So berauschend wie die Liebe
Vertrag herauszuholen.
Doch Lucy war noch nicht fertig. „Was aber das Geheimhaltungsabkommen betrifft – vergiss es! Du musst dich mit meinem Wort begnügen. Und was den Auftrag für ein Porträt angeht … warte eine Minute.“
Obwohl Lorenzo so hastig aus dem Auto kletterte, dass er sich empfindlich den stolzen Kopf stieß, war Lucy bereits im Cottage verschwunden und schloss hinter sich ab. Als sie wenige Minuten später die Haustür wieder öffnete, stand Lorenzo wutschnaubend davor und wollte gerade mit der Faust dagegen hämmern.
„Ich war noch nicht fertig!“, fuhr er Lucy an. „Lass uns eines klarstellen: Wir machen das auf meine Weise oder gar nicht. Deine Bedingungen sind nicht akzeptabel. Ich bestehe auf dem Geheimhaltungsabkommen!“
„Dann vergiss es. Ich bin an deinem schäbigen Angebot nicht interessiert und will nichts mehr mit dir und mit deiner Familie zu tun haben.“ Lucy drückte ihm ein Gemälde und ein Skizzenblatt in die Hände. „Hier, nimm dass … dann muss deine Mutter mich gar nicht anrufen. Ich brauche dich nicht, denn ich habe jetzt einen anderen Partner … einen ehrenhaften Mann!“ Ehe er reagieren konnte, ging sie ins Haus zurück, schlug die Tür hinter sich zu und schloss erneut ab.
Lorenzo hatte ihr nur mit halbem Ohr zugehört, völlig gebannt von dem Gemälde. Es war ein Porträt seines Bruders Antonio und so gut, dass es Lorenzo den Atem verschlug. Lucy hatte ihn vollkommen authentisch eingefangen … seine dichten schwarzen Locken, die strahlenden Augen, das gewinnende Lächeln. Er sah so frappierend lebendig und glücklich aus. Und Lorenzo erkannte noch etwas anderes: Lucy, die zu dem Zeitpunkt noch ein Teenager gewesen sein musste, konnte ihn nur so gemalt haben, wenn sie zumindest ein wenig in ihn verliebt gewesen war.
Nachdenklich wandte Lorenzo seine Aufmerksamkeit dem anderen Bild zu und erstarrte. Während Antonios Porträt Licht und Wärme ausstrahlte, war das skizzierte Gesicht dunkel und glutäugig. Die Ähnlichkeit war unmissverständlich, aber die kleine grünäugige Hexe hatte ihm Hörner über den Ohren gemalt … und einen langen Schwanz, weil die Zeichnung eine Karikatur von Lorenzo als einer großen schwarzen Ratte mit dem Gesicht eines rotäugigen Teufels darstellte!
Ganz gewiss kein Porträt für die Ahnengalerie oder für die Augen seiner Mutter … aber wirklich gelungen und unter den gegebenen Umständen amüsant. Doch dann begriff Lorenzo, was Lucy ihm zum Abschied gesagt hatte, und sein Lächeln verschwand. Mit schmalen Augen blickte er zurück zum Haus. Sollte er es noch einmal versuchen? Nein, er würde wiederkommen und beim nächsten Mal besser vorbereitet sein. Und es würde ein nächstes Mal geben!
Ungeachtet der Tatsache, dass er Lucy nicht vertrauen konnte, dass sie ihn geohrfeigt und sich mit der Karikatur über ihn lustig gemacht hatte … was ihn wirklich fuchste, war die Tatsache, dass sie anscheinend die Frechheit besaß, sich einzubilden, sie könne ihn bei einem Geschäft austricksen. Er musste den Namen des „ehrenhaften Mannes“ herausfinden, der Lucy offensichtlich überzeugt hatte, dass er ihr helfen würde, Steadman’s zu retten … sodass sie Lorenzos Angebot mit einer eindrucksvollen Geste zurückgewiesen hatte. Was sie bald bereuen würde!
Lorenzo verbrachte den Sonntag in seiner Villa in Santa Margherita und erholte sich beim Segeln, nachdem er mit seiner Mutter telefoniert und ihr versichert hatte, er habe mit Lucy gesprochen, aber sie sei zu beschäftigt für einen Besuch in Verona. Er sei jedoch zuversichtlich, sie wegen des Porträts überreden zu können.
Ausgeruht und entspannt flog er dann montags nach New York. Obwohl er die Nachforschungen hinsichtlich der neuesten Entwicklung im Fall Steadman in die Wege geleitet hatte, war er eigentlich entschlossen, die Anteile zum geplanten Zeitpunkt zu verkaufen. Seiner Mutter würde er in ein paar Wochen das Gemälde von Antonio geben und damit einen Schlussstrich unter die unselige Affäre ziehen.
Als er jedoch zwei Wochen später nach Italien zurückkehrte, erwartete ihn eine neue Überraschung. Seine Sekretärin empfing ihn mit einem breiten Lächeln und präsentierte ihm die neueste Hochglanzausgabe eines monatlichen Society-Magazins, das sie in der Mitte aufgeschlagen hatte.
„Tolle Hochzeit, ich habe die Brautjungfer natürlich erkannt – offenbar Ihre neue Freundin. Aber ich hätte wirklich nicht vermutet, was sich unter diesem schwarzen Kostüm
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