Snow Crash
abzuholen. Ich weià nicht, was es ist«, sagt sie.
Er geht zu einem der Autowracks, sperrt die Motorhaube auf und zieht einen Aluminiumkoffer heraus. Er sieht exakt wie der aus, den Squeaky gestern nacht aus dem BMW geholt hat. »Hier ist deine Sendung«, sagt er und kommt auf sie zu. Sie weicht instinktiv vor ihm zurück.
»Ich verstehe, ich verstehe«, sagt er. »Ich bin ein furchteinflöÃender Buhmann.«
Er legt den Koffer auf den Boden, stellt den Fuà darauf, gibt ihm einen Schubs. Er rutscht über den Asphalt zu Y. T., holpert über vereinzelte Unebenheiten.
»Diese Lieferung ist nicht besonders eilig«, sagt er. »Möchtest du was trinken? Wir haben Kool-Aid Fruchtsaft.«
»Liebend gern«, sagt Y.T., »aber meine Diabetes macht mir heute wieder schwer zu schaffen.«
»Nun, dann kannst du einfach so bleiben und Gast unserer Gemeinschaft sein. Wir können dir viele wunderbare Dinge erzählen. Dinge, die dein Leben echt verändern könnten.«
»Habt Ihr was Geschriebenes? Etwas, das ich mitnehmen könnte?«
»Herrje, ich fürchte, nein. Warum bleibst du nicht. Du scheinst eine nette Maus zu sein.«
»Sorry, Jack, aber du scheinst mich mit einem Bimbo zu verwechseln«, sagte Y. T. »Danke für den Koffer. Ich muà weiter.«
Y. T. tritt mit einem Fuà auf den Asphalt und beschleunigt so schnell sie kann. Auf dem Weg nach drauÃen kommt sie an einer jungen Frau mit rasiertem Kopf in den zerfetzten Ãberresten eines tollen Chanel-Kostüms vorbei. Als Y. T. sie passiert, lächelt sie hohl, streckt die Hand aus und winkt. »Hi«, sagt sie. »ba ma zu na la amu pa go lu ne me a ba du.«
»Klar«, sagt Y.T.
Ein paar Minuten später puniert sie sich den 1-5 entlang Richtung Valley-Land. Sie ist ein biÃchen ausgeflippt, ihr Timing ist daneben, sie geht es gelassen an. Eine Melodie geht ihr nicht mehr aus dem Kopf: »The Happy Wanderer.« Es macht sie verrückt.
Ein gewaltiger schwarzer Schatten taucht neben ihr auf. Er wäre ein verlockendes Ziel, so groà und eisenhaltig, wenn er ein wenig schneller fahren würde. Aber sie kann eine bessere Zeit fahren als dieses Schlachtschiff, selbst wenn sie es ruhig angeht.
Das Fenster auf der Fahrerseite wird heruntergekurbelt. Es ist der Typ. Jason. Er streckt den ganzen Kopf zum Fenster heraus, um sie anzusehen, und fährt blind. Der Fahrtwind bei fünfzig Meilen pro Stunde zerzaust nicht ein Härchen seines pomadisierten Bürstenschnitts.
Er lächelt. Er hat einen flehentlichen Gesichtsausdruck, denselben Gesichtsausdruck, den Roadkill bekommt. Er deutet einladend auf seinen Heckkotflügel.
Nun denn. Als sie den Typ letztes Mal puniert hat, hat er sie genau dorthin gebracht, wo sie hinwollte. Y. T. entpunt sich von dem Acura, mit dem sie die letzte halbe Meile gesurft ist, und wechselt zu Jasons fettem Olds über. Und Jason bringt sie vom Freeway herunter und auf den Victoria Boulevard Richtung Van Nuys, was genau richtig ist.
Aber nach ein paar Meilen reiÃt er das Lenkrad scharf rechts herum und fährt kreischend auf den Parkplatz eines Geistersupermarktes, was falsch ist. Momentan steht nichts auf diesem Parkplatz, auÃer einem riesigen Achtzehnreifer mit laufendem Motor und der Aufschrift GEBR. SALDUCCI SPEDITION & LAGER auf den Seiten.
»Komm schon«, sagt Jason und steigt aus dem Oldsmobile aus. »Du möchtest doch sicher keine Zeit vergeuden.«
»Verpià dich, Arschloch«, sagt sie, holt die Pune ein und sieht zum Boulevard zurück, ob sie ein vielversprechendes Fahrzeug in westlicher Richtung ausmachen kann. Was der Typ auch immer vorhaben mag, es ist mit ziemlicher Sicherheit nicht professionell.
»Junge Lady«, sagt eine andere, eine ältere und herrischere Stimme, »es macht nichts, wenn du Jason nicht leiden kannst. Aber dein Freund Onkel Enzo braucht deine Hilfe.«
Eine Tür am Heck des Lasters ist aufgegangen. Ein Mann im schwarzen Anzug steht dort. Das Innere des Lasters hinter ihm ist hell erleuchtet. Halogenscheinwerfer glänzen auf der pomadisierten Frisur des Mannes. Selbst im Gegenlicht kann sie sehen, daà es der Mann mit dem Glasauge ist.
»Was willst du?« sagt sie.
»Was ich will«, sagt er, »und was ich brauche, sind zwei Paar Stiefel. Im Augenblick arbeite ich, verstehst du, was bedeutet, daà es unwichtig ist, was ich will. Ich bin aber
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