Snuff: Roman (German Edition)
Cunnilingus-Guide von Violet Blue. Oder den Artikel ›Venöse Luftembolien: Komplikationen und klinische Konsequenzen‹ in Critical Care Medicine vom August 1992.«
Wieder sieht sie auf ihre Uhr und sagt: »Also, wenn du mich jetzt entschuldigst...«
Also ich weiß nicht... Kürbisse?
Damals, vor vielen Jahren, als ich Luft in mein Cassie-Wright-Imitat geblasen habe, bin ich fast ohnmächtig geworden, bevor ich das Zischen hörte. Ein leises Flüstern von entweichender Luft.
Ich ließ die Wanne volllaufen, schleifte die rosa Haut durch den Flur ins Bad und tauchte sie unter, um zu sehen, wo die Blasen rauskamen; mit beiden Händen hielt ich sie unter Wasser fest, die blonden Haare schwammen um ihr Gesicht, ihre Augen starrten mich an. Tot. Ertrunken.
Blasen stiegen an ihrem Hals auf. Blasen um ihre Brustwarzen und aus ihren Schamlippen. Halbkreise aus kleinen Löchern, aus denen Luft austrat. Abdrücke von Zähnen. Bissspuren in ihrer rosa Haut.
Für seine Modelleisenbahn benutzte mein Adoptivvater alle Arten von Plastik und Klebstoff, die es nur gibt. Ich breitete ihre rosa Haut über die Berge und Dörfer seiner Plastiklandschaft aus und verarztete sie mit Kautschuk und Epoxidharz, klarem Nagellack und Azetat, bis ich jede einzelne Bisswunde geheilt hatte.
Aus der Kommode meiner Adoptivmutter, aus der Schublade mit der Unterwäsche, borgte ich mir das Spitzennachthemd, das sie in den Flitterwochen getragen hatte und das ganz unten, in Seidenpapier gewickelt, für immer unter all den anderen Sachen begraben lag. Ich borgte mir die Perlenkette, die meine Adoptivmutter niemals trug, außer wenn sie Weihnachten in die Kirche ging. Während ich die Puppe anzog, sagte ich alle ersten Dialogzeilen aus allen Cassie-Wright-Videos auf, die ich jemals gesehen hatte. Ich bürstete die blonde Perücke und sagte: »Hey, Lady, haben Sie eine Pizza bestellt?«
Ich rieb den Lippenstift meiner Adoptivmutter über die Lippen und sagte: »Hey, Lady, Sie sehen aus, als könnten Sie eine ordentliche Rückenmassage vertragen...«
Ich versprühte Parfüm und sagte: »Ganz ruhig, Lady, ich bin nur hier, um ein Rohr zu verlegen...«
Auf meinem Computer lief eine Raubkopie von World Whore One , und alles, was Lloyd George machte, machte ich auch. Zog das rosa Stringhöschen runter. Hakte den Pushup-BH auf. Neville und ich verlegten beide gerade ein Rohr, als Cassies Brüste von Körbchengröße D auf C schrumpften. Inzwischen rammte mein Schwanz die Matratze. Sie hatte ein Leck, die Luft ging ihr aus. Je hektischer ich pumpte, desto platter wurde sie. Von C zu A. Schrumpfte und schrumpelte unter mir weg. Je mehr ich pumpte, desto mehr verfiel Cassie Wrights Gesicht. Ihre Haut sank ein, wurde schlaff und faltig. Mit jedem meiner Stöße alterte sie um ein Jahrzehnt, sie starb, war tot und verweste bereits, während ich immer noch schneller wurde, um endlich abzuspritzen, und mich an der Matratze wund rieb. Ein rosa Gespenst bumsen. Die Kontur eines Mordopfers auf meinem Bett.
Die Frauen sterben binnen Sekunden.
Ich habe nicht gehört, dass die Tür hinter mir aufging. Habe nichts von dem Luftzug auf meinem nackten verschwitzten Arsch gespürt. Ich habe mich erst umgedreht, als ich die Stimme meiner Adoptivmutter hörte. Ihr Flitterwochennachthemd. Ihre Weihnachtsperlenkette. Und auf meinem Computer spritzte Lloyd George seine Ladung in Cassie Wrights schönes Gesicht.
Meine Adoptivmutter hinter mir kreischt: »Weißt du eigentlich, wer das ist?«
Und ich drehe mich um, mitsamt meinem Ständer, der noch in rosa Latex steckt, ein Fahnenmast mit einer Fahne in Form von Cassie Wright.
Und meine Adoptivmutter schreit: »Das ist deine Mutter!«
Mein Ständer, das war der Letzte, den ich je hatte.
Nein, davon habe ich Mr. Bacardi nichts erzählt.
15
Mr. 137
Bei der ersten Gelegenheit mache ich mich an die Assistentin ran und frage sie, woher sie sich so gut mit Vaginalembolien auskennt. Fast tausend tote Frauen pro Jahr? Opfer von Möhren und Batterien, mit denen sie sich Luft reinpressen? Reichlich abwegige Fakten, um sie bloß so beiläufig einzuwerfen.
»Entschuldigung«, sage ich zu ihr, »aber ich habe das eben mitbekommen.«
Sie hält ihren Kuli wie einen Zauberstab und zeigt damit nacheinander auf die Männer, die hier noch rumstehen. Ihre Lippen formen stumm die einzelnen Nummern – 28... 29... -, und während sie etwas auf ihrem Clipboard notiert, sagt sie: »Dafür werde ich von Ms. Wright ja auch gut
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