So bloody Far (German Edition)
tiefer in die Ecke. Ihr war bewusst, in welcher Gefahr sie sich befand. Mit aller Gewalt unterdrückte Far seine niederen Instinkte. Er hatte sich geschworen keinen Menschen anzurühren. Immerhin war er so lange ein Officer, bis die SEED ihn aus ihren Reihen verstoßen sollte. Sollte er sich an einem Menschen vergreifen, könnte er sich seinen Moralvorstellungen folgend auch gleich seine DV8 an den Kopf halten und abdrücken. Es war allerdings unmöglich die Frau durch das ganze Haus und bis zur Straße zu bringen. Nicht, wenn das Haus voller Vampire war, die eine solche Mahlzeit nicht ausschlagen würden. Ohne Bhreac an seiner Seite würden sie sich eher gegen ihn zusammenrotten, als seinem Befehl, das Opfer unversehrt zu lassen, gehorchen. Langsam machte ihn der Blutgeruch total verrückt. Far warf sich in einen Sessel, umklammerte die gepolsterten Lehnen und starrte hilflos zur Zimmerdecke empor. Die Frau weinte leise.
„Ich tu dir nichts“, presste er im schlechten Russisch hervor, das er in den letzten Monaten aufgeschnappt hatte.
Ein ungläubiger Blick traf ihn. Allmählich hoffte Far, dass Bhreac rasch aus Obninsk zurückkehrte, denn lange würde er es zusammen mit der Frau und seinem furchtbaren Hunger nicht aushalten. Das war wirklich typisch Cailean, ihm seine Blutkonserven vorzuenthalten und ihm stattdessen einen Menschen zu bringen.
Der Geruch nach Blut und Angst in dem Zimmer wurde immer dominanter und begann Fars Gedanken zu verkleben. Sein Hunger nahm grausame Ausmaße an. Dieses Martyrium würde Cailean büßen. Mit aller Gewalt versuchte sich Far zu beherrschen, klammerte sich an seine innere Mauer und versuchte zu vergessen, dass er nicht mehr allein in dem Raum war.
Inzwischen schien es kein Geheimnis mehr zu sein, dass es hier Beute gab. Verstohlene Schritte waren auf dem Flur zu hören und gleich darauf leises Gemurmel. Alle seine Sinne schlugen Alarm. Es gab genügend niedere Vampire in Bhreacs Diensten, die ständig hungrig waren und aus diesem Grund Verbote missachtet hatten. Das Wispern und Raunen vor der Tür nahm zu. Mit gespitzten Ohren erhob sich Far aus dem Sessel und brachte sich mit wenigen Schritten zwischen die Tür und die Gefangene, entschlossen sie zu verteidigen. Das Weinen der Frau verstummte. Flehend sah sie zu ihm auf, bemerkte offenbar, dass er sie beschützen wollte. Far schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln, obwohl er selber nicht so empfand. Die sonst über ihm schwebende, schützende Hand Bhreacs fehlte, die die rachsüchtigen Sippenangehörigen im Zaum hielt. Er hatte sich hier gewiss keine Freunde gemacht und befand sich zudem in der Gesellschaft eines blutenden Menschen. Ihm war klar, dass es eine Auseinandersetzung geben würde. Schon im nächsten Moment richtete sich sein Blick alarmiert auf die Türklinke, die jemand behutsam herunterdrückte. Glaubten sie wirklich, sie wären bislang unbemerkt geblieben? Far spannte jeden einzelnen Muskel in seinem Körper an.
Schlagartig flog die Tür auf und mehrere Gestalten stürmten in das Zimmer. Vor Entsetzen begann die Frau zu kreischen, doch Far hatte keine Zeit, um sich mit ihr zu beschäftigen. Er tauchte unter dem Hieb einer Brechstange hindurch, konnte aber dem Faustschlag in seinen Magen nicht mehr ausweichen. Die Luft wurde aus seinen Lungen gepresst und er taumelte einige Schritte zurück. Mit aller Kraft setzte er sich gegen die Angreifer zur Wehr, hatte allerdings gegen die Übermacht keine Chance. Als ein harter Gegenstand gegen seinen Hinterkopf krachte, brach Far in die Knie. Wie aus weiter Ferne hörte er den erstickten Aufschrei der Frau und er konnte den herrlichen Schwall Blut riechen, als sie in Stücke gerissen wurde. Er erhielt einen weiteren Hieb gegen den Hinterkopf und Far gingen die Lichter aus.
Songlian hatte seinen Einbruch sorgfältig vorbereitet, sich in einem Sportgeschäft eine Kletterausrüstung beschafft und in der Baubehörde einen Beamten bestochen, der ihm dafür den Bauplan für Bhreacs Villa aushändigte. Mittlerweile hatte er beschlossen, es mit dem Fenster zum Dachboden zu versuchen. Falls alles gut ging, würde er bereits morgen früh in Fars Armen aufwachen. Seine Finger tasteten sich zu dessen Liebesbotschaft, die er wie ein unverbesserlicher Romantiker auf seiner Haut trug.
„Mo chroí“, murmelte er versonnen und trat nach einer Schabe, die dem Insektenspray und den Klebefallen entgangen war.
„Widerliche Viecher. Wenn ihr wenigstens unter dem Sofa oder
Weitere Kostenlose Bücher