Snow Crash
kreisende, orangerote Galaxie, als zweieinhalbtausend neue Sterne aufgehen. Ein atemberaubender Anblick, und zuerst denken sie, es handelt sich um einen neuen optischen Effekt, den sich Vitaly und seine Bildgestalter ausgedacht haben. Wie ein Massenanzünden von Bics, nur heller und ordentlicher; jeder Kurier sieht zu seinem oder ihrem Gürtel, wo das Rotlicht des Personal Phone leuchtet. Sieht so aus, als hätte ein unglücklicher Skater einen Notruf durchgegeben.
Â
In Mr. Lees GroÃ-Hongkong Franchise am Stadtrand von Phoenix, erwacht Rattending Nummer B-782.
Fido erwacht, weil die Hunde heute nacht bellen.
Es wird immer gebellt. Meistens weit entfernt. Fido weiÃ, daà weit entferntes Bellen nicht so wichtig ist wie welches in der Nähe, daher schläft er nicht selten einfach weiter.
Aber manchmal übermittelt ein fernes Bellen einen speziellen Klang, der Fido in Aufregung versetzt, und dann kann er nicht anders, dann muà er aufwachen.
So ein Bellen hört er jetzt gerade. Es kommt aus weiter Ferne, ist aber dringend. Irgendwo ist ein nettes Hundchen völlig auÃer sich. So auÃer sich, daà alle anderen Hunde des Rudels sein Bellen aufgenommen haben.
Fido lauscht dem Bellen. Er wird auch aufgeregt. Ein paar böse Fremde sind gerade in unmittelbare Nähe einer Hundehütte gekommen. Sie kamen mit einem fliegenden Ding. Sie hatten viele Waffen.
Fido kann Waffen nicht leiden. Ein Fremder mit einer Waffe hat einmal auf ihn geschossen, und das hat weh getan. Dann kam das nette Mädchen und hat ihm geholfen.
Dies sind auÃerordentlich böse Fremde. Jedes nette Hundchen bei klarem Verstand würde ihnen weh tun und sie wegjagen wollen. Während Fido ihrem Bellen lauscht, kann er sehen, wie sie aussehen, und hören, wie sie sprechen. Sollte einer dieser sehr bösen Fremden jemals in seinen Hof kommen, wird er extrem auÃer sich sein.
Dann bemerkte Fido, daà die bösen Fremden jemanden verfolgen. An der Art, wie ihre Stimme klingt und wie sie sich bewegt, kann er erkennen, daà sie ihr weh tun.
Die bösen Fremden tun dem netten Mädchen weh, das ihn liebhat!
Fido wird wütender, als er jemals gewesen ist, sogar noch wütender als damals, als der böse Mann auf ihn geschossen hat.
Seine Aufgabe besteht darin, böse Fremde aus seinem Hof fernzuhalten. Sonst tut er nichts.
Aber es ist noch wichtiger, das nette Mädchen zu beschützen, das ihn liebhat. Das ist wichtiger als alles andere. Und nichts kann ihn aufhalten. Nicht einmal der Zaun.
Der Zaun ist sehr hoch. Aber er kann sich an eine längst vergangene Zeit erinnern, als er über Hindernisse gesprungen ist, die höher als sein Kopf waren.
Fido kommt aus seiner Hundehütte, spannt die langen Beine
unter sich und springt über den Zaun um seinen Hof, bevor ihm einfällt, daà er gar nicht darüber springen kann. Aber dieser Widerspruch in sich entgeht ihm; als Hund gehört logisches Denken nicht unbedingt zu seinen starken Seiten.
Das Bellen breitet sich zu einem anderen, weit entfernten Ort aus. Alle netten Hundchen, die an diesem fernen Ort leben, werden aufgefordert, nach den sehr bösen Fremden und dem Mädchen Ausschau zu halten, das Fido liebhat, weil sie zu diesem Ort unterwegs sind. Fido sieht den Ort im Geiste. Er ist groà und flach und offen wie ein schönes Feld, um Frisbees zu jagen. Eine Menge Fliegdinger sind dort. An den Grenzen befinden sich einige Gärten, wo nette Hundchen leben.
Fido kann diese netten Hundchen als Antwort bellen hören. Er weiÃ, wo sie sind. Weit entfernt. Aber man kann auf StraÃen dorthin gelangen. Fido kennt eine Menge unterschiedlicher StraÃen. Er läuft die StraÃen einfach entlang und weiÃ, wo er sich befindet und wohin er will.
Zuerst hinterläÃt B-782 als einzige Spur seines Durchkommens eine Funkenspur in der Mitte des Franchisegettos. Aber als er sich erst einmal auf dem langen, geraden Highway befindet, bleiben weitere Spuren zurück: eine Schneise blauen, zerschellten Sicherheitsglases, das in parallelen Mustern auf allen vier Spuren des Highway liegt, als die Windschutzscheiben von Autos aus den Rahmen bersten und wie das Kielwasser hinter einem Schnellboot in die Luft wirbeln.
Es gehört zu Mr. Lees gutnachbarschaftlicher Politik, daà alle Rattendinger darauf programmiert sind, in einer Wohngegend niemals die Schallmauer zu durchbrechen. Aber Fido hat es so eilig,
Weitere Kostenlose Bücher