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So bitterkalt

So bitterkalt

Titel: So bitterkalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
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Stelle in der Vorschule bekommt, muss er hierherziehen.
    Während er die Storgatan hinuntergeht, klingelt plötzlich sein Handy. Weil ein frischer Wind bläst, stellt er sich an eine Ziegelsteinmauer, ehe er den Anruf annimmt.
    Â»Jan?«
    Es ist die knarzige und kraftlose Stimme seiner alten Mutter. Sie fährt sogleich fort: »Was machst du? Bist du in Göteborg?«
    Â»Nein, ich war bei einem Bewerbungsgespräch.«
    Es fiel ihm immer schwer, seiner Mutter zu erzählen, was er gerade machte. Das fühlte sich zu persönlich an.
    Â»Ein Bewerbungsgespräch, das klingt doch gut. Ist es in der Stadt?«
    Â»Nein, ein wenig außerhalb.«
    Â»Dann will ich mal nicht weiter stören ...«
    Â»Schon in Ordnung, Mama, es ist gut gelaufen.«
    Â»Und wie geht es Alice?«
    Â»Doch, der geht es gut. Sie arbeitet halt.«
    Â»Es wäre schön, wenn ihr mal hier raufkommen würdet. Beide zusammen.«
    Jan schweigt.
    Â»Vielleicht später im Herbst?«, schlägt die Mutter vor.
    Jan hört keine Kritik in ihrer Stimme, sondern nur die stille Erwartung einer alten Witwe. »Ja gut, ich komme im Herbst mal rauf«, verspricht er, »und ich werde ... ich werde mit Alice reden.«
    Â»Gut. Jetzt viel Glück. Denk daran, dass auch du mit dem Arbeitgeber zufrieden sein musst.«
    Jan dankt rasch und beendet das Gespräch.
    Alice . Irgendwann hat er den Namen mal versehentlich seiner Mutter gegenüber erwähnt, und daraufhin hat er langsam Form angenommen und ist zur Freundin ihres Sohnes geworden. Natürlich gibt es gar keine Alice in seinem Leben, sie war nur eine Traumperson, doch jetzt möchte seine Mutter sie kennenlernen. Irgendwann muss er ihr gestehen, wie es wirklich aussieht.
    Er spaziert durch das Zentrum von Valla und sieht viele große Schaufenster, aber keine Kirche. Einen Friedhof scheint es auch nicht zu geben.
    Unten am Fluss gibt es ein hübsches Landesmuseum mit einem kleinen Café. Jan geht hinein und kauft sich ein Sandwich. Er setzt sich ans Fenster und sieht zur Busstation hinüber.
    Er kennt keinen einzigen Menschen in Valla – ist das nun beklemmend oder befreiend? Der Vorteil ist, dass ein Fremder ein völlig neues Leben beginnen und, nach seiner Herkunft befragt, selbst wählen kann, welche Details er preisgibt. Je weniger Antworten, desto besser. Er muss kein einziges Wort über sein früheres Leben verlauten lassen. Kein Wort über Alice Rami.
    Doch seine Sehnsucht nach ihr ist der Grund dafür, dass Jan nun in Valla sitzt.
    Den Tipp mit dem Krankenhaus Sankt Patricia hat er Anfang Juni bekommen, als seine letzte Vertretungsstelle in einer Vorschule in Göteborg auslief. Es war ein sehr lustiger Abend, er war fast glücklich gewesen.
    Wie so oft war er der einzige Mann zwischen lauter Frauen. Die Kolleginnen aus der Vorschule hatten ihn ins Restaurant eingeladen, um sich für die Zeit mit ihm zu bedanken, und er hatte die Einladung angenommen. Und nach dem Essen tat er etwas völlig Unerwartetes: Er lud sie alle zu sich nach Hause ein, in seine kleine Wohnung in Johanneberg. Ein enges Einzimmerapartment, das er zur Untermiete bewohnte.
    Aber was sollte er den Frauen anbieten? Er selbst trank fast nie Alkohol, er konnte den Geschmack kaum ertragen.
    Â»Ich glaube, ich habe noch ein paar Chips zu Hause, also, falls ihr mitkommen wollt?«
    Das wollten die fünf Kolleginnen, aber Jan selbst bereute sein Angebot bereits, als er sie die Treppe hinauflotste und die Tür aufschloss.
    Â»Leider ist nicht aufgeräumt.«
    Â»Das macht nichts!«, riefen sie und kicherten angesäuselt.
    Jan ließ sie hinein.
    Sein Tagebuch war in einer Schreibtischschublade versteckt, zusammen mit der Comicserie Der Scheue . Ansonsten hatte er nichts zu verbergen, außer den Rami-Bildern. Wenn er diesen Besuch geplant hätte, dann hätte er sie wahrscheinlich auch versteckt, doch als die Kolleginnen jetzt die Wohnung betraten, sahen sie natürlich das gerahmte Plattencover in der Diele, dazu ein Konzertplakat in der Küche und das große Poster, das er vor nahezu zehn Jahren in einer Musikzeitschrift gefunden hatte und das nun mit Reißzwecken befestigt neben dem Bücherregal hing.
    Es war ein Schwarz-Weiß-Bild von Rami, wie sie breitbeinig mit ihrer E-Gitarre auf einer kleinen Bühne stand, das strubbelige Haar von den Scheinwerfern angestrahlt und der Rest der Band wie

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