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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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Mann der Eile. Er hat das gemächliche Tempo des Mekongdeltas verinnerlicht und ist damit zufrieden, da zu sitzen, seine Bildschirme zu betrachten und alle paar Minuten einen Satz von sich zu geben.
    Noch etwas: Er leidet offenbar am Tourettesyndrom oder einer anderen Gehirnkrankheit, denn von Zeit zu Zeit gibt er ohne ersichtlichen Grund seltsame Geräusche mit dem Mund von sich. Sie haben den pingpongmäßigen Klang, den man immer von Vietnamesen hört, wenn sie sich in Hinterzimmern von Geschäften oder Restaurants aufhalten und einen Familiendisput in der Muttersprache austragen, aber soweit Y. T. sagen kann, sind es keine richtigen Worte, nur Geräuscheffekte.
    Â»Arbeiten Sie viel für diese Typen?« fragt Y.T.

    Â»Ab und zu kleinere Sicherheitsjobs. Im Gegensatz zu den meisten größeren Firmen gibt es in der Mafia eine ausgeprägte Tradition, sich selbst um Sicherheitsmaßnahmen zu kümmern. Aber wenn etwas besonders Technisches gefragt ist...«
    Er verstummt mitten im Satz und gibt einen unglaublichen zoomenden Laut mit der Nase von sich.
    Â»Ist das Ihr Metier? Sicherheit?«
    Ng überprüft seine sämtlichen Monitore. Er schnippt mit den Fingern, worauf die Geisha fluchtartig das Zimmer verläßt. Er faltet die Hände auf dem Schreibtisch und beugt sich nach vorn. Er sieht Y. T. an. »Ja«, sagt er.
    Y. T. betrachtet ihn eine Zeitlang und wartet darauf, daß er fortfährt. Nach einigen Sekunden richtet er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Monitore.
    Â»Der größte Teil meiner Arbeit geschieht auf der Grundlage eines umfangreichen Vertrags mit Mr. Lee«, platzt er heraus.
    Y. T. wartet darauf, daß er den Satz beendet: Nicht »Mr. Lee«, sondern »Mr. Lees Groß-Hongkong«.
    Oh, gut. Wenn sie den Namen von Onkel Enzo fallenlassen kann, dann kann er den von Mr. Lee fallenlassen.
    Â»Die Sozialstruktur eines Staates oder einer Nation wird letztendlich von ihren Sicherheitsmaßnahmen bestimmt«, sagt Ng, »und Mr. Lee weiß das.«
    Oh, Mann, jetzt werden wir aber tiefsinnig. Ng redet plötzlich wie einer der alten weißen Männer in den Bildungssendungen im Fernsehen, die sich ihre Mutter fast zwanghaft ansieht.
    Â»Statt eine große menschliche Wachmannschaft einzustellen – die das gesellschaftliche Umfeld beeinflußt – weißt du, eine Menge Mindestlohnempfänger, die mit Maschinenpistolen bewaffnet herumstehen -, hat Mr. Lee es vorgezogen, nichtmenschliche Systeme zu benutzen.«
    Nichtmenschliche Systeme. Y. T. will ihn fragen, was wissen Sie über das Rattending. Aber es wäre sinnlos; er würde ihr nichts verraten. Ihre Beziehung würde auf dem falschen Fuß beginnen, wenn Y. T. Ng nach Infos fragt, die er ihr nicht geben kann, und das würde die ganze Angelegenheit noch verschrobener
machen, als sie schon ist, was sich Y. T. nicht einmal vorstellen kann.
    Ng explodiert mit einer langen Kette von Trillern, Plops und Knacklauten.
    Â»Dreckstück«, murmelt er.
    Â»Bitte?«
    Â»Nichts«, sagt er, »eine Bimbo-Box hat mich geschnitten. Diesen Leuten ist überhaupt nicht klar, daß ich sie mit diesem Fahrzeug zerquetschen könnte wie ein Hängebauchschwein unter einem bewaffneten Schützenpanzer.«
    Â»Eine Bimbo-Box? Sie fahren?«
    Â»Ja. Ich bin unterwegs, um dich abzuholen – weißt du nicht mehr?«
    Â»Macht es Ihnen was aus?«
    Â»Nein.« Er seufzt, als würde es ihm eigentlich doch etwas ausmachen.
    Y. T. steht auf und geht hinter den Schreibtisch, um ihn sich anzusehen.
    Jeder kleine Monitor zeigt einen anderen Ausblick aus seinem Lastwagen: Windschutzscheibe, linkes Fenster, rechtes Fenster, Heckscheibe. Ein anderer bildet seine Position auf einer elektronischen Karte ab: auf dem San Bernadino Richtung stadteinwärts, nicht weit entfernt.
    Â»Der Lastwagen wird durch Stimmbefehle gesteuert«, erklärt er. »Ich habe das Lenkrad- und Pedalinterface entfernt, weil ich finde, daß verbale Kommandos bequemer sind. Darum gebe ich manchmal seltsame Geräusche mit der Stimme von mir – ich kontrolliere die Systeme des Fahrzeugs.«
    Y. T. klinkt sich eine Weile aus dem Metaversum aus, um den Kopf klarzubekommen und mal pinkeln zu gehen. Als sie die Brille abnimmt, stellt sie fest, daß sie ein ansehnliches Publikum aus Fernfahrern und Mechanikern angezogen hat, die im Halbkreis um das Terminal herumstehen und

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