So berauschend wie die Liebe
weit, nur ein Stück den Hügel hinunter.“
Schweigend liefen sie gemeinsam am Gras bewachsenen Straßenrand entlang. Ein Jeep mit vier jungen Männern fuhr an ihnen vorbei. Die Insassen winkten und riefen fröhlich. „Hi Lucy!“ Und Lucy winkte zurück.
„Freunde?“
„Ja, Schüler aus meinem wöchentlichen Kunstkurs an der High School. Warum erklärst du mir jetzt nicht den Grund deines Besuchs? Ich bin ganz Ohr.“
Wieder fuhr ein Auto hupend vorbei und Lucy winkte lächelnd.
„Nein, ich warte, bis wir im Restaurant sind. Da wird man weniger gestört.“ Außerdem brauchte Lorenzo noch etwas Zeit, um sich wieder zu fassen. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass Lucy auch Kunst unterrichtete. Aber was wusste er schon von ihr, das über das Bett hinausging? Lucy Steadman machte ihn wütend und erregte ihn … beides über die Maßen, was er gar nicht mochte. Er mochte sie nicht. Dennoch war er darauf angewiesen, dass sie sich seinen Vorschlag anhörte, und wenn man von einer Frau etwas wollte, ließ man ihr am besten für eine Weile ihren Willen. Gab ihr das Gefühl, dass sie die Kontrolle hatte.
Lucy wiederum unterdrückte ein Lächeln. Wenn Lorenzo auf ein Restaurant hoffte, stand ihm ein unsanftes Erwachen bevor.
Looe war malerisch in einem engen Tal gelegen und besaß eine steinerne Brücke, um die Stadtteile zu beiden Ufern des Gezeitenflusses miteinander zu verbinden. Lucy ging mit Lorenzo die Hauptstraße hinunter, die am Hafen und Fluss entlang zum Strand führte. Lorenzo war von der Menge an Touristen überrascht … und auch davon, wie viele Menschen Lucy hier offensichtlich kannte. Alle paar Meter blieb jemand stehen, um Hallo zu sagen.
Andererseits, war es ein Wunder? In ihrem leuchtend türkisfarbenem Kleid, mit ihrem wehendem Blondhaar und fedrigen Ohrschmuck, dazu ein alles überstrahlendes Lächeln, wirkte sie wie eine hinreißende Exotin. Für Lorenzo war sie allerdings vor allem eine höchst begehrenswerte Frau, und er gestand sich ein, dass dies für ihn zu einem Problem zu werden drohte.
Zehn Minuten später saßen sie auf der Hafenmauer, und Lorenzo beäugte etwas skeptisch den Karton, den Lucy ihm in die Hand gedrückt hatte.
„Ich habe für dich Pizza gekauft, weil du doch Italiener bist. Der Fish & Chips-Laden bietet alles an“, erklärte sie ungerührt, während sie ihren Karton mit Backfisch und Pommes Frites aufklappte.
„Danke.“ Lorenzo öffnete seine Packung. „Ich denke …“ Ein wenig beunruhigt begutachtete er das, was in einem englischen Touristenort als Pizza verkauft wurde.
„Schieß los, du hast meine ungeteilte Aufmerksamkeit“, ermunterte Lucy ihn, wobei sie ihn amüsiert beobachtete. Er beäugte sein Essen, als könnte es ihm aus dem Karton entgegenspringen! Ja, ja, Lorenzo Zanelli musste schon sehr dringend etwas von ihr wollen, dass er sich herabließ, auf einer Hafenmauer eine Pizza aus der Imbissbude zu essen.
„Wir haben ein Problem, Lucy.“
Es gibt kein wir waren die Worte, die ihr sofort in den Sinn kamen. Doch sie verkniff sich die Entgegnung. Sollte er sich den Strick selber drehen. Es lag eine ungemeine Genugtuung in dem Wissen, dass Lorenzo nicht bekommen würde, was immer er wollte. Lucy nahm sich einen Pommes und aß ihn seelenruhig.
„Ach ja?“, fragte sie dann. Es machte ihr großen Spaß, ihn hinzuhalten. Genüsslich biss sie von dem fettigen Backfisch ab und blickte mit gespieltem Interesse zu Lorenzo hinüber, während sie sich die Lippen leckte.
„Ja.“ Es fiel ihm schwer, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als ihre rosige Zungenspitze, die über ihren verführerischen Mund fuhr. „Teresa Lanza hat meine Mutter besucht, um ihr alles über die wundervolle Hochzeit hier in Cornwall zu erzählen … einschließlich der Tatsache, dass Lucy Steadman die Brautjungfer war. Zusätzlich hat sie ihr einen Berg von Fotos mitgebracht, die sie und ihr Mann aufgenommen haben … darunter einige von dir und mir.“
„Hat diese Geschichte auch eine Pointe?“, fragte Lucy ungeduldig. Sie war mit ihrem Fisch und den Pommes Frites fertig, genauso wie sie mit Lorenzo fertig war, aber jetzt mit ihm so Seite an Seite auf der Hafenmauer zu sitzen, stellte ihre guten Vorsätze doch auf eine harte Probe. Sie wollte ihn endlich loswerden.
„Die Folge ist, dass meine Mutter mich gebeten hat, dich einzuladen, sie in Italien zu besuchen. Überdies möchte sie dir ein Porträt von Antonio in Auftrag geben. Du kannst dir denken, dass ich keinen
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