So bloody Far (German Edition)
Versuchung seine gedanklichen Fühler nach Far auszustrecken. Über diese Entfernung müsste es ihm eigentlich gelingen. Aber er hatte viel zu viel Angst, dass jemand anderer zufällig das telepathische Band erspüren könnte. Die Folgen wären nicht auszudenken.
Was tue ich, wenn ich feststelle, dass Far wirklich von Bhreac beeinflusst wurde und gar nicht mit mir gehen will? Songlian lehnte sich gegen den Baum und schluckte trocken. Diese Möglichkeit musste er in Betracht ziehen. Schließlich hatte Far seinen Bruder oral befriedigt, ohne bedroht werden zu müssen. Und das in einem rappelvollen Club! Songlians Hand wanderte zu seiner Brust. Dort, unter seiner Kleidung verbogen, lag gefaltet Fars kleiner Zettel.
‚Ich liebe dich, Song. Ich habe dich schon immer geliebt‘, stand darauf. Er zog den Zettel hervor und suchte Trost und Rat in Fars Handschrift. Mit dem Finger fuhr er die einzelnen Buchstaben nach, ehe er den Zettel sorgfältig an seiner nackten Haut verbarg. Sein Blick glitt zur Villa zurück. Wenn diese verflixten Kameras nicht überall wären ... Leider war Bhreac ein Freund aufwendiger Technik, deshalb wunderte sich Songlian auch nicht weiter über die Überwachungsausstattung der Villa.
Zwei Umrundungen des ansehnlichen Gebäudes später entdeckte er unter einem der Giebel ein kleines Fenster, das mit einem hölzernen Laden verschlossen war. Konnte das Fenster zu einem Dachboden führen? Und würde es genauso gesichert sein, wie die übrigen Fenster? Grübelnd nagte Songlian an einer Fingerkuppe. Da bemerkte er Cailean, der durch den Park schlenderte und ziemlich gelangweilt einen Kontrollgang unternahm. Songlian zog sich lautlos in die Schatten zurück. Zum Glück befanden sich im Umkreis genügend andere Vampire, sodass seine Präsenz hier nicht weiter auffiel. Sollte Cailean über ihn stolpern, würde diese Nacht unangenehm enden, dessen war er sich nur allzu bewusst. Es war fraglich, ob er einer Horde entschlossener und wütender Vampire entkommen würde. Er regte sich erst wieder, als von Cailean nichts mehr zu sehen war, und kehrte in seine wenig ansprechende Wohnung zurück. Heute würde er nichts mehr unternehmen können. Nicht ohne geeignete Ausrüstung und ohne den Bauplan der Villa. Aber der würde sich garantiert organisieren lassen.
Far hielt sein Wort und blieb in Bhreacs Suite, obwohl er das Gefühl hatte, wie ein kleiner Junge Stubenarrest erhalten zu haben. Aber er hatte keine Kraft für Streitereien mit Bhreac übrig. Er brauchte schon seine ganze Energie, um seine innere Mauer, die der Anblick des Gothic erschüttert hatte, zu festigen und zu halten. Daher erschien es ihm wirklich besser, wenn er den Stubenarrest einhielt und sich nicht ständig mit Cailean auseinandersetzen musste. Wo blieb der überhaupt? Inzwischen tobte ein vernichtender Hunger in Far. Er war jetzt seit mehr als zwei Wochen ohne Nahrung und selbst Bhreac, der ihm das von Fraser organisierte Blut zuteilte, hatte ihn vorher nur mit den notwendigsten Mengen an Blut versorgt. Sein Herr und Meister wollte damit eindeutig seine Kräfte kontrollieren. Sein Körper fühlte sich bereits schwächer und zittriger an. Wollte Cailean ihn vertrocknen lassen, obwohl Bhreac ihm aufgetragen hatte für ihn zu sorgen? Ein dumpfes, mattes Knurren drang aus seiner Kehle. Zum ersten Mal lernte er den gefürchteten Bluthunger kennen. Und doch blieb ihm nichts anderes übrig als weiterhin zu warten.
Erst in der zweiten Nacht öffnete sich die Tür. Zu Fars Überraschung schubste Cailean eine junge Frau mit gefesselten Händen in die Suite. Als er ihr einen heftigen Stoß gab, stolperte sie und fiel zu Boden, wobei sie einen ängstlichen Schrei ausstieß.
„Abendessen“, sagte Cailean gelassen in seine Richtung. „Konserven waren nicht aufzutreiben. Du musst dich also mit ihr begnügen.“
Ehe er protestieren konnte, war Cailean bereits wieder verschwunden. Fars Blick glitt zu seinem Abendessen. Du lieber Himmel! Was sollte er denn tun? Die Frau starrte ihn voller Angst aus großen Augen an und kroch, ohne den Blick von ihm zu lösen, in eine Zimmerecke. Ihre geschwollene Nase blutete. Sicherlich hatte sie sich gegen Cailean zur Wehr gesetzt. Der Geruch nach dem frischen Blut schien allmählich jeden anderen in dem Raum zu überlagern. Fars Fangzähne brachen gegen seinen Willen hervor und er stieß ohne es zu wollen ein hungriges Knurren aus. Die Frau presste ihre gefesselten Hände vor ihren Mund und schob sich
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