Snow Crash
umgebaut. Er ist eine Verlängerung meines Körpers.«
»Und wenn die Geisha Ihren Rücken massiert?«
Ng murmelt etwas, worauf sein Beutel anfängt, um den Körper herum zu wallen und zu pulsieren. »Sie ist selbstverständlich ein Daemon. Was die Massage anbelangt, mein Körper schwimmt in einem elektrokontraktiven Gel, das mich massiert, wenn ich es brauche. Ich habe auch ein Schwedenmädchen und eine afrikanische Frau, aber deren Auflösung ist längst nicht so gut.«
»Und der Mint-Julep?«
»Durch eine Nährkanüle. Alkoholfrei, ha-ha.«
»Also«, sagt Y. T. schlieÃlich, als sie den LAX passiert haben und sie sich überlegt, daà es zu spät ist, jetzt noch zu kneifen, »wie sieht der Plan aus? Haben wir einen Plan?«
»Wir fahren nach Long Beach. Zur Opferzone Terminal Island. Und wir kaufen ein paar Drogen«, sagt Ng. »Oder du, besser gesagt, da ich indisponiert bin.«
»Das ist mein Job? Drogen zu kaufen?«
»Zu kaufen und in die Luft zu werfen.«
»In einer Opferzone?«
»Ja. Um den Rest werden wir uns kümmern.«
»Wer ist wir, Macker?«
»Es sind einige weitere, äh, Einheiten zur Stelle, die uns helfen werden.«
»Was, ist das Heck des Lastwagens voll mit mehr... Leuten wie Ihnen?«
»Sozusagen«, antwortet Ng. »Du kommst der Wahrheit ziemlich nahe.«
»Sind das, äh, nichtmenschliche Systeme?«
»Ich glaube, das wäre eine zutreffende Umschreibung.«
Y. T. hält das für ein lautes und deutliches Ja.
»Sind Sie müde? Soll ich fahren, oder was?«
Ng lacht schneidend, ein fernes Ack-ack, und der Laster gerät fast von der StraÃe ab. Y. T. hat den Eindruck, daà er nicht über den Witz lacht; er lacht darüber, was für ein Trottel Y. T. ist.
30
»Okay, letztesmal haben wir uns über den Tonumschlag unterhalten. Aber was ist mit diesem Ding? Dem Ding, das wie ein Baum aussieht?« sagt Hiro und deutet auf eines der Artefakte.
»Ein Totem der Göttin Aschera«, sagt der Bibliothekar spitz.
»Jetzt kommen wir endlich weiter«, sagt Hiro. »Lagos hat gesagt, daà die Brandy im The Black Sun eine Kultprostituierte der Aschera war. Also, wer ist Aschera?«
»Sie war die Gefährtin von El, der auch als Jahwe bekannt ist«, sagt der Bibliothekar. »Sie ist auch unter anderen Namen bekannt: Elat, ihr häufigster Beiname. Die Griechen kannten sie als Dione oder Rhea. Die Kanaaniter kannten sie als Tannit oder Hawwa, was dasselbe wie Eva bedeutet.«
»Eva?«
»Die Etymologie von >Tannit< ist, laut Cross: Femininum von >Tannin<, was >die von der Schlange< bedeutet. Darüber hinaus trug Aschera in der Bronzezeit einen weiteren Beinamen, >dat batni<, ebenfalls >die von der Schlange<. Die Sumerer kannten sie als Nintu oder Nunhursag. Ihr Symbol ist eine Schlange, die sich um einen Baum oder Stab windet: der Ãskulapstab.«
»Wer hat Aschera angebetet? Eine Menge Leute, nehme ich an.«
»Alle, die vom zweiten Jahrtausend vor Christus bis zur Zeit des Christentums zwischen Indien und Spanien lebten. Mit Ausnahme der Hebräer, die sie nur bis zu den religiösen Reformen von Hiskia und, später, Josia verehrt haben.«
»Ich dachte, die Hebräer seien Monotheisten gewesen. Wie konnten sie Aschera verehren?«
»Monolatristen. Sie leugneten die Existenz anderer Götter nicht. Aber anbeten sollten sie nur Jahwe. Aschera galt als die Gefährtin von Jahwe.«
»Ich kann mich nicht erinnern, daà in der Bibel etwas steht, wonach Gott eine Frau hat.«
»Zu der Zeit existierte die Bibel noch nicht. Der Judaismus bestand aus einer lockeren Ansammlung von Jahwekulten, jeder
mit unterschiedlichen Heiligtümern und Praktiken. Die Geschichten über den Exodus waren noch nicht schriftlich festgehalten worden. Und die späteren Teile der Bibel waren noch gar nicht geschehen.«
»Wer hat beschlossen, Aschera aus dem Judaismus zu verbannen?«
»Die deuteronomische Schule â im allgemeinen als die Leute definiert, die das Buch Deuteronomium â das fünfte Buch Mose â geschrieben haben, ebenso Josua, das Buch der Richter, Samuel und das Buch der Könige.«
»Und was waren das für Leute?«
»Nationalisten. Monarchisten. Zentralisten. Die Vorläufer der Pharisäer. Zu der Zeit hatte der assyrische König Sargon II. gerade Samaria â das
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