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Snow Crash

Titel: Snow Crash Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenson Neal
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machen könnte.
    Nicht viele Autos benutzen die Ausfahrt nach FBI-Land. Ihre Mutter fährt jeden Morgen hierher, ebenso eine Schar weitere FBI-Leute. Aber alle FBI-Beamten gehen früh zur Arbeit und bleiben lange. Bei denen ist das eine Frage der Loyalität. Für die FBI-Beamten ist Loyalität ein richtiger Fetisch – da sie nicht viel
Geld verdienen und kein besonderes Ansehen genießen, muß man beweisen, daß man mit persönlicher Hingabe arbeitet und einem nichts an derlei Dingen liegt.
    Aktueller Fall: Y.T. ist seit dem LAX an ein- und demselben Taxi anpuniert. Ein Araber sitzt auf der Rückbank. Sein Burnus flattert im Wind des offenen Fensters; die Klimaanlage funktioniert nicht, ein Taxifahrer in L. A. verdient nicht genug, daß er Kühlmittel – Freon – auf dem Schwarzmarkt kaufen kann. Das ist typisch: nur das FBI läßt einen Besucher ein schmutziges, nicht klimatisiertes Taxi benutzen. Tatsächlich fährt das Taxi auf die Ausfahrt mit der Aufschrift VEREINIGTE STAATEN. Y. T. koppelt sich ab und klatscht die Pune an einen Lieferwagen Richtung Valley.
    Auf dem Dach des riesigen FBI-Gebäudes lungern ein paar Typen mit Walkie-talkies und dunklen Brillen und Windjacken mit der Aufschrift FEDS herum und richten gewaltige Linsen auf die Windschutzscheiben der Fahrzeuge, die den Wilshire Boulevard heraufkommen. Wäre es Nacht, würde Y. T. wahrscheinlich einen Laserscanner über den Strichcode auf dem Nummernschild des Taxis streichen sehen können, das die Ausfahrt U. S. rausfährt.
    Y. T.s Mom hat ihr alles von diesen Typen erzählt. Sie sind der Einsatztrupp des Kommandos Allgemeine Operationen, ETKAO. Das FBI, Bundesmarshals, Geheimdienst und Special Forces bestehen immer noch auf einer eigenen Identität, wie Armee, Marine und Luftwaffe früher, aber sie alle unterstehen dem Befehl des ETKAO, sie machen alle dasselbe, und sie sind mehr oder weniger identisch. Außerhalb von FBI-Land sind sie für alle einfach nur die Feds. ETKAO beansprucht für sich das Recht, jederzeit innerhalb der ursprünglichen Grenzen der Vereinigten Staaten überall hinzugehen, ohne Durchsuchungsbefehl oder auch nur eine gute Ausrede. Aber sie fühlen sich nur dort richtig zu Hause, in FBI-Land, wo sie durch eine Telefotolinse, ein Richtmikrophon oder über Kimme und Korn eines Gewehrs sehen können. Je länger desto besser.
    Unter ihnen bremst das Taxi mit dem Araber auf Unterlichtgeschwindigkeit
und schlängelt sich durch einen Irrgarten von Jersey-Barrieren, zwischen denen vereinzelt Maschinengewehrstellungen eingerichtet wurden. Es bleibt vor einem SDT-Gerät stehen, direkt über einer offenen Grube, wo Jungs von ETKAO mit Hunden und grellen Scheinwerfern stehen und das Fahrgestell nach Bomben oder ABCK (Atomaren-Biologischen-Chemischen-Kampfstoffen) absuchen. Derweil steigt der Fahrer aus und öffnet Motorhaube und Kofferraum, damit weitere Feds sie in Augenschein nehmen können; ein anderer Fed lehnt sich neben dem Araber ans Fenster und leuchtet ihn durch die Scheibe hindurch ab.
    Man sagt, daß alle Museen und Denkmäler in D. C. verpachtet und in Touristikparks umgewandelt wurden, die heute etwa zehn Prozent der Einnahmen der Regierung bestreiten. Die Feds könnten selbst pachten und wahrscheinlich einen größeren Anteil der Einnahmen kassieren, aber darum geht es nicht. Es ist eine philosophische Frage. Eine Zurück-zu-den-alten-Werten-Frage. Die Regierung sollte regieren. Sie ist nicht in der Unterhaltungsbranche tätig, oder? Unterhaltung sollte man den Freaks von der Industrie überlassen – Leuten, die ihre Doktorarbeit im Steptanzen gemacht haben. Feds sind nicht so. Feds sind ernstzunehmende Leute. Doktoren der Politologie. Vorsitzende des Studentenausschusses. Leiter von Diskussionsrunden. Leute, die den Mumm haben, auch dann einen dunklen Wollanzug und ein zugeknöpftes Kragenhemd zu tragen, wenn die Temperatur auf dreiundvierzig Grad ansteigt und die Luftfeuchtigkeit so hoch ist, daß sie einen Jumbo-Jet abwürgen würde. Leute, die sich am wohlsten auf der dunklen Seite eines einseitig durchsichtigen Spiegels fühlen.

23
    Um ihre Männlichkeit zu beweisen, fahren Jungs in Y. T.s Alter manchmal zum östlichen Ende der Hollywood Hills, in den Griffith Park, suchen sich eine Straße aus und fahren einfach durch.
Wenn man da unbeschadet durchkommt, ist das fast so, als würde man einen

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