Snuff: Roman (German Edition)
stinkenden Dreck aus Dachrinnen. Wusch Bernhardiner. Hängte Weihnachtslichterketten auf und schnitt Hecken.
Nachts befummelte ich meine Latexbrust. Rieb den staubigen Nippel an meinen Lippen. Leckte daran. Knaupelte daran herum, bis ich einschlief.
Ich machte für alte Damen den Ölwechsel für ihre großen viertürigen Autos mit Automatikgetriebe. Wenn man Geld braucht, um sich eine Cassie-Wright-Kopie zu kaufen, wird man zum Sklaven so ziemlich jeder alten Dame in der Nachbarschaft. Also ich weiß nicht.
Ich sammelte Spenden für UNICEF, und diese von Würmern zerfressenen, verhungernden Kinder in Bangladesh bekamen nicht einen einzigen Cent von den dreißig Dollar ab, die mir von den Leuten gegeben wurden.
Als der Postbote das braune Paket ablieferte, rief meine Adoptivmutter mich in der Schule an und fragte, ob sie es aufmachen soll.
Sagen wir einfach, ich geriet in Panik. Ich tischte ihr die schlimmste Lüge auf, die einem Kind nur einfallen kann. Ich sagte: Nein. Ich sagte, das sei ein Geschenk – mein Weihnachtsgeschenk für sie, das ich heimlich bestellt habe, um sie zu überraschen.
Am Telefon konnte ich hören, wie meine Adoptivmutter die Schachtel schüttelte. Sie sagte: »Das ist ziemlich schwer.« Sie sagte: »Ich hoffe, du hast kein Vermögen dafür ausgegeben.«
Schande, Schande über mich.
Die Rasen, die ich gemäht, die Hunde, die ich ausgeführt, die Autos, die ich gewaschen hatte: Ich erzählte meiner Adoptivmutter, alle diese Arbeiten hätte ich übernommen, um ihr das tollste Traumgeschenk aller Zeiten zu kaufen, weil sie so eine großartige, wunderbare, liebevolle, phantastische Mutter sei.
Und am Telefon schmolz ihre Stimme, als sie sagte: »Oh, Darin, das wäre aber nicht nötig gewesen...«
Als ich nach Hause kam, lag das Paket auf meinem Bett. Schwerer als man meinen sollte, ein Gewicht zwischen einem dicken Lexikon und einem Bernhardiner. Meine Adoptivmutter war bei ihrem Kuchenbacken-Workshop, und mein Adoptivvater war auf Arbeit. Also konnte ich ungestört die Verpackung aufreißen, und zum Vorschein kam, klein zusammengefaltet, ein Ding, das wie eine rosa Mumie aussah. Ledrig und runzlig wie eine Moorleiche in National Geographic .
Bei der Onlineauktion war der Artikel als fabrikneu angepriesen worden – eine Jungfrau. Aber die blonde Perücke roch nach Bier, und die Haare waren büschelweise ausgerissen. Die Innenseite der Schenkel fühlte sich klebrig an. Die Brüste fettig verschmiert. An einer Fußsohle entdeckte ich so ein Ding, wie man sie auch an Strandbällen findet. Ein Ventil zum Aufblasen.
Ich rollte sie auf meinem Bett aus und fing an zu pusten.
Ich blies und blies, und ihre Brüste gingen rauf und runter und wieder rauf. Ich blies, und ein paar Falten glätteten sich, kamen dann aber wieder. Ich pustete in ihre Fußsohle, bis mir Sterne vor den Augen tanzten.
Und jetzt, hier und jetzt, während ich darauf warte, dass meine Nummer aufgerufen wird, geht das Mädchen mit der Stoppuhr an mir vorbei, und ich strecke eine Hand aus. Damit sie stehen bleibt, berühre ich sie am Ellbogen, nur mit den Fingerspitzen an der Innenseite ihres Ellbogens, und frage, ob das stimmt. Was Mr. Bacardi den anderen erzählt. Dass Cassie Wright heute sterben könnte?
»Vaginalembolie«, sagt sie. Sie sieht mich an, dann konzentriert sie sich wieder auf ihr Clipboard. Sie bewegt ihren Kuli an der Liste entlang und hakt einen der Namen ab. Sie verdreht eine Hand und sieht auf ihre Armbanduhr. Dann hakt sie noch einen Namen ab. Sie sagt, es brauche dazu schon einen Luftstoß wie beim Aufblasen eines Ballons, und aufgrund der starken Durchblutung des weiblichen Beckens könne es passieren, dass dabei ein Luftbläschen in ihren Kreislauf gerate. »Wenn eine Frau schwanger ist«, sagt sie, »ist es sogar noch einfacher.«
In einem Fall aus dem Jahr 2000, sagt sie, habe eine Frau in Virginia sich mit einer Möhre stimuliert und sei dabei an einer Embolie gestorben. Im Prinzip könne jeder unregelmäßig geformte Gegenstand eingeschlossene Luft in den Blutkreislauf pressen. In weiteren Fällen sind Batterien, Kerzen und Kürbisse dokumentiert.
»Nicht zu vergessen«, sagt sie, »Seife an einem Strick.«
Vaginal oder rektal, es könne da und dort passieren.
»Jedes Jahr«, sagt sie, »kommen durchschnittlich mehr als neunhundert Frauen auf diese Weise ums Leben.«
Die Frauen sterben binnen Sekunden.
»Falls du Daten und Zahlen brauchst«, sagt sie, »empfehle ich dir den Ultimativen
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