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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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schlechter Moral und allgemeiner Schlampigkeit. Jede Aufgabe sollte ein Prioritätsjob sein. Aber ab und an taucht etwas auf, das auf gar keinen Fall verschoben oder versaut werden darf. Ein lokaler Manager wie Jason kann keinen Prioritätsjob erteilen; sie kommen immer von einer übergeordneten Stelle.
    Normalerweise handelt es sich bei einem Prioritätsjob um einen Code H. Aber Jason stellt erleichtert fest, daß es sich hier um eine einfache Zustellung handelt. Bestimmte Dokumente müssen persönlich von seinem Büro nach Neu Sizilien #4649 gebracht werden, das südlich der Innenstadt liegt.
    Ziemlich weit südlich. Compton. Ein Kriegsgebiet, seit langer Zeit ein Bollwerk von Narkolumbianern und Rastafarirevolverhelden.
    Compton. Warum, zum Teufel, sollte ein Büro in Compton eine persönlich unterschriebene Kopie seiner finanziellen Unterlagen benötigen? Die da draußen müßten ihre ganze Zeit damit verbringen, Code Hs im Wettbewerb zu erledigen.
    Tatsächlich existiert eine sehr aktive Gruppe der Jungen Mafia in einem bestimmten Block in Compton, der es gelungen ist, alle Narkolumbianer zu vertreiben und das Viertel in ein Protektorat der Mafia umzuwandeln. Alte Damen können sich wieder auf die Straße wagen. Kinder warten auf Schulbusse und spielen Seilhüpfen auf Bürgersteigen, die bis vor kurzem noch blutbefleckt waren. Ein Musterbeispiel; wenn es in diesem Block getan werden kann, dann kann es überall getan werden.
    In der Tat kommt Onkel Enzo höchstpersönlich, um ihnen zu gratulieren.
    Heute nachmittag.
    Und #4649 soll sein vorübergehendes Hauptquartier werden.
    Die Implikationen sind schwindelerregend.

    Jason hat den Prioritätsjob bekommen, seine Unterlagen in eben das Franchise zu bringen, wo Onkel Enzo heute nachmittag seinen Espresso trinken wird!
    Onkel Enzo interessiert sich für ihn.
    Mr. Caruso hat behauptet, daß er Beziehungen nach oben hat, aber können sie wirklich so weit hinaufreichen?
    Jason lehnt sich in seinen farbkoordinierten erdfarbenen Drehsessel zurück, denkt über die greifbare Möglichkeit nach, daß er in wenigen Tagen eine ganze Region leiten könnte – oder etwas noch Besseres.
    Eines steht auf jeden Fall fest – das ist keine Lieferung, die man einem Kurier anvertrauen darf, einem Punk auf einem Skateboard. Jason wird höchstpersönlich mit seinem Oldsmobile nach Compton tuckern und die Sachen abliefern.

18
    Er ist eine Stunde zu früh dort. Er wollte eine halbe Stunde früher kommen, aber als er seine Dosis Compton abbekommt – er hat natürlich Geschichten über das Viertel gehört, aber mein Gott-, fährt er wie ein Irrer. Billige, wüste Franchises neigen dazu, sich Wahrzeichen mit viel häßlicher, grellgelber Farbe auszusuchen, und daher ist Alameda Street vor ihm deutlich gekennzeichnet, ein Schwall radioaktiver Urin, der südlich aus dem toten Zentrum von L. A. ausgestoßen wird. Jason rast genau die Mitte hinunter, achtet nicht auf Fahrbahnmarkierungen und rote Lichter und fährt Bleifuß.
    Bei den meisten Franchises handelt es sich um Unternehmen auf der falschen Seite der Gleise mit grellgelben Logos wie etwa Uptown, Narkolumbien, Caymans Plus, Metazanien und The Clink. Aber die Neu-Sizilien-Franchises ragen wie Felseninseln aus diesem Sumpf heraus – Brückenköpfe für die Bemühungen der Mafia, das überwältigend starke Narkolumbien zu überwinden.
    Beschissene Immobilien, die nicht einmal The Clink aufkaufen
würde, werden meistens von ökonomisch gesinnten Großkotzen ausgesucht, die gerade eine Million Yen für eine Narkolumbien-Lizenz hingeblättert haben und ein Grundstück brauchen, irgendein Grundstück, um das sie einen Zaun ziehen und es extraterritorialisieren können. Diese lokalen Asyle schicken den größten Teil ihrer Knete in Form von Franchisegebühren nach Medellin und behalten kaum ausreichend für ihre laufenden Unkosten.
    Manche versuchen zu bescheißen, ein paar Scheine in die eigene Tasche zu wirtschaften, wenn sie glauben, daß die Überwachungskamera gerade nicht hinsieht, und laufen dann die Straße hinunter zum nächstbesten Cayman-Plus- oder The Alps-Franchise, die in solchen Gegenden gedeihen wie Fliegen auf Aas am Straßenrand. Aber diese Leute finden ziemlich schnell heraus, daß in Narkolumbien so ziemlich alles ein Kapitalverbrechen ist und es kein

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