Snow Crash
â noch besser als mir einen Ohrring stechen zu lassen â ist gewesen, mich freiwillig zum Dienst in Vietnam zu melden. Aber selbst da muÃte ich extreme MaÃnahmen anwenden.«
Y. T.s Augen sehen Onkel Enzos runzlige und lederartige Ohrläppchen an. Im linken kann sie gerade noch einen winzigen Diamantstecker sehen.
»Was meinen Sie damit, extreme MaÃnahmen?«
»Alle wuÃten, wer ich war. So was spricht sich rum, weiÃt du. Hätte ich mich zur normalen Armee gemeldet, wäre ich irgendwo auf einem Stützpunkt in den Staaten gelandet und hätte Formulare ausgefüllt â vielleicht sogar in Fort Hamilton, gleich hier in Bensonhurst. Um das zu vermeiden, habe ich mich zu den Special Forces gemeldet und alles daran gesetzt, zu einer Einheit an der Front zu kommen.« Er lachte. »Und es hat funktioniert. Aber ich schwätze daher wie ein alter Mann. Ich wollte nur etwas über Helme sagen.«
»Oh, ja.«
»Unsere Aufgabe bestand darin, durch den Dschungel zu gehen und einigen Herren Ãrger zu machen, die Gewehre trugen, die gröÃer waren als sie selbst. Heimtückische Burschen. Und wir waren auch auf unser Gehör angewiesen â genau wie du. Und weiÃt du was? Wir haben nie Helme getragen.«
»Aus demselben Grund?«
»Genau. Obwohl sie die Ohren nicht bedeckten, haben sie unser Gehör beeinträchtigt. Ich glaube immer noch, ich verdanke mein Ãberleben der Tatsache, daà ich ohne Helm gegangen bin.«
»Das ist echt cool. Echt interessant.«
»Man sollte meinen, sie hätten das Problem mittlerweile lösen können.«
»Stimmt«, pflichtet Y. T. ihm bei. »Ich schätze, manches ändert sich nie.«
Onkel Enzo wirft den Kopf zurück und lacht brüllend. Normalerweise findet Y. T. so etwas ziemlich nervtötend, aber bei Onkel Enzo sieht es einfach so aus, als amüsierte er sich, aber nicht auf ihre Kosten.
Y. T. möchte ihn fragen, wie er von der groÃen Rebellion dazu gekommen ist, die Familie zu leiten. Aber sie tut es nicht. Doch Onkel Enzo spürt, daà es das nächste, das logische Thema der Unterhaltung ist.
»Manchmal frage ich mich, wer nach mir kommen wird«, sagt er. »Oh, wir haben eine Menge ausgezeichneter Leute in der nächsten Generation. Aber danach... nun, ich weià nicht. Ich glaube, alle alten Menschen sind der Meinung, daà das Ende der Welt bevorsteht.«
»Sie haben Millionen dieser Typen von der Jungen Mafia«, sagt Y. T.
»Die alle dazu bestimmt sind, Blazer zu tragen und in den Vororten Papierkram zu erledigen. Du respektierst sie nicht besonders, Y. T., weil du jung und arrogant bist. Und ich respektiere sie auch nicht besonders, weil ich alt und weise bin.«
Es ist ziemlich schockierend, daà Onkel Enzo so etwas sagt, aber Y. T. ist nicht schockiert. Es scheint eine vernünftige Erklärung von ihrem vernünftigen Kumpel Onkel Enzo zu sein.
»Keiner würde je auf die Idee kommen, sich freiwillig zu melden und womöglich im Dschungel die Beine abgeschossen zu bekommen, nur um dem alten Herrn eins auszuwischen. Ihnen fehlt eine gewisse Ader. Sie sind blutarm und niedergeschlagen.«
»Das ist traurig«, sagt Y.T. Es scheint besser, das zu sagen, statt sie in die Pfanne zu hauen, was sie ursprünglich vorhatte.
»Nun«, sagt Onkel Enzo. Es ist das »Nun«, das das Ende einer Unterhaltung einläutet. »Ich wollte dir Rosen schicken, aber das würde dich nicht besonders interessieren, oder?«
»Oh, es würde mir nichts ausmachen«, sagt sie, findet aber selbst, daà es sich jämmerlich unehrlich anhört.
»Ich habe einen besseren Vorschlag, da wir Waffenbrüder sind«, sagt er. Er lockert die Krawatte, öffnet den Kragen und greift in sein Hemd, aus dem er eine erstaunlich billige Stahlkette
mit mehreren gestanzten Silberanhängern daran zieht. »Das sind meine alten Hundemarken«, sagt er. »Ich trage sie schon seit Jahren, nur so zum SpaÃ. Es würde mich freuen, wenn du sie tragen würdest.«
Sie versucht, keine weichen Knie zu bekommen, als sie die Hundemarken anzieht. Sie baumeln auf ihrem Overall.
»Du solltest sie besser darunter tragen«, sagt Onkel Enzo.
Sie läÃt sie in die verborgene Spalte zwischen ihren Brüsten fallen. Sie sind noch warm von Onkel Enzo.
»Danke.«
»Es ist nur zum Spaë, sagt er, »aber solltest du einmal
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