So berauschend wie die Liebe
verbirgt. Was für eine hinreißende Figur, Sie Glückspilz!“ Sie lächelte vielsagend. „Und der erbetene Bericht liegt auf Ihrem Schreibtisch.“
Mit einer unterdrückten Verwünschung nahm Lorenzo das Magazin entgegen und stöhnte, als er die Schlagzeile las: „Englische Hochzeit für Aldo Lanzas Neffen James Morgan.“ Auf der Doppelseite waren zahlreiche Fotos von der Hochzeitsfeier abgebildet mit den jeweiligen Namen und einem Kommentar. Eine der Aufnahmen zeigte Lorenzo mit Lucy, die er besitzergreifend im Arm hielt. Sie sah atemberaubend schön aus, wie sie ihn anlächelte, eine kleine Hand auf seiner weißen Hemdbrust. Und er erwiderte ihr Lächeln. Passend zu der Vertraulichkeit, die aus diesem Schnappschuss sprach, lautete die Bildunterschrift: „Lorenzo Zanelli mit der Brautjungfer, eine langjährige Freundin und aktuelle Partnerin.“
Er stürmte in sein Büro, schlug die Tür hinter sich zu und setzte sich an seinen Schreibtisch, um den Artikel zu überfliegen. Der Reporter hatte natürlich die Verbindung von Lucy zu ihrem Bruder hergestellt und die tragische Geschichte des damaligen Unglücks wieder ausgegraben. Als ob Lorenzo daran erinnert werden musste! Teresa Lanza, diese unverbesserliche Klatschtante, war schuld – und er konnte nichts mehr dagegen tun. Jetzt begriff er auch, warum seine Mutter so schuldbewusst geblickt hatte. Sie musste von der bevorstehenden Veröffentlichung dieser Reportage in der Augustausgabe der Zeitschrift gewusst haben.
Ärgerlich warf Lorenzo das Blatt beiseite und nahm sich den Bericht über Steadman’s vor. Nachdem er den gelesen hatte, war er erst richtig wütend. Seine dunklen Augen blitzten angriffslustig. Das hatte nichts mehr mit Geschäft oder Familie zu tun, sondern war eine rein persönliche Angelegenheit. Nichts konnte Lorenzo so sehr reizen wie eine Herausforderung, und dazu war Lucy jetzt für ihn geworden. Offenbar hatte er sie restlos unterschätzt. Sie hatte tatsächlich einen eigenen, höchst kreativen und wirtschaftlich fundierten Plan zur Rettung von Steadman’s entwickelt, den jede Bank – seine eingeschlossen – als reelle Investition verstehen würde.
Sich von einer halben Portion wie Lucy ausbooten zu lassen war undenkbar für Lorenzo. Wie es aussah, hatte sie ihn effektiv kaltgestellt, indem sie mit Richard Johnson, dem Bauträger und dritten Anteilseigner bei Steadman’s , vereinbart hatte, einen profitablen Wohnungs- und Geschäftskomplex mit Flussblick auf dem parkähnlichen Gartenareal zu bauen, das zu ihrem Elternhaus gehörte. So blieb die Fabrik unangetastet und konnte weiter produzieren.
Es war Lorenzo gleichgültig, ob sie für diesen Abschluss mit dem Mann geschlafen hatte oder nicht. Er musste ihr zugestehen, dass sie schlau war – andererseits hatten schon ganz andere Kaliber versucht, ihn auszutricksen, und waren gescheitert. Nach kurzem Überlegen führte Lorenzo einige Telefonate, bevor er die Bank verließ. Kurze Zeit später saß er in seinem Learjet nach Newquay Airport. Seine dunklen Augen funkelten triumphierend. Am Flughafen erwartete ihn bereits ein Wagen samt Chauffeur. Lorenzo war jetzt ganz und gar der skrupellose Geschäftsmann, entschlossen, Lucy ein Angebot zu machen, das sie nicht ablehnen konnte.
6. KAPITEL
Lucy legte den Telefonhörer auf und ging aufgewühlt und tief in Gedanken in die Galerie zurück. Der Anrufer war Richard Johnson gewesen, ihr Partner bei dem geplanten Bauprojekt in Dessington. Er hatte einen Rückzieher gemacht. Ohne ihr eine Erklärung zu geben, hatte er sie lediglich darüber informiert, dass er an einem gemeinsamen Geschäft mit ihr nicht mehr interessiert sei, und das Gespräch beendet.
Sie war allein in der Galerie, da montags nie viel los war. Verzweifelt zerbrach sie sich den Kopf nach einer Lösung. Sie rief ihren Anwalt an, der genauso überrascht war wie sie, ihr jedoch versprach, sich wieder bei ihr zu melden. Ein Telefonat mit ihrer Bank brachte überhaupt nichts ein – außer dem Hinweis, dass Lucy nun die Hypothekenraten für zwei Häuser zu zahlen hätte.
Es wurde halb sechs, und Lucy wusste sich wirklich keinen Rat mehr. Müde sank sie auf den Hocker hinter der Kasse und begann ganz automatisch, die Tageseinnahmen zu zählen. Normalerweise wäre sie sehr zufrieden gewesen. Die Galerie lief gut. Aber da die Bank im Hinblick auf den Kredit für das Bauvorhaben den Nachweis eines gewissen Eigenkapitals verlangte, hatte sie eine Hypothek auf die Galerie
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