es etwas Neues gibt, gebe ich dir sofort Bescheid. Okay?“ 
    „Ich bitte darum“, schmunzelt Hubert und klopft ihm väterlich auf die Schulter. „Und jetzt sieh zu, dass du dir deine Nina her holst.“
     
     

    Simon wird bewusst, dass er noch nicht einmal ihre Handynummer hat. 
    Es ist ihm zwar nicht gerade angenehm, weil er nicht ahnen kann, wer am Festnetzanschluss abheben wird, aber er möchte nicht mehr warten, bis sie, wie verabredet, anrufen wird. 
    „Tewes“, meldet sich eine kräftige männliche Stimme, die ihn an Ninas Ausspruch von „Vätern, die in den Schießscharten sitzen und ihre Töchter bewachen wie Cerberus den Hölleneingang“ erinnert. Blitzschnell beschließt er, sich einmal nicht die Nennung des Titels in seinem Namen zu verkneifen. Diesem Vater gegenüber muss man so seriös wie möglich erscheinen. Die Bitte, Nina sprechen zu dürfen, wird ihm gewährt, und irgendwie wird er das Gefühl nicht los, soeben Gesprächsthema im Hause Tewes gewesen zu sein. 
    „Ich wollte dich auch gerade anrufen! Soll ich selbst kommen oder holst du mich ab? Meine Eltern würden dich natürlich gern mal kennenlernen.“ 
    Für einen kleinen Moment wird ihm etwas schummerig angesichts der Aussicht, ausgerechnet heute einen Antrittsbesuch in ihrer Familie machen zu müssen. Er fragt sich, ob er besser kneifen oder „die Arschbacken zusammenkneifen“ soll. Simon entscheidet sich für Letzteres. 
    Und dafür, Ben mitzunehmen. 
     
     

    Der junge Hund gibt den Herzensbrecher, als Frau Tewes die Haustür öffnet. 
    Während Nina Simon sofort um den Hals fällt, nutzt der Hund seinen ganzen welpenhaften Charme, um die etwas steife Begrüßung aufzulockern. Es gelingt ihm vortrefflich. Er darf sofort die Küche stürmen und sich etwas Nettes aus dem Kühlschrank abholen.
    *
    „Ich möchte dich gern meinem Vater vorstellen“, erklärt Nina und ihr Strahlen hat verdammt wenig mit Simons gegenwärtiger Gefühlslage zu tun. Mütter zu überzeugen, dass er ein idealer zukünftiger Schwiegersohn sein könnte, ist ihm immer leicht gefallen. Väter sind da eine ganz andere Herausforderung. Er ahnt, was auf ihn zukommt, und sieht sich nicht getäuscht. 
    Misstrauisch beäugt ihn Ninas Vater über die Gläser seiner Lesebrille hinweg und legt das Buch beiseite, das er in der Hand gehalten hat. 
    „Papa, ich möchte dir gern Simon vorstellen“, beginnt Nina, „genauer Doktor Simon Magnussen, Veterinär.“Ihr Vater steht auf, reckt sich zu beachtlicher Größe und tritt auf die beiden zu. 
    „Sie haben meiner Tochter das Leben gerettet! Dafür danke ich Ihnen herzlich!“, sagt er und streckt ihm die Hand hin. „Doktor Alexander Tewes, Apotheker.“ 
    In Simons Ohren klingt das Wort „herzlich“ komischerweise ganz ähnlich wie „scheußlich“.
    *
    Nina entgeht die Spannung zwischen den Männern nicht. Sie hat den Eindruck, es würde nicht lange dauern, bis sie die Säbel zücken und sich um sie duellieren.
     
    O Gott, o Gott, nichts wie weg hier!
     
    „Paps, ich möchte jetzt noch mal zu Simon mitfahren. Ich wollte nur, dass ihr euch wenigstens mal gesehen habt“,

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