So berauschend wie die Liebe
Antonio in Auftrag zu geben.
Lorenzo trank den Whisky mit einem Schluck aus, stellte das Glas auf einen Tisch und streckte sich auf dem Sofa aus. Das Fatale war, dass er keinen Ausweg sah, ohne Lucy Steadman mit einzubeziehen. Grundsätzlich hatte er zwei Möglichkeiten: Er konnte der Bitte seiner Mutter folgen und Lucy mit dem Hinweis auf einen möglichen Auftrag für ein Porträt von Antonio nach Verona einladen. Der große Haken dabei war, dass Lucy von seinem Zusammenstoß mit Damien wusste, den er seiner Mutter gern weiterhin verschweigen wollte, um bei ihr keine alten Wunden aufzureißen. Damit war dies für ihn eigentlich keine Option.
Er hatte mit Lucy abgeschlossen und konnte sich nicht vorstellen, dass sie überhaupt eine Einladung von ihm annehmen würde, nachdem er sie so brutal abserviert hatte. Andererseits wusste man nie, wozu eine verschmähte Frau fähig war. Vielleicht würde sie ja auch gern die Gelegenheit nutzen, seiner Mutter von seinen Vorwürfen gegenüber Damien zu erzählen, um ihm, Lorenzo, eins auszuwischen? Seine dunklen Augen blitzten auf. Das würde er nicht zulassen!
Nein, nur die zweite Möglichkeit kam wirklich infrage. Sie entsprach auch seiner skeptischen Einstellung dem weiblichen Geschlecht gegenüber und würde seiner Erfahrung nach bestimmt von Erfolg gekrönt sein. Er würde Lucy die Anteile seiner Bank an Steadman’s im Gegenzug für ihre Einwilligung bieten, keinerlei Einladungen seiner Mutter anzunehmen und kein Wort mehr über Antonios Unfall zu verlieren, sollte die alte Dame selbst mit ihr in Verbindung treten.
Lucy hatte ihm lange genug den Seelenfrieden geraubt. Sein Entschluss stand fest. Das Geld spielte für ihn keine Rolle, und er hatte schon viel zu viel Zeit damit vergeudet, über diese grünäugige Hexe nachzudenken. Wenn er Lucy die Anteile an Steadman’s überließ, war das unselige Kapitel, das ihn mit dieser Familie verband, endgültig abgeschlossen.
Lorenzo nahm sein Handy und besann sich dann anders. Sicher würde Lucy sofort auflegen, wenn sie seine Stimme hörte. Nein, es war besser, sie zu überrumpeln, sodass sie ihm nicht ausweichen konnte. Auch wenn es bedeutete, dass er sie noch einmal wiedersehen musste. Zum allerletzten Mal, sagte er sich, wobei er energisch ignorierte, wie sehr ihn die Aussicht erregte.
„Lucy!“ Elaine stürmte in die kleine Küche im rückwärtigen Teil der Galerie, wo Lucy gerade dabei war, den Tee aufzugießen, den sie und Elaine sich nach einem sehr geschäftigen und erfolgreichen Arbeitstag gönnen wollten.
„Was ist denn los? Ist noch eine Horde Kunden eingefallen?“
„Nein … nur ein Mann, der nach dir fragt. Ich kann jetzt verstehen, warum du dir nach diesem Lorenzo die Augen ausgeheult hast. Er mag ja ein Mistkerl sein, aber … einfach unglaublich attraktiv! Ich wette, er ist ein perfekter Liebhaber. Nicht, dass ich dir raten würde, den gleichen Fehler noch einmal zu machen.“
Lucy stand wie angewurzelt da. Sie hatte nicht damit gerechnet, Lorenzo noch einmal wiederzusehen.
„Geh schon.“ Elaine nahm ihr die Teekanne aus der Hand und schob Lucy zur Tür. „Sieh zu, dass du ihn so schnell wie möglich loswirst. Und ruf mich, falls du Hilfe brauchst!“
Das wäre sicher nicht nötig, denn schließlich war sie über Lorenzo hinweg. Dennoch kamen schmerzliche Erinnerungen in ihr hoch. Lucy wollte gar nicht wissen, warum er jetzt noch einmal hier auftauchte. Er hatte sich ihr gegenüber ja sehr deutlich ausgedrückt: Lorenzo hatte sie benutzt und bezahlt; er verachtete sie einzig und allein dafür, dass sie eine Steadman war.
Mit stolz erhobenem Kopf ging Lucy den Flur entlang zur Galerie. Kein Mann würde sie je wieder derart unwürdig behandeln und so grob abservieren! Lorenzo erschien auf der Schwelle, und Lucys verräterisches Herz setzte einen Schlag aus. Bekleidet mit einem weißen Leinenhemd und ausgewaschenen Designerjeans sah er umwerfend aus. Lucy nahm all ihre Willenskraft zusammen, um dem Blick seiner samtbraunen Augen standzuhalten.
„Lucy …“
Die Art, wie er ihren Namen sagte, das gewinnende Lächeln … Schon einmal hatte er sie damit verführt. Aber Lucy ließ sich nicht mehr ins Boxhorn jagen. „Lorenzo“, sagte sie kühl und ging auf ihn zu. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er erwartete, sie würde sich ihm an den Hals werfen – was für eine bodenlose Arroganz! Ihr Zorn half Lucy, alle anderen Gefühle zu verdrängen. „Ich hatte nicht erwartet, dich noch einmal
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