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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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nennenswertes Rechtsprechungssystem gibt, nur fliegende Justizkommandos, die das Recht haben, zu jeder Tages- und Nachtzeit in dein Franchise einzudringen und die Bücher zum berüchtigten Computer in Medellin zu faxen. Nichts ist beschissener, als vor ein Erschießungskommando gezerrt und hinter einem Betrieb an die Wand gestellt zu werden, den man mit seiner eigenen Hände Arbeit aufgebaut hat.
    Onkel Enzo denkt sich, daß man bei der Mafia mit ihrer Betonung von Loyalität und traditionellen Familienwerten eine Menge dieser Unternehmer anwerben kann, bevor sie Bürger von Narkolumbien werden.
    Und das erklärt die Reklametafeln, die Jason zunehmend häufiger sieht, als er nach Compton hineinfährt. Das lächelnde Gesicht von Onkel Enzo scheint von jeder Ecke herunterzustarren. Typischerweise hat er den Arm um die Schulter eines kraftstrotzenden schwarzen Jungen gelegt, und darüber steht als Blickfang: DIE MAFIA – DU HAST EINEN FREUND IN DER FAMILIE! und ENTSPANNEN SIE SICH – SIE BETRETEN EIN PROTEKTORAT DER MAFIA, und ONKEL ENZO VERZEIHT UND VERGISST.
    Letzteres begleitet für gewöhnlich ein Bild von Onkel Enzo,
der den Arm um die Schultern eines Teenagers gelegt hat und ihm eine strenge Standpauke hält. Es ist eine Anspielung auf die Tatsache, daß die Narkolumbianer praktisch jeden töten.
    SO NICHT, JOSÉ! Onkel Enzo hält eine Hand hoch und stoppt einen Uzi-schwingenden Hispano-Schleimbeutel; hinter ihm steht eine multiethnische Phalanx von Kindern und Omas, die voller Entschlossenheit Baseballschläger und Bratpfannen schwingen.
    Oh, klar, die Narkolumbianer halten nach wie vor das Monopol auf Kokablätter, aber nachdem die Firma Nippon Pharmaceuticals ihre große Kokainsyntheseanlage in Mexicali so gut wie fertiggestellt hat, wird das kein Faktor mehr sein. Die Mafia geht davon aus, daß jeder schlaue Junge, der heutzutage ins Geschäftsleben geht, diese Reklametafeln sehen und es sich zweimal überlegen wird. Warum sollte man sich hinter irgendeinem Buy ’n’ Fly an den eigenen Eingeweiden aufhängen lassen, wenn man statt dessen einen frischgestärkten terrakottafarbenen Blazer anziehen und Mitglied einer jovialen Familie sein kann? Besonders heutzutage, wo sie schwarze, hispanische und asiatische Capos haben, die die kulturelle Identität respektieren? Langfristig fährt Jason auf jeden Fall besser mit dem Mob.
    Sein schwarzer Oldsmobile ist an so einem Ort eine verdammte Zielscheibe. Compton ist die schlimmste Gegend, die er je gesehen hat. Leprakranke grillen Hunde an Stöcken über brennendem Benzin. Obdachlose schieben Einkaufswagen vor sich her, in denen sich haushoch Millionen- und Milliardendollarscheine türmen, die sie aus Abwasserkanälen zusammengekratzt haben. Kadaver am Straßenrand – enorme Kadaver -, so große Kadaver, daß es sich nur um Menschen handeln kann, kleben einen ganzen Block lang zermatscht am Bordstein. Brennende Straßensperren auf wichtigen Straßen. Nirgendwo Franchises. Der Oldsmobile ploppt andauernd. Jason kann sich nicht erklären, was es ist, bis er feststellt, daß Leute auf ihn schießen. Ein Glück, daß er sich von seinem Onkel zu einer Rundumpanzerung überreden ließ! Als ihm das klar wird, steigt ihm die Galle richtig hoch. Das hier ist echt, Mann! Er fährt mit seinem Olds
herum, die Drecksäcke schießen auf ihn, und es spielt überhaupt keine Geige!
    Drei Blocks weit um das ganze Franchise herum ist jede Straße von Panzern der Mafia versperrt. Männer mit zwei Meter langen Flinten und schwarzen Windjacken mit der Aufschrift MAFIA in fünfzehn Zentimeter großen Leuchtbuchstaben lauern auf abgebrannten Mietshäusern.
    Das ist es, Mann, das ist der wahre Jakob!
    Als er am Checkpoint steht, stellt er fest, daß sein Olds jetzt auf einer tragbaren Mine wartet. Wenn er der falsche Typ ist, wird sein Auto in einen Krapfen aus Stahl verwandelt werden. Aber er ist nicht der falsche Typ. Er ist der richtige Typ. Er hat einen Prioritätsjob, einen Stapel Dokumente auf dem Sitz neben sich, fein säuberlich eingepackt.
    Er kurbelt das Fenster herunter, und ein hohes Tier der Mafiaarmee nagelt ihn mit einem Netzhautscanner fest. Kein Unsinn von wegen Ausweis. Sie wissen binnen einer Mikrosekunde, wer er ist. Er lehnt sich im Sicherheitsgurt zurück, drehte den Rückspiegel, damit er sich selbst sehen kann, und überprüft den

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