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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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sie die Wärme auf den Wangen spüren. Die Flügel haben sich, soweit es geht, ausgebreitet. Am Ansatz sind sie grell hellorange und werden allmählich rot und braun, bis zu den feinen Rändern, die noch dunkel sind. Der beißende Rauch des brennenden Grases verdeckt die Einzelheiten teilweise.
    Sie denkt: Die Ränder dieser Flügel erinnern mich an etwas, das ich schon einmal gesehen habe. Sie sehen wie die dünnen Aluminiumlamellen aus, die das Äußere einer Fensterklimaanlage bilden und in die man seinen Namen schreiben kann, indem man sie mit dem Finger eindrückt.
    Oder wie der Kühler eines Autos. Der Ventilator bläst Luft über den Kühlergrill, um den Motor abzukühlen.
    Â»Es hat Fächer«, sagt sie. »Das Rattending hat Fächer, um sich zu kühlen.« Sie sammelt in diesem Augenblick Infos.

    Aber es kühlt nicht ab. Es wird immer heißer.
    Y. T. verdient sich ihren Lebensunterhalt damit, daß sie durch den Verkehr surft. Das ist ihre ökonomische Nische: den Verkehr zu überlisten. Und sie weiß, daß ein Auto nicht zu heiß wird, wenn es einen leeren Freeway entlangbraust. Es wird zu heiß, wenn es im Stau steht. Denn wenn es stillsteht, wird nicht genügend Luft über den Kühler geblasen.
    Das passiert im Augenblick auch mit dem Rattending. Es muß in Bewegung bleiben, muß Luft über seine Kühlelemente wehen lassen, sonst überhitzt es und schmilzt.
    Â»Geil«, sagt sie. »Ich frage mich, ob es explodieren wird, oder was.«
    Der Körper verjüngt sich zu einer spitzen Nase. Vorne macht er einen scharfen Knick nach unten, und da ist ein gebogener Baldachin aus schwarzem Glas, der Ähnlichkeit mit der Windschutzscheibe eines Starfighters hat. Wenn das Rattending Augen besitzt, sieht es hier heraus.
    Darunter, wo der Kiefer sein sollte, befinden sich die Überreste einer Art Mechanismus, der durch die Explosion der Granate größtenteils weggerissen wurde.
    In die Windschutzscheibe aus schwarzem Glas – oder Gesichtsmaske, oder wie man es auch nennen will – wurde ein Loch gerissen. Groß genug, daß Y. T. die Hand durchstecken könnte. Auf der anderen Seite des Lochs ist es dunkel, und sie kann nicht viel erkennen, zumal das grellorangefarbene Leuchten von den Kühlfächern ausgeht. Aber sie kann eine rote Substanz aus dem Inneren herausquellen sehen. Und dabei handelt es sich nicht um Dexron II. Das Rattending ist verletzt, und es blutet.
    Â»Dieses Ding lebt«, sagt sie. »Blut fließt in seinen Adern.« Sie denkt: Das sind Infos. Das sind Infos. Ich könnte durch dieses Ding Geld mit meinem Partner – meinem Schwarm – Hiro verdienen.
    Dann denkt sich: Das arme Ding verbrennt bei lebendigem Leib.
    Â»Nicht. Faß es nicht an«, sagt Hiro.

    Sie stellt sich unmittelbar davor und klappt das Visier herunter, um das Gesicht vor der Hitze zu schützen. Die Beine des Rattendings stellen ihre unkontrollierten Zuckungen ein, als würde es nur auf sie warten.
    Sie bückt sich und ergreift die Vorderbeine. Diese reagieren und spannen die Kolbenmuskeln gegen die Bewegung ihrer Hände. Es ist genau so, als würde man einen Hund an den Vorderpfoten halten und zum Tanz auffordern. Dieses Ding lebt. Es spricht auf sie an. Sie weiß es.
    Sie schaut Hiro an und vergewissert sich, ob er alles mitbekommt. Er bekommt es mit.
    Â»Arsch!« sagt sie. »Ich gehe aus mir raus und sage, daß ich deine Partnerin sein will, und du sagst, du denkst darüber nach? Was hast du für ein Problem, bin ich nicht gut genug, mit dir zu arbeiten?«
    Sie lehnt sich zurück und zieht das Rattending rückwärts über das Rasengitter. Es ist unvorstellbar leicht. Kein Wunder, daß es so schnell laufen kann. Sie könnte es aufheben, würde dann aber bei lebendigem Leib verbrennen.
    Als sie es zu der Hundetür zurückschleppt, brennt es eine schwarze, rauchende Spur in das Rasengitter. Sie kann Dampf aus ihrem Overall quellen sehen, alter Schweiß und Feuchtigkeit brodeln aus dem Stoff heraus. Sie ist so klein, daß sie durch die Hundetür paßt- noch etwas, das sie kann, aber Hiro nicht. Normalerweise sind diese Dinger verschlossen, sie hat schon versucht, daran herumzufummeln. Aber das hier ist offen.
    Im Inneren ist das Franchise hell, weiße, roboterpolierte Böden. Ein paar Schritte von der Hundetür entfernt steht etwas, das wie eine schwarze

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