Snow Crash
zu unserer Organisation hast.«
»Und was soll ich tun?«
»Genau das, was du normalerweise jetzt machen würdest«, sagt der Mann. »Nach Griffith Park fahren und die Sendung abholen.«
»Mehr nicht?«
»Nee. Und dann überbringst du sie. Aber tu uns einen Gefallen und nimm die 1-5, okay?«
»Das ist nicht der beste Weg dafür...«
»Nimm ihn trotzdem.«
»Okay.«
»Und jetzt komm, wir geben dir eine Eskorte aus diesem Höllenloch.«
Manchmal, wenn der Wind richtig steht und man in den Windschatten eines rasenden Achtzehnreifers gerät, muà man ihn nicht einmal punieren. Das Vakuum saugt einen wie ein riesiger Hoover mit. Man kann sich den ganzen Tag dort aufhalten. Aber wenn man es versaut, befindet man sich plötzlich allein und hilflos auf der linken Spur eines Highway und hat eine Kolonne Lastwagen direkt hinter sich. Oder genauso schlimm, wenn man sich dem Sog ganz ergibt, zieht er einen direkt in die Schmutzfänger, man wird zu Schmiere für die Radnaben, und keiner erfährt es je. Das nennt man die Magische Hoover-Pune. Es erinnert Y. T. daran, wie ihr Leben seit der schicksalsschweren Nacht des Pizzaabenteuers mit Hiro Protagonist gewesen ist.
Ihre Pune ist unfehlbar, als sie sich den Weg den San Diego Freeway entlangseilt. Sie kann soliden Schwung selbst von der leichtesten, schäbigsten chinesischen Ãkonobox aus Plastik und Aluminium bekommen. Die Leute verscheiÃern sie nicht. Sie hat sich ihren Platz auf dem Asphalt erkämpft.
Jetzt wird ihr Geschäft einen steilen Aufschwung erleben. Sie wird eine Menge Arbeit an Roadkill weitergeben müssen. Und manchmal werden sie, um wichtige geschäftliche Vereinbarungen zu treffen, ein Motelzimmer nehmen müssen â genau das machen richtige Geschäftsleute auch. In letzter Zeit hat Y.T. versucht, Roadkill beizubringen, wie er ihr eine Massage verabreichen kann. Aber er kommt nie weiter als bis zu den Schulterblättern, dann verliert er die Geduld und wird Mr. Macho. Was auch irgendwie süà ist. Und überhaupt, man nimmt, was man bekommt.
Dies ist längst nicht der kürzeste Weg nach Griffith Park, aber es ist der, den die Mafia haben will: Nimm die 405 bis ins Valley, und dann nähere dich aus dieser Richtung, was die Richtung ist, aus der sie normalerweise kommen würde. Sie sind so paranoid. So professionell.
LAX bleibt links hinter ihr zurück. Rechts kann sie einen Blick auf das U-Stor-It werfen, wo ihr Partner, dieser Knilch, wahrscheinlich mit dem Computer verbrillt ist. Sie fädelt sich durch die komplexe Verkehrsführung um den Hughes Airport herum,
der heute ein privater Vorposten von Mr. Lees GroÃ-Hongkong ist. Fährt weiter am Santa Monica Airport vorbei, den Admiral Bobs Global Security gerade gekauft hat. Kürzt mitten durch FBI-Land ab, wo ihre Mutter jeden Tag zur Arbeit geht.
FBI-Land war einmal das Veteranen-Hospital und ein paar andere öffentliche Gebäude; jetzt ist es zu einer nierenförmigen Raute komprimiert worden, die sich um die 405 schlängelt. Es ist von einer Barriere umgeben, eine Begrenzung aus Maschendrahtzaun, Stacheldrahtspiralen, Geröllhaufen und Jersey-Barrikaden von einem Gebäude zum anderen. Alle Gebäude in FBI-Land sind groà und häÃlich. Menschen in Kleidung von der Farbe feuchten Granits wuseln um die Häusersockel herum. Unter der weiÃen Pracht der Gebäude wirken sie dürr und dunkel.
Auf der anderen Seite der FBI-Land-Barriere kann sie die UCLA sehen, die heute in Gemeinschaft von den Japanern, Mr. Lees GroÃ-Hongkong und einigen groÃen amerikanischen Firmen geleitet wird.
Die Leute behaupten, daà dort links, in Pacific Palisades, ein groÃes Gebäude über dem Meer steht, wo sich das Westküstenhauptquartier der Central Intelligence Corporation befindet. Bald â vielleicht morgen schon â wird sie dorthin gehen, das Gebäude finden, vielleicht nur daran vorbeisurfen und winken. Sie hat tolle Sachen, die sie Hiro erzählen muÃ. Tolle Infos über Onkel Enzo. Die Leute werden Millionen dafür bezahlen.
Aber in ihrem Herzen verspürt sie bereits die ersten Regungen ihres Gewissens. Sie weiÃ, man kann nichts über die Mafia ausplaudern. Nicht, weil sie Angst vor ihnen hätte. Weil sie ihr vertrauen. Sie waren nett zu ihr. Und wer weiÃ, vielleicht wird ja etwas daraus. Eine bessere Karriere, als sie sie bei der CIC
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